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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wohnung durchsucht Hier wurde die RAF-Terroristin Daniela Klette festgenommen
Es ist eine ruhige Seitenstraße in Berlin-Kreuzberg, in der eine ehemalige Terroristin festgenommen wurde. So sieht es am Morgen nach der Festnahme vor Ort aus.
Am Montagabend ist die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden. Am Morgen nach der Festnahme stehen mehrere große Polizeiwagen in der Sebastianstraße. Vor der Hausnummer 73, dort wo Klette gefasst worden sein soll, haben Einsatzkräfte ein rot-weißes Flatterband aufgehängt. Mehrere Polizisten bewachen den Eingang, ein Mitarbeiter der Spurensicherung geht ein und aus. Auch zivile Beamte, vermummt mit Sturmmasken, betreten das Haus immer wieder und tragen Behältnisse über die Straße.
Bei dem Haus handelt es sich um ein siebengeschossiges Miethaus in einer ruhigen Seitenstraße in Kreuzberg. Sie verläuft in der Gegend zum Teil unmittelbar entlang der früheren Grenze zwischen West- und Ost-Berlin, wo die Mauer entlanglief. An vielen Stellen gehörte die eine Straßenseite zum Westen und die andere zum Osten der Stadt. Am Dienstagmorgen ist neben dem Polizeieinsatz nicht viel los in der Straße. Es sind einige Pressevertreter vor Ort, vereinzelt gucken Nachbarn aus dem Fenster.
Nach Angaben eines Nachbarn soll Klette dort unter dem Vornamen Claudia gelebt haben. Um Geld zu verdienen, soll sie privaten Nachhilfeunterricht in Mathematik gegeben haben, erzählte der Mann mittleren Alters am Dienstag vor dem Wohnhaus. Er habe sich öfter mit Klette, die einen anderen Nachnamen nutzte, unterhalten. Zu Weihnachten habe er Kekse von ihr geschenkt bekommen. Klette habe aber nur eher oberflächliche Kontakte zur Nachbarschaft gepflegt.
Nachbarin: "Ich bin geschockt"
Andere Nachbarn erzählen t-online, dass Klette einen Hund gehabt haben soll. Ein Mann, dessen Schwiegermutter nach eigener Aussage in dem Haus wohnt, sagt, dass die Polizei am Vorabend an Wohnungen geklopft haben soll. Was genau die Polizei dort sagte, weiß er nicht. Eine 15-jährige Nachbarin sagte: "Sie war immer richtig nett zu uns. Ich bin geschockt, dass sie so eine Vergangenheit hat".
Die 65-Jährige war am Montagabend zwischen 21 und 22 Uhr festgenommen worden, nachdem mehr als 30 Jahre nach ihr gefahndet wurde. Der Zugriff erfolgte nach Informationen aus Sicherheitskreisen ohne Spezialeinheit. In der Wohnung fanden die Ermittler demnach unter anderem Munition. Mehr darüber, wie die Festnahme ablief, lesen Sie hier.
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Klette wird zur dritten Generation der linksextremistischen Rote-Armee Fraktion (RAF) gezählt. Ihr sowie den ehemaligen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg wird versuchter Mord im Zusammenhang mit einer Serie von schweren Raubüberfällen vorgeworfen. Die drei tauchten bereits in den 1990er-Jahren unter. DNA-Spuren brachten die Ermittler darauf, dass das Trio für Raubüberfälle auf Geldtransporte und Supermärkte im Zeitraum zwischen 1999 und 2016 verantwortlich sein dürfte.
Die linksextremistische Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) galt in der Bundesrepublik über Jahrzehnte als Inbegriff von Terror und Mord. Insgesamt ermordete die RAF mehr als 30 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt.
- Reporter vor Ort
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa