"Sehr hohe Gefahr" Warnung vor Extremwetter – Lage "dramatisiert" sich
Der Deutsche Wetterdienst warnt: In den kommenden Tagen könnte es immer brenzliger werden. Unterdessen kommt Waldbrand-Rauch aus Kanada in Europa an.
Die Waldbrandgefahr in Deutschland steigt über das Wochenende bis zum Montag rapide an: Aktuelle Warnkarten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigen, dass sich die dunkelroten Flecken besonders in Brandenburg und Berlin so weit ausbreiten, dass sie fast die gesamte Fläche der Bundesländer einnehmen. Sie stehen für "sehr hohe Gefahr".
Wetter-Experte Dominik Jung: "Die Trockenheit ist derzeit ein extremes Problem. Wir stehen an der Schwelle zu einem weiteren Dürresommer."
Feuer bei Jüterbog: Lage hat sich "dramatisiert"
In Berlin sind Grasflächen ausgedörrt, statt saftig-grüner Pflanzen steht dort nur noch gelbes Gestrüpp. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg reagierte: Grillverbot in allen öffentlichen Grünanlagen.
Derweil wütet der Waldbrand bei Jüterbog rund 60 Kilometer südlich von Berlin immer weiter, seit elf Tagen brennt es dort nun schon. Die Lage habe sich "dramatisiert, deshalb wurde die Großschadenslage ausgerufen", sagte ein Sprecher der Einsatzleitung des Landkreises Teltow-Fläming am Freitagabend.
Juni und Juli sollen "extrem zu trocken" werden
Seit dem 31. Mai wurden 718 Hektar ein Raub der Flammen, auffrischender Wind fachte die Flammen zuletzt erneut an. Drei Hubschrauber von Bundespolizei und Bundeswehr sollen am Samstag beim Einsatz helfen.
Grundsätzliche Linderung ist nicht in Aussicht: Der Juni und auch der Juli sollen in weiten Teilen Deutschlands "extrem zu trocken" ausfallen, berichtet Diplom-Meteorologe Jung unter Berufung auf neueste Langfristprognosen. Insbesondere im Osten der Republik wird die anhaltende Dürre zum immer stärker drängenden Problem: "Es gibt Regionen, dort fiel seit Anfang Mai kein einziger Tropfen Regen mehr", teilt Jung mit. "Wir brauchen dringend Landregen."
- Hier erfahren Sie, wie lange es bei Ihnen nicht mehr geregnet hat.
Rauch aus Kanada erreicht Europa: "Zeitalter des Feuers"
Schuld am steigenden Waldbrandrisiko ist nach Einschätzung der Berliner Umweltverwaltung die Klimakrise. Der Waldbrandexperte Pierre L. Ibisch, Professor für Naturschutz an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, hat jüngst mit Blick auf die globale Situation eine drastische Warnung ausgesprochen: "Wir treten ein ins Zeitalter des Pyrozäns, also ins Zeitalter des Feuers", sagte er dem "Tagespiegel".
Unterdessen sind die Rauchschwaden der großen Waldbrände in Kanada über Grönland und Island bis nach Europa gezogen: Wie CNN berichtete, stellten das nicht nur norwegische Wissenschaftler mit ihren Instrumenten fest – der Rauch sei in der Luft auch als leichter Dunst wahrnehmbar, Menschen könnten ihn riechen.
Rußmassen verschärfen Klimakrise
Es werde erwartet, dass sich die Rauchwolke in den kommenden Tagen weiter ausbreite und große Teile Europas erreiche. Allerdings sei sie dann wohl so weit verdünnt, dass die Menschen sie wahrscheinlich nicht wahrnehmen könnten. Eine Gesundheitsgefahr bestehe anders als für 75 Millionen Menschen in Nordamerika voraussichtlich nicht.
Allerdings würden die gewaltigen Rußmassen der Brände in Kanada den Klimawandel weiter verschärfen: Sie würden sich in der Arktis auf Schnee und Eis legen, die weißen Oberflächen verdunkeln und so dazu führen, dass diese mehr Wärme absorbieren können.
- dwd.de: "Vorhersage des Waldbrandgefahrenindexes"
- Mail von Wetterexperte Dominik Jung
- tagesspiegel.de: "Waldbrände in Nordamerika außer Kontrolle: 'Wir treten ein ins Zeitalter des Feuers'"
- cnn.com: "Smoke from Canada’s wildfires has reached as far as Norway"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa