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Berlin: Meisterwerk mit Welterbe-Status | Tipp für einen Ausflug


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Brutalismus in Berlin
Geheimtipp mit Blick ins Olympiastadion


Aktualisiert am 13.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Das unter Denkmalschutz stehende Corbusierhaus in Berlin: Es war Teil der Internationalen Bauausstellung 1957.Vergrößern des Bildes
Das unter Denkmalschutz stehende Corbusierhaus in Berlin: Es war Teil der Internationalen Bauausstellung 1957. (Quelle: Laude/imageBROKER/imago-images-bilder)

Le Corbusiers Schöpfung hat Welterbe-Status, die Unesco lobt sie als "künstlerisches Meisterwerk". Was kaum jemand weiß: In Berlin kann man auf Zeit im Corbusierhaus wohnen.

Vom Olympiastadion in Berlin aus kann man das Haus sehen. Deutlich erhebt es sich über die Villen der Nachbarschaft. Hinter den Loggien leuchtet die Fassade bunt in der Sonne. Und umgekehrt kann man vom Dach des Hauses ganz knapp unter das Dach des Olympiastadions gucken.

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Es handelt sich um Le Corbusiers Unité d’Habitation, Typ Berlin. Architekturinteressierte pilgern hierher, um sich das berühmte Gebäude des Brutalismus-Begründers anzusehen. Manche hoffen darauf, einen der Bewohner zu treffen, um kurz über das Gefühl zu sprechen, in diesem ikonischen Bau zu leben. Wer Glück hat, darf vielleicht sogar einmal in eine der Wohnungen hineinspähen – und schwärmt hinterher im Internet von dem Besuch.

Appartement 402: Wohnen in Berliner Architektur-Ikone

Wer sich nicht darauf verlassen möchte, kann aber auch einen anderen Weg gehen: Bei Airbnb gibt es die Möglichkeit, auf Zeit eines der Appartements zu mieten.

Die 33 Quadratmeter kleine, mietbare Einzimmerwohnung hat 2011 ein Architektur-Redakteur gekauft, der sie in ihren Originalzustand zurückversetzen ließ. Zwischen der innen liegenden Küche (2,56 x 1,50 m) und dem großen Wohnraum (4,06 x 5,45 m) befindet sich jetzt wieder die ursprüngliche Trennwand mit Glasschiebefenster. Außerdem kam bei der Renovierung von Wohnung 402 der originale, dunkelgrüne Linoleum-Boden unter einem zwischenzeitlich darüber verlegten PVC-Belag zum Vorschein.

Unesco über das Gesamtwerk: "Innovative Architektursprache"

"Ursprünglich hatte ich den Ehrgeiz, designaffige Menschen anzuziehen, zum Beispiel Architekturprofessoren im Auslandssemester", schreibt der Inhaber der Wohnung t-online auf Anfrage über sein Motiv. Weil in Berlin Wohnungen so knapp sind, seien mittlerweile aber insbesondere viele junge Menschen aus dem Ausland unter den Interessenten, die eine Zeit lang in Berlin arbeiten oder studieren wollen. Die Mindestmietzeit der Wohnung beträgt 92 Tage.

Das Berliner Corbusierhaus wurde von 1956 bis 1958 erbaut. Es handelt sich um eine Variation von Le Corbusiers berühmter Unité d’Habitation in Marseille, umgangssprachlich auch Wohnmaschine genannt. 17 Gebäude Le Corbusiers in sieben verschiedenen Ländern besitzen den Welterbestatus der Unesco, darunter auch die Wohnmaschine in Marseille. Die Unesco spricht von einem "kontinentübergreifenden, künstlerischen Meisterwerk" – Le Corbusier sei "eine architektonische Antwort auf die globalen sozialen Fragen der modernen Gesellschaft" gelungen, eine "innovative Architektursprache".

Le Corbusier war mit Berliner Wohnmaschine unzufrieden

Le Corbusiers Ziel war Wohnkomfort für die Masse. Viele der Wohnungen in Marseille erstrecken sich über zwei Stockwerke und verfügen über Galerien. Darüber hinaus gibt es ein begehbares Gemeinschaftsdach mit Kindergarten und Sporthalle sowie eine innerhalb des Gebäudes liegende Ladenstraße.

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Mit der Umsetzung seines Konzepts in Berlin zeigte sich Le Corbusier am Ende allerdings unzufrieden. Unter anderem rationalisierte der Berliner Senat das ursprünglich im siebten Stockwerk geplante Gemeinschaftsgeschoss und die Dachaufbauten weg. Um mehr günstigen Wohnraum zu schaffen, gibt es in Berlin außerdem weniger Maisonettewohnungen und dafür mehr Appartements nur auf einer Ebene.

Die damalige Bauordnung in Berlin zwang zudem zu einer anderen Geschosshöhe: Statt 2,26 Meter wie in Marseille sind die Etagen in Berlin 2,50 Meter hoch. Um die Proportionen beizubehalten, wurden die Wohnungen in Deutschland entsprechend verbreitert.

Berliner Architekt: "Richtig problematisch finde ich die Lage"

Der Inhaber der Berliner Wohnung 402 kennt als studierter Architekt auch Le Corbusiers andere Unités d’habitation, neben denen in Marseille und Berlin wurden noch drei weitere verwirklicht, alle in Frankreich. Den vielfach geäußerten Ärger über die veränderten Berliner Raumhöhen halte er für ein "akademisches Problem", teilte er t-online mit.

Woran das Berliner Haus allerdings wirklich kranke, sei das Fehlen der geplanten Gemeinschaftseinrichtungen. Und: "Richtig problematisch finde ich die Lage. Trotz naher S-Bahn-Anbindung ist in der näheren Umgebung so gut wie keine fußläufige Infrastruktur."

Mieterin über das Corbusierhaus: "Es befreit den Geist"

Die Rezensenten bei Airbnb sind hingegen überwiegend begeistert: "Die Wohnung im Corbusierhaus bietet alles, was man sich vom großen Architekten erhoffen würde", schreibt einer. "Gut gestaltet, komfortabel, ein herrlicher Blick auf Berlin durch die großen Fenster, perfekt eingerichtet."

Und auch die Langzeitbewohnerinnen und -bewohner sind zufrieden. Zum 60. Geburtstag der Unité d’Habitation lobten sie unter anderem das Licht, das die Maisonettewohnungen durch ihre Ost-West-Ausrichtung sowohl morgens als auch abends durchflutet. Sie hoben die Möglichkeit hervor, den Wohnungsgrundriss zu verändern. Und sie schwärmten von der Weite. "Es macht was mit dem Menschen, wenn er eine freie Sicht hat", zitierte der Berliner Mieterverein eine Bewohnerin. "Es befreit den Geist."

Verwendete Quellen
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