Sachsen "Wundertüte" BSW mischt Landtagswahl auf – Politologe sieht Risiken
Die Partei von Sahra Wagenknecht könnte bei der Landtagswahl in Sachsen drittstärkste Kraft werden. Doch ein Politologe warnt vor der Unerfahrenheit einiger BSW-Kandidaten.
Die Popularität der Parteichefin trägt das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Sachsen je nach Umfrage auf zwischen 11 und 15 Prozent. Dabei sind die Vorsitzende und die ersten beiden Kandidaten auf der Landesliste, die langjährige Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann und Prof. Dr. Jörg Scheibe, Unternehmer und Hochschullehrer, in Sachsen noch relativ bekannt. Spätestens ab Listenplatz zehn finden sich allerdings kaum noch Kandidaten mit politischer Erfahrung.
Nach den Wahlumfragen könnte die BSW allerdings zwischen 13 und 18 Sitze im sächsischen Landtag erhalten. Der Landesverband äußerte sich gegenüber t-online nicht zu den Kandidaten auf der Landesliste und deren Potenzial. Eine entsprechende Presseanfrage blieb unbeantwortet.
"Das BSW umfasst in ganz Sachsen nicht viel mehr als 50 Mitglieder – das Team gilt vielfach als eine Art Wundertüte", sagte der sächsische Politik- und Extremismusforscher Eckhard Jesse im Gespräch mit t-online. "Es besteht in der Tat das Risiko der Überforderung von Neulingen." Das komplette Interview lesen Sie hier.
Sachsen: Wagenknecht nicht nur auf Plakaten – auch bei Koalitionsverhandlungen
Eine entscheidende Rolle scheint ohnehin eine Politikerin zu spielen, die gar nicht auf der Landesliste steht. Gründerin Sahra Wagenknecht will Medienberichten zufolge auf mögliche Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl in Sachsen persönlich Einfluss nehmen. Sie werde nach den Wahlen mit am Tisch sitzen, kündigte Wagenknecht demnach im Gespräch mit dem "Spiegel" während ihrer laufenden Wahlkampftour an. "Wenn in Sachsen und Thüringen verhandelt wird, werden wir diese Gespräche in enger Abstimmung mit unseren Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten führen, und natürlich werde ich mich auch persönlich einbringen", sagte die BSW-Gründerin.
Ähnlich wird sie in einem Bericht auf tagesschau.de zitiert: "Ich werde mich sehr persönlich einbringen." Demnach schließt Wagenknecht ausdrücklich nicht aus, persönlich an möglichen Gesprächen in Dresden teilzunehmen. "Das erwarten die Leute."
Ministerpräsident und möglicher Koalitionspartner Michael Kretschmer (CDU) steht diesem Vorstoß skeptisch gegenüber. "Die Zeiten vom Politbüro sind vorbei, wo jemand in Berlin entscheiden konnte, was vor Ort passiert", sagte er am Donnerstag.
- Interview mit Politikwissenschaftler Prof. Dr. Eckhard Jesse
- spiegel.de: Die Helikopterchefin (kostenpflichtig)
- tagesschau.de: Wagenknechts rote Linien
- Mit Material der Nachrichtenagentur