Nicht hinreichender Tatverdacht Staatsanwaltschaft Berlin stellt Verfahren gegen Till Lindemann ein
Mehrere Frauen haben in den vergangenen Monaten schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann erhoben. Konsequenzen drohen dem Rammstein-Sänger nicht.
Die Berliner Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen Till Lindemann eingestellt, bestätigte die Behörde in einer Pressemitteilung. Zuerst hatte die "Berliner Zeitung" darüber berichtet. Zur Begründung hieß es:
"Die Auswertung der verfügbaren Beweismittel – vor allem der Presseberichterstattung, die sich auf anonyme Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber bezieht, wie auch der ergänzenden Vernehmung von Zeuginnen – hat keine Anhaltspunkte dafür erbracht, dass der Beschuldigte gegen deren Willen sexuelle Handlungen an Frauen vorgenommen, diesen willensbeeinflussende oder -ausschaltende Substanzen verabreicht oder gegenüber minderjährigen Sexualpartnerinnen ein Machtgefälle ausgenutzt hat, um diese zum Geschlechtsverkehr zu bewegen."
Die Staatsanwaltschaft sah es als problematisch an, dass sich die mutmaßlich Geschädigten auch nach Bekanntwerden der Ermittlungen nicht direkt an die Polizei, sondern an Journalisten gewandt hätten. Die Angaben der Zeugen hätten sich durch die polizeilichen Ermittlungen nicht bestätigt, schreibt die Behörde.
Kyla Shyx äußerte sich zum Fall Lindemann
Auch die Aussagen der Zeugin Kyla Shyx brachten die Ermittlungen nicht weiter. Die Vorwürfe seien zu unkonkret gewesen. Zudem habe die YouTuberin keine eigenen Erlebnisse schildern können, sondern nur Beobachtungen wiedergegeben, aus denen sie Schlüsse gezogen habe.
Ermittlungen gegen Lindemann früher als gedacht eingeleitet
Die Juristen ermittelten von Amts wegen aufgrund von Tatvorwürfen aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln. Die Ermittlungen seien bereits am 7. Juni eingeleitet worden, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft dem "Tagesspiegel" mit. Offiziell bestätigt wurden die Ermittlungen allerdings erst eine Woche später, am 14. Juni.
Grund für die Verzögerung war nach Angaben der Behörde die "große Gefahr einer öffentlichen Vorverurteilung der Betroffenen". Die Staatsanwaltschaft sei daher an die Regeln einer "zulässigen Verdachtsberichterstattung" gebunden, weshalb vor einer öffentlichen Mitteilung ein "Mindestbestand an Belegtatsachen" erforderlich sei.
Shelby Lynn erhob im Mai schwere Vorwürfe gegen Lindemann
Im Mai hatte die Irin Shelby Lynn nach dem Besuch eines Rammstein-Konzerts in Vilnius die schweren Vorwürfe gegen Till Lindemann ins Rollen gebracht. Die litauischen Behörden lehnten es im Mai ab, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Auch die Berliner Staatsanwaltschaft kam zu dem Schluss, dass es keine konkreten Anhaltspunkte für sexuelle Übergriffe durch Till Lindemann gebe. Auch die Herkunft eines Hämatoms konnte nicht abschließend geklärt werden.
Nachdem Shelby Lynn mit ihren Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen war, meldeten sich eine Reihe weiterer Frauen. Sie berichteten von sexuellen Übergriffen, Drogenmissbrauch und Machtmissbrauch. Till Lindemann wies die Vorwürfe stets zurück.
Auch Tourmanagerin bleibt straffrei
Auch gegen die Rammstein-Tourmanagerin war aufgrund von Medienberichten von der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet worden, weil sie bei Konzerten junge Frauen in den Backstagebereich gebracht haben soll. Auch gegen sie wurde das Verfahren eingestellt. Hier bestand ebenfalls kein hinreichender Tatverdacht.
- Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Berlin vom 29. August
- berliner-zeitung.de: "Rammstein: Staatsanwaltschaft Berlin stellt Verfahren gegen Till Lindemann ein"
- tagesspiegel.de: "Berliner Staatsanwaltschaft stellt Verfahren gegen Till Lindemann ein"
- Telefonat mit Berliner Staatsanwaltschaft
- tagesspiegel.de: "Staatsanwaltschaft hielt Auskunft zurück: Ermittlungen gegen Rammstein-Sänger Lindemann laufen schon länger"