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Düsseldorf: Campino – Wenn Olaf Scholz bald Songs der Toten Hosen singt


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Zweite Vorlesung von Campino
Wenn Olaf Scholz bald die Lieder der Toten Hosen singt


Aktualisiert am 23.04.2024Lesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:240423-935-78440Vergrößern des Bildes
Hosen-Frontmann Campino (Archivbild): Am Dienstag hielt er seine zweite Vorlesung. (Quelle: Oliver Berg)

Tote-Hosen-Frontmann Campino hat seine zweite Gastvorlesung gehalten. Die Wahrheit sei heutzutage nicht mehr das höchste Gut, sagt er. Mit KI könne auch der Bundeskanzler zum Sänger werden.

Mit einer kleinen Tasche und vielen Zetteln in der Hand geht es für Campino bei seiner zweiten Vorlesung als Gastprofessor der Heinrich-Heine-Universität aufs Podium. Der Titel: "Alle haben was zu sagen. Die Kakophonie unserer Zeit." Zunächst einmal möchte sich der Frontmann der Toten Hosen aber höflich entschuldigen. Für die Zettelwirtschaft. Er kenne es seit der Schulzeit leider nicht anders.

Für die musikalische Begleitung hat er erneut Bandkollege Kuddel an seiner Seite. Für die "Kompetenz und Substanz" der Vorlesung, so Campino, ist Journalist Philipp Oehmke mit dabei. Er schrieb im Jahr 2014 das Hosen-Buch "Am Anfang war der Lärm".

Rund 20.000 Bewerbungen

Campino beginnt, indem er einige Hasskommentare aus dem Internet nach seiner ersten Vorlesung vorliest. Vieles ist unterstes Niveau. Man sollte Campinos Auftritten besser fernbleiben, lautet der harmloseste Kommentar. Aber das habe sich ja nicht bis zum Hörsaal herumgesprochen, sagt er. Denn der ist auch dieses Mal wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Rund 20.000 Bewerbungen hatte es für die rund 600 Holzsitze im Hörsaal gegeben.

Dann aber geht es um die Sache: Was ist heute noch sagbar? Und was noch singbar? Da fällt Campino ein eigenes Lied ein, das die Band heute nicht mehr spielt: "Ülüsü" aus dem Jahr 1983. Es geht um Ausländerfeindlichkeit. Im Text heißt es: "Ülüsü war eine Türkin – wie konnte mir das bloß geschehen? Ülüsü war eine Türkin – ich werde das niemals verstehen".

Sieben Jahre später versuchten es die Hosen dann ohne Ironie mit dem Lied "5 vor 12" anders, um Erlebtes aus dem eigenen Umfeld für jedermann verständlich wiederzugeben. "Erdal kommt vom Schwarzen Meer, doch er wohnt in dieser Stadt und zu Hause ist er hier. Erdal – kannst Du mich hören? Was auch immer hier passiert – ich halt' zu Dir!"

"Willkommen in Deutschland" noch immer aktuell

1993 brachte die Band den Song "Willkommen in Deutschland" heraus, den Campino noch heute noch eins zu eins so schreiben würde und der an Aktualität nichts eingebüßt hat. Dabei sei es ihm Anfang der 90er gar nicht so leicht gefallen, sich mit dem Lied erstmals zu Deutschland zu bekennen. Denn das sei schwierig für einen Punk gewesen.

Dass alle etwas zu sagen haben und dies noch nicht einmal der Wahrheit entsprechen muss, das sei wohl am besten von Donald Trump bewiesen worden. Die Wahrheit sei nicht mehr das höchste Gut und TikTok mache es vor, dass das Laute und Aggressive den Ton angebe.

Lieder selber basteln

Künstliche Intelligenz (KI) werde zweifellos große Umbrüche auslösen, meint Campino. Es habe ihm kalte Schauer über den Rücken gejagt, als er ausprobiert habe, was KI bei der Musikproduktion leiste: "Wenn wir das wollen, wird Olaf Scholz das nächste Tote-Hosen-Album singen." Allerdings stecke darin auch etwas Gutes: "Wir werden bald nicht mehr gebraucht. Man kann sich sein Toten-Hosen-Lied selber basteln, wenn man das mag", sagt Campino.

Campino, Kuddel und Oehmke verabschieden sich nach knapp anderthalb Stunden mit dem Song "You'll never walk alone". Um Zuversicht zu verbreiten, damit Chancen und Gefahren des Internets im Gleichschritt gehen. Standing Ovations im Hörsaal.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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