"An dieser Stelle bedeutet das Abriss und Neubau" Totalschaden an Hauptstadt-U-Bahn?
Nach außen hin geben sich die Verantwortlichen optimistisch. Hinter den Kulissen machen Schreckensszenarien die Runde.
Seitdem vergangenes Jahr am Berliner Alexanderplatz die Baugruben-Stützmauern des Megaprojektes Covivo-Tower nachgaben, ist eine der einst wichtigsten U-Bahnlinien der Stadt weitgehend lahmgelegt. Der keinen Meter von der Baugrube entfernte Tunnel der U2 sackte fast vier Zentimeter ab.
Die Folge: Wo einst in engem Takt vollbesetzte Züge Passagiere ans Ziel brachten, herrscht nun Pendelverkehr im 15-Minuten-Rhythmus. Wer kann, weicht der Linie aus und fährt andere Routen auf dem Weg durch Berlin. "Kennt noch jemand die U2", fragte die "Berliner Zeitung" provokant.
Berlin: Experten dämpfen Optimismus
Vergangene Woche vernahmen die Anwesenden im Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses optimistische Töne. Die "Berliner Morgenpost" zitierte Britta Behrendt, Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt: Die Arbeiten würden planmäßig verlaufen, nach den Sommerferien könne die U2 wohl wieder vollständig befahren werden.
Aber stimmt das? Sowohl das "Neue Deutschland" als auch die "Berliner Zeitung" haben ganz andere Stimmen zum Stand der Sanierung eingesammelt.
Möglicher Totalschaden: Fuge zwischen U2 und U5 gerissen?
Laut "Neuem Deutschland" könnte sich der Schaden an der U2 inzwischen auch auf die darunter liegende U5 ausgewirkt haben, die den Osten der Stadt mit dem Hauptbahnhof verbindet. Die Verbindungsfuge zwischen U2 und U5 könnte gerissen sein, von der Decke der U5 tropfendes Wasser deute darauf hin. Bei dem Wasser handele es sich Experten zufolge nicht um nach unten gesickertes Oberflächenwasser, sondern um Grundwasser.
Die Zeitung zitiert anonyme Kenner der Materie: "An dieser Stelle bedeutet das Abriss und Neubau." Die Schäden am U-Bahnhof Alexanderplatz seien schlimmer als die durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg hervorgerufenen. Damals sei zwar die Tunneldecke zerstört worden, aber nicht das Fundament.
Der Plan von Hochhausbauer Covivo, der für die Schäden an der U-Bahn verantwortlich gemacht wird, lautet: Zement unter den Tunnel pumpen und das ganze Konstrukt dann anheben, wenn es stabilisiert ist. Aber auch ein von der "Berliner Zeitung" befragter Experte sagte dazu, er höre von den Arbeiten derzeit "nichts Gutes". Anders als nach außen kommuniziert seien die tatsächlichen Schäden wohl so schwerwiegend, dass auch ein möglicher "Totalschaden" im Raum stehe.
- nd-aktuell.de: "U-Bahnlinie U2 am Alexanderplatz: Schlimmer als Bombentreffer"
- berliner-zeitung.de: "Abgesackter U-Bahn-Tunnel am Alex: Arbeiten im Plan – aber es gibt neue Zweifel"
- morgenpost.de: "So kommt die Sanierung des U2-Tunnels voran"