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Berlin: Senat will umstrittenes Verhütungsmittel für Tauben einführen


Zu viele Vögel
Berliner Senat plant Verhütungsmittel für Tauben

Von t-online, ksi

15.10.2024Lesedauer: 2 Min.
Zwei Tauben (Symbolbild): Der Berliner Senat will die Taubenpopulation eindämmen.Vergrößern des Bildes
Zwei Tauben (Symbolbild): Der Berliner Senat will die Taubenpopulation eindämmen. (Quelle: Getty Images)

In Berlin gibt es zu viele Tauben. Mit einer umstrittenen Maßnahme will der Senat die Population eindämmen.

Der Berliner Senat plant, die Tauben der Hauptstadt unfruchtbar zu machen. Dies soll mit einem Medikament geschehen, das den Wirkstoff Nicarbazin enthält. Das geht aus einem internen Schreiben der Senatsverwaltung für Verbraucherschutz hervor, das dem "Tagesspiegel" vorliegt. Darin heißt es, der Senat wolle "Wirkung, Sicherheit, Tierschutzgerechtigkeit und Kosten" des Medikaments prüfen.

Der Wirkstoff Nicarbazin ist nicht vergleichbar mit der klassischen weiblichen Schwangerschaftsverhütung, die künstlich hergestellte Sexualhormone enthält. Nicarbazin wurde ursprünglich gegen parasitäre Darminfektionen bei Masthühnern entwickelt. Als Nebenwirkung sind die Tiere während der Behandlung unfruchtbar. Üblicherweise werden Maiskörner mit dem Medikament beschichtet, um es den Tieren zu verabreichen. Das Medikament wird seit den 1990er-Jahren unter anderem in Italien, Spanien und Belgien eingesetzt.

Einsatz von Nicarbazin ist umstritten

Die Tierschutzbeauftragte des Landes Berlin, Kathrin Herrmann, lehnt die Verabreichung des Medikaments strikt ab. Es verstoße gegen das Artenschutzgesetz, schreibt Herrmann in einer Stellungnahme. Zudem handele es sich um einen genehmigungspflichtigen Tierversuch, da es keine Langzeitstudien gebe.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete June Tomiak kritisierte im "Tagesspiegel", dass nicht kontrolliert werden könne, welche Tiere die Maiskörner fressen. "Andere Vögel, wie wilde Tauben oder Enten, könnten unabsichtlich mitbehandelt werden", sagte die Politikerin. Zudem sei unklar, was mit Fressfeinden wie Greifvögeln oder Füchsen geschehe, die mit Nicarbazin behandelte Tauben fressen.

Verschiedene Tierschutzorganisationen, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz, weisen ebenfalls darauf hin, dass es keine Langzeitstudien zu Nicarbazin gibt. Außerdem wirke das Medikament nur, wenn es kontinuierlich in der erforderlichen Dosis verabreicht werde. Es sei zu erwarten, dass dominante Tauben eine zu hohe Dosis Nicarbazin aufnehmen, während andere nur eine geringe, unwirksame Menge zu sich nehmen.

 
 
 
 
 
 
 

Düsseldorf lehnte Nicarbazin ab

Im Mai dieses Jahres entschied sich die Stadt Düsseldorf gegen den Einsatz des Medikaments in der Stadt. In einem Interview mit der "Rheinischen Post" erklärte der Stadtsprecher, dass "das Risiko den Nutzen deutlich überwiegt". Grund seien unter anderem die Sorge vor möglichen Nebenwirkungen und die Auswirkungen auf andere Tiere. Die Stadt will stattdessen weiter auf Taubenhäuser setzen, in denen die Taubeneier gegen Attrappen ausgetauscht werden.

Der "Tagesspiegel" berichtet unter Berufung auf eine Zählung der Berliner Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft, dass in der Hauptstadt zwischen 17.000 und 19.000 Tauben leben. Ein wesentlicher Grund für die hohen Zahlen sei die unkontrollierte Fütterung in Großstädten, so die Experten.

Für 200.000 Euro wollte die Berliner Tierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann in diesem Jahr ein nachhaltiges und tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagement entwickeln. Doch im Juni erfuhr Herrmann, dass aufgrund von Sparmaßnahmen des Landes Berlin 96 Prozent ihres Jahresbudgets für den Tierschutz in Berlin gestrichen werden. Laut Senatsverwaltung soll dennoch eine einvernehmliche Lösung für den Umgang mit den Bezirksämtern gesucht werden.

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