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Bushido-Prozess in Berlin: Was tat Abou-Chaker? Zeugin irritiert Richter


Bushido-Verfahren
Prozess gegen Clanboss: Vergessliche Zeugin irritiert Richter

Von dpa, pb

Aktualisiert am 17.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Arafat A.-Ch.Vergrößern des Bildes
Der Hauptangeklagte Arafat Abou-Chaker, Chef eines Berliner Clans und ehemaliger Manager von Rapper Bushido, kommt ins Kriminalgericht Moabit zur Fortsetzung des Prozesses gegen ihn. (Quelle: Annette Riedl/dpa/dpa)

Als es zur entscheidenden Verhandlung kommt, weiß eine im Bushido-Prozess aufgerufene Zeugin plötzlich nur noch wenig. Das wundert auch den Richter.

Vier Jahre zieht sich der Prozess mittlerweile hin, in dem Rap-Star Bushido und Clanchef Arafat Abou-Chaker miteinander ringen. Hat das bundesweit bekannte Familienoberhaupt den berühmten Rapper jahrelang erpresst, zu überzogenen Zahlungen genötigt und auch körperlich drangsaliert?

Licht ins Dunkle hätte am Mittwoch, dem 102. Tag des Verfahrens, eine frühere Steuerberaterin von Bushido bringen können. Doch die wies, trotz früherer klarer Aussagen bei der Polizei, Medienberichten zufolge nun plötzlich deutliche Erinnerungslücken auf. Prozessbeobachter fragen sich: Wurde die Frau unter Druck gesetzt?

Bericht von "emotionaler Situation" – dann wird sie wortkarg

Die Steuerberaterin hatte Bushido nach der geschäftlichen Trennung getroffen, kann sich aber heute nur noch an eine "emotionale Situation" erinnern, wie sie vor Gericht aussagte. Zu dem Gespräch mit Bushido sei es nach ihrer Erinnerung im Frühjahr 2019 gekommen. Als er in ihrem Büro gesessen und sie ihn gefragt habe, wie es ihm gehe, sei er still geworden – "er drehte sich weg, hatte glasige Augen".

Bushido habe ein Treffen mit dem Clanboss und weiteren Personen erwähnt, bei dem es "sehr laut" geworden sei. "Es soll die Tür hinter ihm abgeschlossen worden sein", so die Zeugin. Auf die Frage, ob der Rapper damals von Drohungen und Beleidigungen berichtete, sagte die Zeugin, sie habe "inhaltlich keine Erinnerung". Sie habe gewartet, bis er sich gesammelt habe – "er ging dann zum Geschäftlichen über".

Laut der "B.Z." hatte sich die Zeugin vor dem Mammutverfahren gegenüber Ermittlern noch deutlicher geäußert. Diesen hatte sie 2019 gesagt: "Ich glaube, Arafat hatte ihm gesagt, ihn fertig zu machen" – und: "Er (gemeint ist wohl Bushido, Anmerkung d. Red.) deutete auch an, es gab Handgreiflichkeiten."

Staatsanwältin und Richter konfrontieren Zeugin

Auch seit wann sie den Clanboss kennt, konnte die Frau vor Gericht nicht beantworten. Am Mittwoch beschrieb die Steuerberaterin die verfeindeten Männer als "normale Geschäftspartner". Als die Staatsanwältin die Zeugin mit deren merkwürdigen Erinnerungslücken konfrontierte, antwortete diese laut der Zeitung: "Dann habe ich mich vielleicht damals daran erinnert. Heute nicht."

Die auffälligen Erinnerungslücken der Zeugen irritierten laut "B.Z." auch den Richter. Der soll in der Verhandlung am Mittwoch gesagt haben: "Eigenartig. Erinnerungen an Tränen, aber nicht an Inhalte. Kommt mir merkwürdig vor." Darauf habe die Zeugin geantwortet: "Vielleicht aus Selbstschutz, um mit diesen Dingen abzuschließen."

Schwere Vorwürfe gegen Arafat Abou-Chaker

Seit dem 17. August 2020 prüft das Landgericht die Vorwürfe gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder. Die Anklage lautet unter anderem auf versuchte schwere räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Untreue.

Zu den mutmaßlichen Taten soll es gekommen sein, nachdem Bushido die Beziehungen zu seinem Manager aufgelöst hatte. Der 44-Jährige soll im Januar 2018 bei einem Treffen in einem Büro eingesperrt, mit einer Flasche und einem Stuhl beworfen worden sein.

Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Ferchichi, ist Zeuge und Nebenkläger in dem Verfahren. Ein Großteil der Vorwürfe basiert auf Aussagen des Musikers. Im Prozess hatte er seine Beziehung zu dem Clan-Chef mit einer Zwangsehe verglichen: Sein Ex-Manager habe bis zu 50 Prozent seiner Einnahmen als Rapper verlangt.

Insgesamt wurden in dem Prozess bereits knapp 60 Zeugen vernommen, darunter mehrere Rapper. Bislang sind Verhandlungstage bis zum 15. November terminiert. Mit einem Urteil rechnen Prozessbeteiligte noch in diesem Jahr. Am 25. August geht es in dem Verfahren weiter.

Verwendete Quellen
  • "B.Z.", gedruckte Ausgabe, 17.08.2023
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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