Zahl der ausländischen Tatverdächtigen steigt Reul: "Wir haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht"
Laut Innenminister Reul ist der Anteil ausländischer Tatverdächtiger in NRW im vergangenen Jahr gestiegen. Besonders bei Eigentumsdelikten sind ausländische Tätergruppen aktiv.
Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger in Nordrhein-Westfalen ist nach Angaben des Innenministers Herbert Reul (CDU) im vergangenen Jahr gestiegen. Wie Reul in Düsseldorf bekannt gab, lag der Anteil im Jahr 2023 bei 34,9 Prozent, während er im Vorjahr noch bei 32,8 Prozent lag. Dabei sind ausländerrechtliche Straftaten nicht berücksichtigt.
Insgesamt nahm die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen laut dem Innenminister gegenüber dem vorherigen Jahr um 10,4 Prozent zu und erreichte eine Gesamtzahl von 169.215. Allerdings wies Reul darauf hin, dass parallel dazu auch der Anteil der nicht-deutschen Bevölkerung in dem Bundesland gewachsen sei. Er betonte zudem, dass andere Aspekte wie Armut, Alter, Geschlecht und kultureller Hintergrund ebenfalls als Faktoren für Kriminalität berücksichtigt werden sollten.
Die Kriminalitätsstatistik des Landes umfasst zudem Verbrechen von reisenden ausländischen Kriminellen. Nicht erfasst hingegen werden Straftaten von nordrhein-westfälischen Bürgern im Ausland. Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft werden in der Statistik als deutsche Tatverdächtige aufgelistet.
Anteil ausländischer Verdächtiger bei Taschendiebstählen hoch
Der Anteil ausländischer Verdächtiger an den Straftaten ist seit Jahren etwa doppelt so hoch wie ihr Anteil an der Bevölkerung im Bundesland. Bei einem Bevölkerungsanteil von 15,6 Prozent im Jahr 2022 machten sie einen Anteil von 32,8 Prozent an den Tatverdächtigen aus – wiederum ohne Berücksichtigung ausländerrechtlicher Straftaten.
Wie die "Rheinische Post" berichtet, haben laut Kriminalitätsstatistik unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen folgende Nationalitäten zahlenmäßig die größten Gruppen: Türkei (11,5 Prozent), Syrien (9,4 Prozent), Rumänien (9,1 Prozent), Polen (7,2 Prozent), Bulgarien (4,2 Prozent), Ukraine (4,1 Prozent) und Serbien (4 Prozent). Demnach sei im vergangenen Jahr insbesondere die Zahl der Tatverdächtigen aus Syrien gestiegen – und zwar um 21,3 Prozent. Die Zahl der Tatverdächtigen aus den nordafrikanischen Staaten wie Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten und Libyen sei allerdings ebenfalls deutlich hochgegangen.
Besonders stark vertreten sind ausländische Verdächtige bei Taschendiebstählen mit einem Anteil von 80,1 Prozent. Bei Ladendiebstählen beträgt ihr Anteil 47,6 Prozent und bei Wohnungseinbrüchen 47,3 Prozent. Besonders aktive Tätergruppen in diesen Bereichen sind nach Einschätzung der Behörden reisende Banden.
Reul: "Wir haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht"
"Eigentumsdelikte sind Armutsdelikte. Integration ist Arbeit. Rosig ist das nicht", sagte Reul und fügte hinzu: "Ich erwarte, dass Menschen, die bei uns Schutz suchen, sich anpassen und nach Recht und Gesetz verhalten." Trotz dieser Entwicklungen betonte er aber auch: Von Zuständen wie in den Pariser Vorstädten sei man in Nordrhein-Westfalen weit entfernt.
Um aber den Entwicklungen in NRW gegenzusteuern, forderte Reul mehr Gesprächsbereitschaft. "Wir brauchen noch mehr Dialog mit den Menschen, die neu in unserem Land sind. Wir müssen in die Viertel rein und den Menschen erklären, dass Unversehrtheit und Respekt jedem gilt und nicht nur der eigenen Familie. Und wir müssen deutlich machen, dass, wenn was passiert, die Polizei gerufen wird, und man das Problem nicht selbst mit Gewalt löst."
Der Schlüssel im Kampf gegen Kriminalität von Nichtdeutschen sei laut Reul eine gelingende Integration. Er sagte laut "Kölner Stadt-Anzeiger": "Wenn wir es nicht schaffen, die Menschen ordentlich zu integrieren, dann wird die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen weiter nach oben gehen." Zu wenig Deutschkurse seien ein Hemmnis, auch der lange Aufenthalt unter Gleichgesinnten ohne Arbeit sei problematisch.
"Wir müssen über Ausländerkriminalität sprechen"
"Die Zahlen sagen uns, dass wir unsere Hausaufgaben bei der Integration nicht gemacht haben", bilanzierte der CDU-Politiker. "Integration, wie sie stattfinden muss, ist aktuell nicht möglich, weil zu viele Menschen zu schnell neu dazugekommen sind", erklärte Reul. Eine "dramatische Flucht" oder eine Wohnsituation, "die nicht optimal" sei, rechtfertigte es nicht, kriminell zu werden.
Abschließend forderte Reul einen sachlichen, transparenten und ehrlichen Diskurs. "Wir müssen über Ausländerkriminalität sprechen, fernab jedes politischen Gepolters." Schönreden bringe dabei nichts, Schwarzmalen noch weniger. "Und damit das klar ist: Wir haben kein Problem mit Ausländern. Sondern ein Problem mit Kriminalität von nichtdeutschen Tätern", so Reul.
- Nachrichtenagentur dpa
- rp-online.de: "Wir müssen über Ausländerkriminalität sprechen"