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Halbmarathon in Berlin: Schmerzen, "Runners High" und Sonnenbrand


Ab Kilometer zwölf ging es bergab
Raucher und untrainiert: So überstand ich den Berliner Halbmarathon

MeinungVon Niklas Bröckl

Aktualisiert am 07.04.2025 - 20:21 UhrLesedauer: 3 Min.
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Zahlreiche Läufer beim Berliner Halbmarathon: Ab Kilometer zwölf geht es dann bergab. (Quelle: IMAGO/Ben Kriemann/imago)
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Über 40.000 Menschen sind am Sonntag den Berliner Halbmarathon gelaufen. Während des Laufs durchlebt man sehr unterschiedliche Gefühle – ein Erfahrungsbericht.

"Die Gruppe G ist meine Lieblingsgruppe", ruft der Moderator ins Mikrofon, als ich am Sonntag (6. April) hinter Tausenden Läufern und Läuferinnen stehe. Es ist der Berliner Halbmarathon, an dem in diesem Jahr mehr als 40.000 Menschen teilnehmen. Ich stehe im Startblock G, um mich herum trippeln Menschen nervös auf der Stelle.

Ich und die anderen des Startblocks sind die Letzten, die sich auf den Weg machen, sich über knapp 21 Kilometer durch ganz Berlin zu kämpfen. Laut Moderator sind Läufer in der Gruppe G die "entspanntesten". Er hätte genauso gut "die langsamsten" sagen können. Motiviert werde ich lediglich von der Musik, "Sweet Caroline" tönt es über die Straße zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule, einige Übermotivierte grölen mit.

Schlechte Kaufentscheidung: Gel mit "Mojito"- Geschmack

Dann geht es los: An dem Wahrzeichen vorbei geht es erst Richtung Schloss Charlottenburg, dann nach links weiter Richtung Kurfürstendamm. Hin und wieder überholen ich und mein Laufpartner weitere Läufer, was wir später noch bereuen werden. Doch bis zum Kilometer neun läuft es geschmeidig, rund um die Gedächtniskirche feuern Menschen die "Runners" an, auch einige Trommler und Bands stehen an den Seiten.

Wir packen das erste Sportgel aus, um dem Körper wichtige Mineralien zukommen zu lassen. Dabei wird mir klar, dass die Geschmacksrichtung "Mojito" nicht die beste Kaufentscheidung war. Ab Kilometer zwölf geht es dann bergab.

"Go on! You paid for this!"

Die Beine schmerzen, die Sonne brennt auf das Gesicht, und auch die Strecke bietet eigentlich nichts Sehenswertes mehr. Dabei frage ich mich, warum ich erneut fast 90 Euro gezahlt habe, um mich durch Berlin zu schleppen. Und als hätten einige meine Gedanken lesen können, stehen Menschen mit Schildern an den Seiten, auf denen es heißt: "Go on! You paid for this!" Mir kommt die späte Erkenntnis, dass es wohl keine optimale Vorbereitung auf die 21 Kilometer ist, wenn man davor dreimal halbherzig durch einen Volkspark läuft.

Weiter geht es über den Potsdamer Platz und die Museumsinsel. Ganz fies: Nahe am Alexanderplatz dreht man um und läuft dieselbe Route wieder Richtung Ziel. Also sieht man einige Kilometer lang die Läufer, die schon etwas mehr Strecke geschafft haben. An den Stationen, an denen Freiwillige die Läufer mit Wasser, Tee und Bananen versorgen, entsteht immer wieder Chaos. Läufer treten sich auf die Füße oder verschütten die Hälfte des Wassers aus dem Becher.

Was bleibt: Schmerzen und ein Sonnenbrand

Kurzzeitig aus dem Rhythmus geworfen und noch mit halber Banane im Mund, tragen die Beine mich weiter in Richtung Ziel, von Weitem ist das Brandenburger Tor zu sehen. An den Seiten stehen Hunderte, fremde Menschen rufen laut deinen Namen, der mitsamt Startnummer mit Sicherheitsnadeln auf der Brust befestigt ist.

Der letzte Motivationsschub bleibt aus, mit stoischen Bewegungen nähere ich mich in einer gefühlten Ewigkeit der Ziellinie. Nur noch durch das wohl bekannteste Wahrzeichen Berlins, dann noch ein paar Schritte – und es ist geschafft. Für eine kurze Zeit dominiert das "Runner's High", ein Hochgefühl nach einem anstrengenden Lauf.

Dann melden sich die Beine und das brennende Gesicht wieder und mir wird klar: Was bleibt, sind Schmerzen und ein Sonnenbrand. Ob die Erkenntnis bis zum nächsten Jahr anhält, weiß ich noch nicht.

Insgesamt brauchte ich zwei Stunden und 27 Minuten für die Strecke. In nicht mal einer Stunde (58:43) gewann Gemechu Dida aus Äthopien den Halbmarathon. Amanal Petros aus Hannover ist beim Halbmarathon in Berlin als erster deutscher Läufer ebenfalls unter einer Stunde geblieben. Er wurde Dritter.

Verwendete Quellen
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