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Markus Lanz und Richard David Precht lästern über Berlin-Mitte


"Mit Selbstverwirklichung beschäftigt"
"Phantasialand" Berlin-Mitte: Precht und Lanz lästern über Hauptstadtjugend

MeinungEine Kolumne von Io Kassandra Görz

18.10.2024 - 15:08 UhrLesedauer: 3 Min.
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Richard David Precht und Markus Lanz: Die beiden quatschen in ihrem Podcast über Hafermilch und Agavendicksaft.Vergrößern des Bildes
Richard David Precht und Markus Lanz: Dieses Mal zogen sie über Berlin vom Leder. (Quelle: ZDF / Christian Bruch)

Richard David Precht und Markus Lanz sind dafür bekannt, in ihren Podcasts steile Thesen zu diskutieren. In der aktuellen Folge bekommt ein Berliner Stadtteil eine Breitseite.

Markus Lanz und Richard David Precht haben in der neuesten Folge ihres gemeinsamen Podcasts "Lanz & Precht" die Jugend, genauer die Generation Z, thematisiert. In den ersten Minuten des Gesprächs dürften vor allem Berlinerinnen und Berliner aufhorchen, denn Richard David Precht meldet sich ganz provokant aus "Phantasialand", wie er Berlin-Mitte bezeichnet. Der zentrale Stadtteil der Bundeshauptstadt sei ein Ort, an dem sich "die Wohlstandsjugend der Welt versammelt, um Sorglosigkeit zu zelebrieren", konstatiert Precht in einem verbalen Frontalangriff.

In Berlin-Mitte gebe es ein Überangebot an jungen Menschen, von denen die allerwenigsten Deutsch sprechen und die allermeisten Englisch, fährt der Schriftsteller und Philosoph in seinen einleitenden Worten des Podcasts fort.

"Mit Selbstverwirklichung beschäftigt"

Er macht diese Einschätzung an einem beispielhaften Erlebnis fest, das er in eben jenem hippen und nicht gerade günstigen Stadtteil der Hauptstadt gehabt habe. Er sei in ein Geschäft gegangen, bei dem ihm gar nicht klar gewesen sei, worum es sich eigentlich handelte, erzählt Precht. Er habe nach einem Cappuccino gefragt. Auf diesen habe er zwölf Minuten warten müssen, während die vier Menschen hinter der Theke "mit Selbstverwirklichung beschäftigt" waren, anstatt ihm schnell einen Kaffee zu brühen. Der Gipfel des Ganzen sei die Abwesenheit von Zucker in seinem Kaffee gewesen, beschwert sich Precht weiter. Das Einfordern des Süßungsmittels habe für ungläubige Blicke gesorgt: "Also da haben sie endgültig den Glauben an mich aufgegeben", schließt der Schriftsteller seine Anekdote ab.

Diese Passage ist nur der Auftakt zum Podcast, in dem sich die beiden Gesprächspartner über Themen wie die "Überbehütung und Unterbehütung" der jungen Generationen sowie Generationenkonflikte und die Belastungen und gesellschaftlichen Herausforderungen für die Jugend austauschen.

Ist Berlin-Mitte wirklich so?

Von einem Erlebnis auf die gesamte Jugend in Berlin-Mitte zu schließen, ist auch für einen Philosophen sehr gewagt. Doch auch wenn es berechtigte Zweifel an der Tragfähigkeit dieser einzelnen Stichprobe gibt, bleiben wahrscheinlich einige Menschen aus Berlin mit der Frage zurück: Hat Richard David Precht hier unverschämt übertrieben und zu Unrecht Berlin-Mitte geschmäht? Spricht hier nur ein alter, weißer Mann, der beleidigt ist, weil er die moderne Welt nicht versteht und einmal auf einen Kaffee warten musste? Vielleicht war der Laden, in dem er einen Cappuccino bekam, gar kein Café, und die jungen Leute dort hatten nur Mitleid mit dem Außenseiter, der sich offensichtlich nicht auskennt?

Oder trifft er am Ende gar einen Nerv? Ist Mitte etwa der abgehobene und der Wirklichkeit entrückte Teil der Stadt, als den Precht ihn darstellt? Kann man von Pankow aus mit der Tram direkt nach Phantasialand reisen?

Klar ist: Mit dem Begriff der "Wohlstandsjugend" hat Richard David Precht wohl nicht so unrecht, zumindest wenn es darum geht, wer sich eine Wohnung in Berlin-Mitte leisten kann. Bei Mietpreisen über 20 Euro pro Quadratmeter dürfte es für alle, die sich nicht zur genannten "Wohlstandsjugend" zählen, schwerfallen, mehr als eine Abstellkammer zu mieten. Vor allem dann, wenn man sich noch einen Kaffee leisten oder am Ende gar hippe Klamotten in Pop-up-Stores in Mitte shoppen will.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Berlin-Mitte mehr ist als hippe Cafés rund um die Torstraße. Zu Mitte gehört zum Beispiel auch der Alexanderplatz. Wenn Richard David Precht hier einen Samstag verbringt, wird er einen anderen Teil der Berliner Realität mitbekommen und womöglich eine Schattierung der Hauptstadtjugend, die eben nicht seinem Bild von Berlin-Mitte entspricht. Da wäre er ganz dicht dran an der Wirklichkeit, ganz ohne Phantasialand-Gefühl.

 
 
 
 
 
 
 
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