Domicil zieht Konsequenzen Polizeieinsatz und Todesfall: Neue Leitung für Pflegeheim
In einem Pflegeheim in Berlin kam es zu einem Polizeieinsatz und kurz darauf zu einem Todesfall. Die Verantwortlichen ziehen nun Konsequenzen.
Im Senioren-Pflegeheim "Am Schloss Friedrichsfelde" in Berlin-Lichtenberg setzt die Domicil-Gruppe eine neue und "sehr erfahrene" Heim- und Pflegedienstleitung ein. Das teilt sie am Montagnachmittag in einer Pressemitteilung mit. Der Konzern, der das Haus betreut, zieht damit Konsequenzen, nachdem es dort in der vergangenen Woche wegen Personalnotstands einen Polizeieinsatz gegeben hatte.
Zu dem Einsatz kam es, als eine Pflegerin in dem Heim am Montagabend (15. April) ihre Schicht beenden wollte. Sie stellte fest, dass die folgende Nachtschicht personell nicht ausreichend besetzt war. Polizei und Feuerwehr rückten, um die Versorgung der über 100 Bewohner sicherzustellen.
"Tun alles dafür, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt"
Nach einem anonymen Hinweis wird an dem Altenpflegeheim ein Todesfall an dem Tag des Vorfalls untersucht. Auf Nachfrage von t-online teilte der Konzern vergangene Woche mit, keine Informationen zu Personen im Haus herausgeben zu wollen. Ob der Todesfall mit dem Polizeieinsatz und dem Pflegenotstand zusammenhängt, ist unklar.
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Dennoch: Bei der Staatsanwaltschaft Berlin ist ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung anhängig, wie die Behörde vergangene Woche mitteilte. "Ob sich aber überhaupt ein zur Aufnahme von Ermittlungen berechtigender Anfangsverdacht gegen eine Person begründen lassen wird, lässt sich derzeit noch nicht seriös beurteilen", sagte eine Staatsanwältin. Das Verfahren wird demnach gegen Unbekannt geführt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Man bedauere den Polizeieinsatz zutiefst, teilt das Unternehmen am Montag mit. Zu dem Einsatz war es wegen EDV-Problemen und Fehlern in der Notfallkette gekommen, wie Domicil selbst angab. "Wir tun alles dafür, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt", so ein Sprecher.
Den Konzern habe in diesem Zusammenhang "eine Reihe schwerer Anschuldigungen" erreicht, "die sehr betroffen machen". Diese seien allerdings bislang nicht bestätigt. "Wir nehmen jeden einzelnen Hinweis sehr ernst und gehen ihm nach, mit dem Ziel, alle Vorwürfe aufzuklären", heißt es weiter. Medienberichten über angebliche Missstände im Heim hatte der Sprecher zuvor als "unsubstantiierte Vorhaltungen" bezeichnet und sie als "wahrheitswidrig" zurückgewiesen. "Wir haben selbst eine umfassende unabhängige Untersuchung durch eine externe Anwaltskanzlei eingeleitet und werden vollumfänglich mit den Behörden kooperieren", erklärte der Domicil-Sprecher.
"Unerträglich"
Die Gewerkschaft Verdi kritisierte den Vorfall am Montag und forderte grundlegende Verbesserungen für Pflegepersonal. "Der Berliner Senat, die Pflegekassen und die Leistungserbringer müssen jetzt gemeinsam Vereinbarungen treffen, wie Personalstandards auf Landesebene festgelegt und wirksam kontrolliert werden", sagte die stellvertretende Landesfachbereichsleiterin für Pflege in Berlin und Brandenburg, Gisela Neunhöffer. In der Altenpflege solle vertraglich festgelegt werden, wie viel Personal für die Patienten pro Schicht anwesend sein müssen, forderte sie.
Neunhöffer nannte den Vorfall "unerträglich". Allgemein seien Dienstpläne oft so gestaltet, dass schon eine einzige Krankmeldung eine Krisensituation auslösen könne, es fehlten Springer- und Ausfallkonzepte. "Wenn jetzt nicht politisch gehandelt wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Mal Notarzt und Feuerwehr ausrücken müssen, weil in einem Pflegeheim das Personal fehlt", sagte Neunhöffer laut Mitteilung.
- Pressemitteilung der Domicil-Unternehmensgruppe vom 22. April 2024 (per Mail)
- Telefonat mit einem Sprecher der Domicil-Unternehmensgruppe
- Eigene Berichterstattung zu dem Vorfall auf t-online
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa