Berliner Kriminalstatistik Gewalt von Kindern und Jugendlichen nimmt zu

Nach einem coronabedingten Rückgang ist die Kriminalität in Berlin 2022 wieder gestiegen. Sorge machen den Behörden besonders junge Gewalttäter.
Nach einem Rückgang der Kriminalität in Berlin während der Corona-Pandemie hat die Polizei im vergangenen Jahr wieder mehr Straftaten registriert. 519.827 wurden in der Kriminalstatistik für 2022 erfasst, wie Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Freitag sagten. Das sind knapp acht Prozent mehr als 2021 (rund 482.000). Spranger hob hervor, dass der Wiederanstieg in ganz Deutschland mit rund elf Prozent höher war. Die Aufklärungsquote lag bei knapp 45 Prozent.
Es gab deutlich mehr Ladendiebstähle und andere Diebstähle, Körperverletzungen und Fälle unerlaubten Aufenthalts. Gleichzeitig nahmen die Fälle von Betrug mithilfe des Internets und von Einbrüchen in Keller ab. Auffallend war bei den mutmaßlichen Tätern eine Zunahme des Anteils der Jugendlichen und Kinder. Sie fielen oft bei Raubtaten auf. Auch Überfälle, bei denen Messer eingesetzt wurden, gab es mehr.
Die Kriminalstatistik zeigt Schwerpunkte und Tendenzen, gibt aber nur den Teil der Straftaten wieder, der angezeigt oder sonst bekannt wird. Zahlreiche Taten wie Ladendiebstähle, Gewalt in Familien oder ein großer Teil des Drogenhandels landen nie in der Statistik.
Spranger: "Sozialisation zur Kriminalität" bei Kindern verhindern
Sorge bereitet der Polizei die Zunahme bei der Gewalt von Jugendlichen und sogar Kindern unter 14 Jahren. Auch die Opfer seien häufig jung. Die Zahl von Taten wie Raubüberfällen, die der sogenannten Jugendgruppengewalt zugeordnet wurden, stieg auf 1.873 Fälle (plus 24 Prozent). Von den rund 2.400 Verdächtigen bei Gewalttaten war der allergrößte Teil männlich, und fast die Hälfte (49,2 Prozent) war jünger als 21 Jahre. In 3.317 Fällen setzten die Täter ein Messer ein oder drohten ihrem Opfer damit.
Slowik sagte, angesichts dieser problematischen Entwicklung gebe es schon länger mehrere Präventionsprojekte für Jugendliche, um sie von Gewalttaten wie Überfällen auf Gleichaltrige abzuhalten. Dazu gehört auch ein bekanntes Projekt mit dem Titel "Messer machen Mörder". Spranger betonte, man müsse eine "Sozialisation zur Kriminalität" bei den Kindern verhindern und dabei auch bei den Elternhäusern ansetzen.
Politisch motivierte Straftaten sind zurückgegangen
Die Zahl der politisch motivierten Straftaten ist in dagegen im vergangenen Jahr spürbar um 14,6 Prozent auf 5.122 Fälle zurückgegangen. Dabei sanken insbesondere die Fälle der politisch motivierten Gewaltdelikte deutlich um 45,1 Prozent.
Bei den antisemitisch motivierten Straftaten gab es demnach mit 381 Fällen zwar auch ein spürbares Minus von 17,2 Prozent. Allerdings nahm die Zahl der antisemitischen Gewalttaten um elf Fälle oder 78,6 Prozent zu. Die Zahl der queerfeindlichen Straftaten stieg um zweieinhalb Prozent auf 542. Auch in diesem Bereich gab es bei den Gewaltdelikten mit einem Plus von 25,2 Prozent – dies waren 33 Fälle mehr – einen Anstieg.
Die Zahl der rechtsgerichteten politisch motivierten Kriminalität stieg um 4,8 Prozent auf 2189 Fälle. Die linksgerichtete politisch motivierte Kriminalität verringerte sich um 37,2 Prozent auf 958 Fälle. Die Aufklärungsquote der politisch motivierten Kriminalität stieg nach Angaben Sprangers und Slowiks um dreieinhalb Prozentpunkte auf 43,7 Prozent.
- Nachrichtenagenturen dpa und afp