Berühmter Grenz-Ort Berliner Kult-Lost-Place wird Autohaus

Jeder, der von Westen nach Berlin fährt, kennt die verlassene, poppig-bunte Grenz-Raststätte Dreilinden. Ein Lost Place – der jetzt wiederbelebt wird.
Jahrzehntelanger Leerstand hat an der ikonischen Raststätte Dreilinden genagt. Jetzt soll das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wiederbelebt werden. Nachdem in der vergangenen Woche der Verkauf bekannt wurde, berichtet jetzt der Käufer über seine Pläne.
Zugeschlagen hat ein Autohaus mit eigenen Angaben zufolge mehr als 80 Filialen in Deutschland, von Hamburg bis Bayern. Die meisten Standorte hat das Autohaus König allerdings in Berlin. Und dort soll an der Avus in geschichtsträchtiger Lage jetzt eine Art Vorzeige-Autohaus mit allem möglichen Drum und Dran entstehen.
Berliner Autohaus-Firma: Gastro und Treffpunkt geplant
In einer am Dienstag versandten Pressemitteilung versichert das Autohaus dabei Vorsicht und "gebührenden Respekt". Man werde auf die geltenden Denkmalschutzauflagen achten, die ursprüngliche Architektur bleibe vollständig erhalten. Das Versprechen lautet, ein "Wahrzeichen" als "Tor zur Metropole" zu revitalisieren.
Pathetische Worte für ein am Ende doch eher profanes Unterfangen: Konkret soll das Autohaus durch einen "Gastronomiebetrieb und Treffpunkt für Automobilbegeisterte" ergänzt werden. "Zudem planen wir die Schaffung von Büro- und Meeting- und Eventräumen."
Pop-Art-Raststätte: Schon der erste Pächter hatte kein Glück
Die Raststätte Dreilinden kurz hinter dem Checkpoint Bravo der Amerikaner markierte bis zum Ende der DDR das Ziel der Transitstrecke nach Berlin. Eröffnet wurde sie 1973. Entworfen hat das Gebäude der Architekt Rainer Rümmler, der in Berlin auch viele U-Bahnhöfe gestaltet hat. Es gilt als eines der wenigen Beispiele von Pop-Art-Architektur in Deutschland.
Doch bereits der erste Pächter der Autobahnraststätte ging kurz nach der Eröffnung pleite. Das Viermächteabkommen ermöglichte eine schnellere Abfertigung an der Grenze. In der Folge blieben mit den kürzer werdenden Warteschlangen die erhofften Kundenmassen aus.
Vergnügungspark-Pläne scheiterten an Denkmalschutz
Es folgten: ein kleiner Fernfahrerimbiss bis zum Ende der DDR, dann bis 2002 Zollbüros. Ein Currywurst-Gastronom plante ein Billighotel, eine Disco und ein Diner, fand aber keine Partner.
Dann ersteigerte Werner Scharwächter, der Geschäftsführer der Boramtec Bohr und Rammtechnik Berlin GmbH aus Karlshorst, das Gebäude. Seine Pläne konnte er allerdings nicht umsetzen: Er hatte den Denkmalschutz außer Acht gelassen. Weder für einen Vergnügungspark noch für eine Bootsausstellung bekam er die benötigte Genehmigung. "Die sind gegen alles und lehnen alles ab", sagte er frustriert über die zuständigen Behörden. Mehr zur Geschichte der Raststätte Dreilinden lesen Sie hier.
Daraufhin versuchte er, die Raststätte wieder loszuwerden. Aber keiner wollte einen Preis bezahlen, der Scharwächter zusagte. Bis jetzt das Autohaus König zuschlug.
- Pressemitteilung des Autohauses König vom 10. Oktober 2023
- Eigene Recherche