Trotz Kritik OB Hilbert verteidigt 190.000-Euro-Party im Rathaus: "Da wird nicht gespart"
Inmitten der Haushaltssperre rechtfertigt Dirk Hilbert die Kosten für die Feier für 18-Jährige. Ein Besuch in der Semperoper sei schließlich teurer.
Wie viel Geld Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) für die Party am Freitag im Rathaus ausgibt, steht noch nicht fest. Im letzten Jahr beliefen sich die Kosten für die Feier – für alle Dresdner, die dieses Jahr volljährig wurden – auf 190.000 Euro. Hier können Sie sich die detaillierte Kostenauflistung anschauen.
Hilberts Aussagen zufolge wird es auch dieses Jahr nicht günstiger – Einsparungspotential gebe es kaum: "Die meisten Kosten fallen für Künstler und Sicherheitskonzept an und da wird nicht gespart", stellte Hilbert am Montag klar. Daran ändert wohl auch nichts, dass der Hauptsponsor der antialkoholischen Getränke in diesem Jahr Red Bull ist.
"Ja, das ist wahnsinnig viel Geld: Aber das ist es uns auch wert", so Hilbert weiter. Schließlich würde Dresden als Kulturstadt andere Veranstaltungen mit viel mehr Geld subventionieren: eine Karte für die Semperoper mit etwa 187 Euro und einen Eintritt in die Philharmonie mit 104 Euro. Ausgehend von der Besucherzahl von 2022 – damals kamen 2.800 Gäste – belastet die Party am Freitag die Stadtkasse mit 67,75 Euro pro Person. "Ich habe da kein schlechtes Gewissen, das ist gut angelegtes Geld."
"Für das Geld ließe sich ein ganzes Jahr ein Jugendhaus betreiben"
Vor allem von der Links-Fraktion gibt es Kritik an der "rauschenden Party" inmitten der Haushaltssperre. "Mit dem Geld ließe sich auch ein Jugendhaus für ein ganzes Jahr betreiben", sagte Linken-Stadtrat Tilo Kießling t-online, um die Kosten ins Verhältnis zu setzen. Hilbert hielt allerdings bei der Pressekonferenz am Montag entgegen, dass die Party vor Beschluss der Haushaltssperre ausgeschrieben und auch bereits an den Veranstalter vergeben gewesen sei.
Ein weiterer Kritikpunkt der Links-Fraktion ist das Missverhältnis – vergleicht man die 190.000 Euro mit Fördersummen für andere Feste in Dresden. Der Hechttag am Wochenende wurde von der Stadt mit 2.700 Euro gefördert, für das Stadteilfest Sankt Pieschen am ersten Juniwochenende mit mehreren Musikbühnen gab es einen Zuschuss von 28.021 Euro. 2020 wurde das Dixieland-Festival mit 4.000 Euro gefördert.
Stadtratsbar: Cocktails in Farben der verschiedenen Fraktionen
Der Oberbürgermeister sieht seine Party im Rathaus – mit drei verschiedenen Musikfloors und zwölf DJs – allerdings eher als demokratiefördernde Maßnahme. Denn so würden die jungen Menschen nach ihrer Volljährigkeit nicht direkt mit der "Verwaltungskeule" erschlagen, sondern die jungen Erwachsenen könnten mit dem Rathaus auf eine angenehme Art und Weise in Berührung kommen und das Rathaus für eine Nacht "in Beschlag nehmen", so der OB.
Zudem sei die Feier eine gute Möglichkeit für die Stadträte, um mit Erstwählenden in Kontakt zu kommen: Dafür gibt es eine extra Stadtratsbar, die alkoholfreie Cocktails in den verschiedenen Farben der Stadtratsfraktion mischt. Die Feierenden können sich hier mit einem Stadtrat ins Gespräch kommen und sich ein Getränk ausgeben lassen.
Außerdem gibt es noch einen Gutschein für ein Getränk – alle weiteren Getränke müssen sich die frischgebackenen 18-Jährigen an den Ständen der privaten Caterer kaufen. Mitgebrachte Getränke sind aus Sicherheitsgründen verboten.
- Pressekonferenz der Stadtverwaltung am 28. August 2023
- Telefonat mit Linken-Stadtrat Tilo Kießling
- Eigene Recherchen