"Letzte Generation" in Berlin Aktivisten lassen Taxi mit Krebspatienten durch Blockade
An mehreren Orten war die "Letzte Generation" in der Hauptstadt auf der Straße und blockierte den Verkehr. Vereinzelte Autofahrer ließen die Aktivisten aber durch.
Die "Letzte Generation" hat Berlin seit Montag im Visier ihrer Blockaden. Seit Beginn der neuen Protestwelle kam es am Montag- und Dienstagmorgen jeweils zu mehreren Aktionen der Gruppe im gesamten Stadtgebiet. Es staute sich an vielen Stellen, teilweise mussten die Aktivisten mit schwerem Gerät von der Straße entfernt werden. An einigen Orten hatte sich die Gruppe allerdings nicht festgeklebt – aus gutem Grund.
An der Prenzlauer Allee Ecke Mollstraße etwa ließen die Aktivisten am Dienstagmorgen ein Fahrzeug durch die Blockade. Auf dem Video eines t-online-Reporters ist zu sehen, wie eine Frau mit oranger Warnweste an einer Kreuzung steht und einen kleinen Taxibus durch die auf der Straße sitzenden Klimakleber lässt. Beobachtet wird die Aktion von einem Polizisten. Er bewegt einen Lkw, der sich hinter dem Taxi befindet, anschließend zum Stoppen. Danach setzt sich die Frau mit der Warnweste wieder zu den anderen Aktivisten auf die Straße.
"Letzte Generation": Gruppe lässt Autos durch Blockade
Laut des Reporters fragte ein Passant den Polizisten, warum das Taxi durch die Blockade gelassen werde. Dieser erwiderte, dass sich ein Krebspatient an Bord des Fahrzeugs befunden habe.
Bereits am Montag kam es zu einer ähnlichen Situation nahe der S-Bahnstation Landsberger Allee. Dort machten die Klimaaktivisten Platz für ein schwarzes Fahrzeug mit Blaulicht. "Lasst ihr die bitte durch, das sind Entschärfer", sagte ein Polizist. Daraufhin standen die Aktivisten auf und ließen sie passieren, so ein Reporter vor Ort.
Die Aktivisten geben seit jeher an, auf solche Lücken für Notfälle zu achten. Trotzdem sind in der Vergangenheit immer wieder Rettungswagen im Einsatz wegen der Staus verspätet ans Ziel gekommen.
Der Tod einer Radfahrerin nach einem Unfall mit einem Betonmischer hat im Oktober 2022 bundesweit Aufsehen erregt. Denn: Zeitgleich blockierten Klimaaktivisten der "Letzten Generation" die A100 – es entstand ein Stau, in dem auch Rettungsfahrzeuge standen. Es entfachte eine Diskussion, ob die Gruppe eine Mitschuld am Tod der Radfahrerin trage. Im April stellte die Staatsanwaltschaft daraufhin klar: Trotz der Blockade tragen zwei der Klimaaktivisten keine Verantwortung am Tod der 44-jährigen Frau. Sie wurden zwar wegen Nötigung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte angeklagt, nicht aber wegen eines Körperverletzungs- oder Tötungsdelikts. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Reporter vor Ort
- Eigene Recherche
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa