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Hitze-Chaos in Regionalzug: Fahrgäste erheben Vorwürfe gegen Deutsche Bahn


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Fenster eingetreten, Menschen fliehen auf Gleise
Hitze-Chaos nach Zug-Panne: Vorwürfe gegen die Bahn


Aktualisiert am 12.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Fahrgäste werden zum nahegelegenen S-Bahnhof geleitet:Vergrößern des Bildes
Fahrgäste werden zum nahegelegenen S-Bahnhof geleitet: Die Bahn warnt davor, selbstständig die Gleise zu betreten. (Quelle: Martin Michel)
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Hunderte Menschen stranden in einem überfüllten Zug, mehrere kollabieren offenbar wegen der Hitze. Fahrgäste erheben Vorwürfe gegen die Bahn. Hat die zu langsam gehandelt?

Es sind dramatische Szenen, die sich am frühen Sonntagabend in einem Regionalzug kurz vor Berlin abgespielt haben. Kurz vor dem Bahnhof Birkenwerder war der Zug der Linie RE5 von Rostock nach Berlin liegengeblieben, wegen eines technischen Defekts an der Oberleitung.

Weil die Stromversorgung unterbrochen war, fiel auch die Klimaanlage des Zuges aus. Bei immer noch etwa 30 Grad Außentemperatur. Und geschlossenen Fenstern, die sich nicht so einfach öffnen lassen. Ein Fahrgast berichtet t-online, dass der Zug vollgestopft gewesen sei. "Jeder Zentimeter im Gang war mit einer Person belegt." Vom Personal habe es eine kurze Durchsage gegeben, dass die Fahrt auf unbestimmte Zeit unterbrochen sei, dann sei lange nichts gekommen. Laut Bundespolizei waren etwa 600 Personen im Zug.

Schnell wurden die Temperaturen im Zug unerträglich. Der Boden sei nass vor Schweiß gewesen, sagt der Fahrgast. "Wir hatten Glück, dass jemand zufällig ein Multitool dabeihatte, mit dem man die Fenster öffnen konnte."

Männer müssen Fenster eintreten

In anderen Waggons hatten die Menschen weniger Glück. Ein Twitternutzer, der ebenfalls im Zug war, berichtet, dass in seinem Wagen weder die Fenster aufgegangen noch die Notöffnung der Türen funktioniert hätte. Als eine Person kollabiert sei, hätten mehrere Menschen versucht, ein Notfenster einzuschlagen. Das sei erst nach mehreren Minuten und mit Fußtritten gelungen. Ein Mann habe sich dabei Schnittverletzungen an den Füßen zugezogen. Auch der RBB berichtet darüber, dass mehrere Menschen zusammengeklappt sein sollen.

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Der Fahrgast, mit dem t-online sprechen konnte, erhebt Vorwürfe gegen die Bahn. Es habe in der Notsituation viel zu wenig Informationen und Hilfe für die Fahrgäste gegeben. Vom Zugpersonal habe sich niemand blicken lassen. "Man fragt sich, was die Deutsche Bahn eigentlich gemacht hat." Außerdem fragt er sich, ob die Bahn die Situation unterschätzt hat und es deswegen länger gedauert hat als notwendig, bis die ersten Einsatzkräfte eintrafen.

Notruf ging erst deutlich nach der Panne bei der Polizei ein

Nach Angaben eines Sprechers der Bahn blieb der Zug kurz nach 19 Uhr liegen. Der Fahrgast sagt, dass es kurz vor 19 Uhr gewesen sei. Bei der Bundespolizei ging aber erst um 19.16 Uhr ein Notruf von der Notfallleitstelle der Bahn ein. Die Feuerwehr Birkenwerder wurde nach eigenen Angaben um 19.33 Uhr alarmiert.

Zu den erhobenen Vorwürfen will sich ein Bahnsprecher mit Verweis auf laufende Untersuchungen des Falls nicht äußern. Man wolle sich bei den Fahrgästen für die entstandene Situation entschuldigen, teilt die Bahn mit. Die Mitarbeitenden seien gezielt geschult für derartige Vorfälle, im Zug sei durchgehend Personal anwesend gewesen. Für die Mitarbeiter entstehe eine solche Situation trotzdem "genauso unverhofft wie für die Fahrgäste". Das bedeute für sie "eine enorme Anspannung".

"Die Mitfahrenden waren auf sich selbst gestellt"

Als dann die ersten Einsatzkräfte vor Ort waren, hatten viele Fahrgäste schon selbstständig die Notfallmechanismen der Türen betätigt und den Zug verlassen. "Die Mitfahrenden haben ihre Evakuierung notgedrungen selbst in die Hand genommen, bis die Bundespolizei unterstützte", sagt der Fahrgast zu t-online.

Der Bahnsprecher stellt klar, dass gerade das lebensgefährlich gewesen sei. Auch bei hohen Temperaturen müsse auf Anweisungen des Personals gewartet werden. Im aktuellen Fall habe eine besondere Gefahr durch die Stromschienen der S-Bahn und die noch nicht gesperrte Strecke bestanden.

Nach Angaben der Bundespolizei wurde die S-Bahn-Strecke um 19.15 Uhr gesperrt. Die Reisenden wurden dann nach und nach zum naheliegenden S-Bahnhof Birkenwerder gebracht. Von den Einsatzkräften und von Anwohnern wurden sie mit Wasser versorgt. Gegen 20.45 Uhr war die S-Bahnstrecke wieder freigegeben, sodass die Fahrgäste weiterfahren konnten. Wie viele Personen insgesamt kollabiert sind, ist unklar. Die Feuerwehr Birkenwerder war auf Anfrage zunächst nicht zu erreichen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit einer Sprecherin der Bundespolizei
  • Telefonat mit einem Fahrgast des Zuges
  • Schriftliche Anfragen an die Deutsche Bahn
  • twitter.com: Tweets von @LibertadMedia
  • facebook.com: Mitteilung der Feuerwehr Birkenwerder
  • rbb24.de: "Technischer Defekt an Oberleitung Grund für liegengebliebenen Regionalzug"
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