Arzt in Untersuchungshaft Getötete Patienten: Pflegedienst ist "zutiefst erschüttert"
Ein Berliner Palliativmediziner wird verdächtigt, mehrere Seniorinnen getötet zu haben. Der Pflegedienst, bei dem er arbeitete, hatte zuvor die Polizei eingeschaltet.
Ein 39-jähriger Arzt sitzt wegen Totschlags in vier Fällen sowie wegen Brandstiftung in Untersuchungshaft. Ein Richter erließ am Dienstag gegen den 39-Jährigen einen Haftbefehl. Er wird verdächtigt, im Juni und Juli vier Patientinnen im Alter von 72 und 94 Jahren auf bislang unbekannte Weise getötet zu haben. Um die Morde zu vertuschen, soll er ihre Wohnungen in Brand gesetzt haben.
Bei den Bränden, bei denen die Seniorinnen tot in ihren Wohnungen aufgefunden wurden, habe die Polizei zunächst keinen direkten Zusammenhang gesehen, sagte Sebastian Büchner, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, dem rbb. "Bei den ersten Vorfällen wurde ursprünglich noch wegen Brandstiftung mit Todesfolge ermittelt. Dann aber hat sich dieses Muster so langsam herauszukristallisieren begonnen", so Büchner.
Auch der Pflegedienst, bei dem der 39-Jährige arbeitete, habe gemerkt, dass etwas nicht stimmte. "Tatsächlich ist man wohl auch bei seinem Arbeitgeber skeptisch geworden. Man hat viele Zusammenhänge gesehen und nochmal die Polizei eingeschaltet", sagt Büchner.
Taten des Arztes für Pflegedienst "unbegreiflich"
In einem Interview mit dem "Tagesspiegel" äußerte sich der Kreuzberger Pflegedienst zu den Taten seines ehemaligen Mitarbeiters: "Der gesamte Sachverhalt ist für uns unbegreiflich, wir sind zutiefst erschüttert". Für den Pflegedienst habe nun die lückenlose Aufklärung der Hergänge oberste Priorität. Dazu kooperiere man bestmöglich mit der Staatsanwaltschaft.
Der Pflegedienst ist auf schwerstkranke Palliativpatienten mit begrenzter Lebenserwartung spezialisiert. Nach Informationen des "Tagesspiegels" gehört das Unternehmen zu einem größeren Konglomerat von Pflegeunternehmen, dessen Spuren zu Investment- und Kapitalfonds in München führen sollen.
Verdächtiger schweigt
Der Verdächtige hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Es werde noch geprüft, ob der Arzt die Patientinnen auf Verlangen getötet habe, sagt Sebastian Büchner. In diesem Fall wäre es aber eigentlich nicht nötig, hinterher noch einen "Verdeckungsbrand" zu legen. Jetzt werde auch geprüft, ob es möglicherweise weitere Taten gegeben habe. Die Ermittlungen stünden noch ganz am Anfang.