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Frankfurt: Demonstration von Exil-Iranern – "Wie ein Krieg im eigenen Land"


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"Dieser Aufstand wird nicht aufhören"
Wieso auch Exil-Iraner gegen das Ayatollah-Regime demonstrieren

Von Stefan Simon

Aktualisiert am 25.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Exil-Iranerinnen protestieren in Frankfurt vor dem iranischen Konsulat.Vergrößern des Bildes
Exil-Iranerinnen protestieren in Frankfurt vor dem iranischen Konsulat. (Quelle: Stefan Simon)

Nach dem Tod von Mahsa Amini demonstrieren auch in Deutschland Iraner. Was soll ihr Protest erreichen?

"Die Menschen im Iran haben keine Waffen, aber legen sich dennoch mit den Milizen, der Sittenpolizei und dem Militär an. Das ist wie ein Krieg im eigenen Land", sagt Azar Taheri. Gemeinsam mit rund 80 Exil-Iranerinnen und -Iranern demonstriert sie am Freitagmittag vor dem iranischen Konsulat in Frankfurt. Auch in weiteren Städten finden Proteste statt.

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Der Tod von Mahsa Amini hat im Iran landesweite Proteste ausgelöst. Offiziell soll es bislang 36 Tote gegeben haben. Die junge Iranerin Ahmini wurde allem Anschein nach von Polizisten in der Haft tödlich verletzt. Die Kurdin hatte ihr Kopftuch nicht "richtig" getragen und wurde von der iranischen Sittenpolizei verhaftet. Mit einem Krankentransport wurde sie aus der Polizeiwache in ein Krankenhaus in Teheran gebracht, sie fiel ins Koma. Drei Tage später, am 16. September, war sie tot. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe zurück.

"Iraner wollen Freiheit und Demokratie"

"Dieses Jahr ist das Jahr vom Ende des Regimes", rufen die Demonstrierenden auf Farsi vor dem Konsulat in Frankfurt. Sie halten ein Foto von Mahsa Amini und die Flagge des Irans in den Händen. "Die richtige Flagge", wie eine Demonstrantin sagt. In der Mitte ziert diese ein Löwe. Nach der islamischen Revolution ersetzte das Regime 1980 den Löwen mit dem Hoheitszeichen des Irans. Es zeigt in stilisierter persisch-arabischer Schrift das Wort Allah.

Auch vereinzelt halten sie die Flagge der Oppositionsgruppe "Volksmojahedin" in den Händen. Die Gruppe bezeichnet sich selbst als säkular und demokratisch. In der Vergangenheit fiel sie aber auch durch militantes, teils terroristisches Vorgehen sowie mal durch marxistische, mal stalinistische Ideologie auf.

Der Protest sei nicht allein der Protest der Frauen, sagt die 40-jährige Taheri. "Frauen, Männer, Junge und Alte versuchen, dieses Regime loszuwerden. Man muss verstehen, dass die Kleiderordnung nur ein Teil der Unterdrückung ist. Iraner wollen Freiheit und Demokratie", sagt sie. Taheri ist wie die anderen Teilnehmenden des Protests eine Unterstützerin des Nationalen Widerstandrats (NWRI). Der NWRI sieht sich selbst als Exilparlament des iranischen Widerstands und größte Oppositionskraft im Ausland.

Der 59-jährige Raze Rouchi aus Frankfurt bewundert den Mut der Frauen im Iran. "Sie wollen ihre Rechte", sagt er. Rouchi flüchtete 1989 aus dem Iran ins deutsche Exil. "Viele Jahre mussten Mütter, Schwestern mitansehen, wie ihre Kinder, Brüder und Schwestern bei früheren Protesten sterben mussten. Sie fürchten sich nicht", erzählt Rouchi. Und er ist sich sicher: "Frauen werden in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen."

Immer wieder gab es in der Vergangenheit Proteste gegen das Regime der Ajatollahs. Zuletzt im Jahr 2019. Damals starben über 1.500 Menschen. Die nun stattfindenden Proteste hätten eine andere Dimension. Sie hätten das Potenzial dafür, das Regime gar zu stürzen, denkt der 60-jährige Hossein Yaghohi. Er lebt seit 32 Jahren in Deutschland und ist an diesem Freitag aus Stuttgart zum Protest nach Frankfurt gefahren. "Ja, ich glaube, sie können das Regime stürzen." Und wenn nicht, dann "wird dieser Aufstand nicht aufhören", ergänzt Rouchi.

Die Angst vor einem Bürgerkrieg sehen die Protestierenden hingegen nicht. "Das ist eine Propagandastrategie des Regimes. Sie wollen Ängste vor einem Bürgerkrieg schüren. Doch der Unterschied etwa zu den Protesten damals in Syrien ist, dass dieser Widerstand organisiert ist. Die Leute laufen durch die Straßen, rufen Parolen gegen Ajatollah Khomeini und für Freiheit und Demokratie", berichtet Yaghohi. Und er sagt: "Es geht bei den Demonstrationen nicht nur um Mahsa Amini, sondern um die Unterdrückung in den letzten 43 Jahren."

Taheri, Yaghohi und Rouchi fordern harte Sanktionen von der EU gegen das iranische Regime. Dass die Bundesregierung derweil Aufklärung zum Tod Ahminis fordert, sei ihnen zu wenig. "Wir sind enttäuscht von Deutschland", sagt Yaghohi. Deutschland tausche sich derzeit mit den Partnern auf EU-Ebene zu einem gemeinsamen Vorgehen aus. Zu möglichen konkreten Schritten lasse sich derzeit noch nichts sagen, zitiert die "Tagesschau" eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.

Die rund 80 Exil-Iranerinnen und -Iraner machen unterdessen vor dem Konsulat weiter Lärm. Sie rufen weiter Parolen auf Farsi. Für die Demonstrierenden steht eines fest: "Wir stehen zusammen, wir werden gewinnen."

*Dieser Artikel wurde aktualisiert

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