Besinnungslose Frau angeboten Polizei ermittelt wohl gegen Ex-Elitepolizisten – Gewerkschaft reagiert
Ein Beitrag auf einer Datingplattform verstört einen Nutzer. Dort wird eine besinnungslose Frau angeboten. Bald wird klar: Ein Berliner Polizist soll dahinter stecken. Für eine Polizeigewerkschaft "harter Tobak".
Laut einem Medienbericht soll ein ehemaliges Mitglied des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) der Berliner Polizei eine besinnungslose Frau im Internet angeboten haben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte der "Bild", dass wegen dieser Vorwürfe gegen einen Beamten ermittelt werde. Im Raum stehen Verstöße gegen Paragraf 177 des Strafgesetzbuches – also sexueller Übergriff, sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung.
Die Berliner Polizei erklärte, dass der Tatverdächtige aktuell nicht im Dienst sei. "Disziplinarrechtliche Schritte wurden bereits eingeleitet", sagte eine Sprecherin zu t-online.
Polizei stürmte Wohnung von früherem Elitepolizisten
Im März soll der Mann seine besinnungslose Kollegin auf einer Datingplattform angeboten haben. Ein anderer Nutzer der Plattform alarmierte daraufhin die Polizei. Diese stürmte die Wohnung des Mannes, und fand dort neben "drogensuspekten Inhalten" auch die Frau. Sie hat wie auch andere Zeugen in der Sache mittlerweile ausgesagt.
Ein Haftbefehl wurde gegen den Verdächtigen laut "Bild" bislang nicht erlassen. Grund soll die fehlende Fluchtgefahr des Mannes sein.
An Ermittler des MEK hat die Polizei besonders hohe Ansprüche: Die MEK-Beamten werden bei Entführungen, Erpressungen und Geiselnahmen eingesetzt. Die Truppe hilft vor allem bei der Beschattung von Tatverdächtigen in der Organisierten Kriminalität und im Terrorismus.
"Der aktuelle Fall ist harter Tobak. Sollten die Vorwürfe stimmen, zeugt das von einer hohen kriminellen Energie."
Benjamin Jendro, Gewerkschaftssprecher
Für den Job muss man zunächst einige Jahre als Schutzpolizist vorweisen können – und auch "charakterliche Festigkeit und Besonnenheit", wie es auf der Website der Berliner Polizei heißt. Das MEK untersteht dem Landeskriminalamt (LKA)
Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro, zeigt sich von den Vorwürfen gegenüber dem Beamten schockiert. "Der aktuelle Fall ist harter Tobak", sagt Jendro. Es gelte natürlich trotzdem die Unschuldsvermutung. "Aber sollten die Vorwürfe stimmen, dann zeugt das von einer hohen kriminellen Energie. Wer solche schweren Straftaten begeht, hat in der Polizei keine Zukunft." Es gebe Kollegen, die das Recht brechen. "Davor ist auch die Polizei nicht gefeit. Vor allem bei 27.000 Kollegen in Berlin. Entscheidend ist, wie man darauf reagiert."
Besonders wichtig sei auch der Opferschutz, so Jendro. "Wir erwarten, dass die betroffene Kollegin geschützt wird und jegliche Hilfe bekommt, die ihr zumindest im Ansatz die Chance gibt, das Erlebte bestmöglich verarbeiten zu können."
In einer früheren Version dieses Artikels wurde der Beamte einer falschen Polizeidirektion zugeordnet. Das wurde von der Berliner Polizei mit Bezug auf den Schutz der Persönlichkeitsrechte des Mannes angemerkt. Die entsprechenden Passagen wurde aus dem Text entfernt.
- bild.de (kostenpflichtig): Berlin: Ermittlungen! Ex-Elitepolizist soll betäubte Kollegin zum Sex angeboten haben
- Telefonat mit der Pressestelle der Berliner Polizei
- gesetze-im-internet.de: § 177
- 110prozent.berlin: Beschreibung der Arbeit im MEK
- berlin.de: LKA 6 - Operative Dienste
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- berlin.de: LKA 6 | MEK
- Interview mit Benjamin Jendro