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Nach Unfall von SPD-Politiker Erik Stohn: Rettung absichtlich verzögert? Neue Details


Extremismus im Rettungsdienst
Brandenburger SPD-Mann verblutet fast bei Unfall – Konsequenzen

Von t-online, jse

Aktualisiert am 30.01.2023Lesedauer: 2 Min.
Erik Stohn (Archivbild): Seine Rettung dauerte ungewöhnlich lange.Vergrößern des Bildes
Erik Stohn (Archivbild): Seine Rettung dauerte ungewöhnlich lange. (Quelle: Christian Spicker/imago-images-bilder)

Ein Politiker verletzt sich bei einem Unfall schwer. Die Rettung dauert zwei Stunden. Für den Verantwortlichen hat das nun Folgen – aus einem anderen Grund.

Hat ein Rettungsdienstmitarbeiter aus Brandenburg die Rettung des SPD-Abgeordneten Erik Stohn absichtlich verzögert? Diese Frage warf Stohn selbst in einem Brief an den Bürgermeister der Stadt Brandenburg/Havel auf. Der Mitarbeiter, der Stohns Notruf entgegennahm, hatte dem SPD-Mann direkt nach dem Telefonat gegenüber anderen Leitstellenmitarbeitern einen schlimmeren Unfall gewünscht. Stohn schrieb in seinem Brief, er sei nach Angaben der behandelnden Ärzte beinahe verblutet.

Nun äußert sich die Stadt Brandenburg/Havel zu dem Vorfall. "Anhand der Informationen der Leitstellendokumentation zum Einsatz gibt es aus meiner Sicht zu keinem Zeitpunkt der Notruf- und Einsatzbearbeitung Anlass dafür, dass diese verzögert oder nicht korrekt durchgeführt wurden", schreibt Natalie Preißler, Sprecherin der Stadt, auf Anfrage von t-online.

Äußerungen "nicht mehr von der Meinungsfreiheit gedeckt"

Das Krankenhaus in Luckenwalde sei zum Zeitpunkt des Unfalls abgemeldet gewesen. Deshalb seien die Rettungskräfte in das weiter entfernte Krankenhaus Ludwigsfelde gefahren. Eine Rettung per Hubschrauber sei aufgrund des schlechten Wetters abgebrochen worden – obwohl der Mitarbeiter in der Leitstelle den Helikopter neun Minuten nach dem Eingang von Stohns Notruf angefordert hatte.

Aufgrund seiner Äußerungen bleibt der Mitarbeiter dennoch suspendiert. Der Mann hatte SPD- und CDU-Politiker als Volksverräter bezeichnet, gegen die Demokratie als Staatsform gehetzt und Corona-Maßnahmen mit dem Dritten Reich verglichen. All dies sei "extremistisch, homophob und menschenverachtend" und "gegebenenfalls nicht mehr von der Meinungsfreiheit gedeckt", wie der für die Rettungsdienste verantwortliche Beigeordnete Thomas Barz (CDU) t-online erklärte.

Weiterbeschäftigung "sehr unwahrscheinlich"

Die Freistellung des Mitarbeiters sei unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe bei seinen Vorgesetzten erfolgt, schreibt Sprecherin Natalie Preißler. Er sei nicht in den Dienst zurückgekehrt. "Aktuell gehen wir davon aus, dass eine Fortführung des Arbeitsverhältnisses sehr unwahrscheinlich ist." Auf weitere Details könne sie aufgrund des laufenden Verfahrens nicht eingehen.

Die Rettungsleitstelle in Brandenburg/Havel stand in den vergangenen Wochen nicht nur wegen der Äußerungen des inzwischen suspendierten Mitarbeiters im Fokus. Anfang des Jahres hatte eine Tragödie die Behörde erschüttert: Ein Dreijähriger war kurz vor Weihnachten verstorben – obwohl seine Familie den Notruf gewählt hatte. Der Mitarbeiter am Telefon hatte entschieden, keinen Rettungswagen zu schicken. Internen Untersuchungen zufolge sei das Vorgehen des Mitarbeiters fachlich nicht zu beanstanden gewesen, sagte Thomas Barz damals im Gespräch mit t-online.

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei der Stadt Brandenburg/Havel
  • Eigene Recherche
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