Schlechte Arbeitsbedingungen? Politikerin wendet sich an Berliner Start-Up Gorillas
Der Lieferdienst Gorillas ist für seine blitzschnelle Auslieferung bekannt. Doch zuletzt gab es interne Kritik an den Arbeitsbedingungen. Viele Beschäftigte streiken. Jetzt mischt sich auch die Politik ein.
Am Mittwochabend haben Beschäftigte des Berliner Lieferdienstes Gorillas gestreikt und anschließend das Warenlager blockiert. Mit dieser Aktion ging es auch am Donnerstag weiter. Etwa 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter protestierten vor einem Warenlager gegen einen entlassenen Kollegen und für bessere Arbeitsbedingungen, so der "Tagesspiegel".
Jetzt mischt sich auch die Landespolitik ein. Die linke Landesvorsitzende und arbeitsmarktpolitische Sprecherin Katrina Schubert hat sich in einem offenen Brief an die Geschäftsführung des Unternehmens gewandt.
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht immer gewährleistet
"Mir ist zu Ohren gekommen, dass Minijobberinnen und Minijobbern der gesetzliche Anspruch auf Urlaub verweigert wird, dass die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht immer gewährleistet ist, dass der Arbeitsschutz unzureichend ist", schreibt die Politikerin. Damit nennt sie nur einige der Probleme, die es im Unternehmen geben soll.
Der "Tagesspiegel" schreibt, es habe schon seit längerem unternehmensinterne Kritik am Arbeitgeber Gorillas gegeben. Mitarbeiter sollen öfter schon in der Probezeit entlassen worden sein. Es gehe nur um Profit. Kritik der Angestellten würde nicht angenommen. Das "Gorillas Workers Collective" wirft dem Unternehmen außerdem Ausbeutung vor. Auch das Gründen eines Betriebsrats werde behindert.
Nicht die Art eines "guten Unternehmens"
Bei Gorillas arbeiten viele mit ausländischem Pass, die auf einen Job angewiesen sind. Aus der Not würden sie dann auch unter unzureichenden Bedingungen und weniger Lohn arbeiten. Es sei nicht die Art eines "guten Unternehmens in Berlin" das auszunutzen, so Schubert.
Auch die Polizei war am Mittwochabend vor Ort. Doch um die Situation nicht eskalieren zu lassen, entschied sich die Geschäftsführung, die Blockade nicht auflösen zu lassen. Gegen 22 Uhr schloss sie das Lager und gab auf.
Gorillas startete vor knapp 1,5 Jahren als Start-Up durch. Der Lieferdienst bringt Lebensmittel und andere Produkte, die es in Supermärkten gibt, vor die Tür – und das meistens innerhalb von zehn Minuten. Die Preise sind dabei gleich, es kommt nur eine Liefergebühr von 1,80 Euro hinzu. Inzwischen expandiert das Unternehmen international in andere Großstädte, darunter Hamburg, New York oder Amsterdam.
- "Tagesspiegel": "Fahrer legen Lagerhaus des Lieferdienstes 'Gorillas' lahm"
- Offener Brief von der Landesvorsitzenden Die Linke Berlin