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Berlin: Klimaaktivisten "Letzte Generation" reagieren auf Hirntod von Radfahrerin


Nach Klimablockade
"Letzte Generation" reagiert auf Hirntod von Radfahrerin

Von t-online, ads, pb

Aktualisiert am 04.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Spuren des Unfalls: In Berlin-Wilmersdorf kam es zur tragischen Kollision zwischen einem Betonmischer und einer Radfahrerin. (Quelle: dpa)
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Eine Frau wird unter einem Betonmischer eingeklemmt, Retter stecken in einer Klimablockade fest – nun ist die Frau hirntot. Das sagen die Aktivisten.

Rund zwei Stunden, nachdem bekannt wurde, dass die in Berlin-Wilmersdorf verunglückte Radfahrerin für hirntot erklärt worden ist, reagierte die "Letzte Generation". In einer Nachricht, die die Klimaschutzaktivisten auf Twitter veröffentlichten, heißt es: "Dass die Radfahrerin, die am Montag in Berlin bei einem Unfall von einem Betonmischer verletzt wurde, nun für hirntot erklärt wurde, trifft uns tief." Gleichzeitig kritisieren Aktivisten nach einem Bericht des "Spiegel" die Medien scharf.

"Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dass die Radfahrerin im Straßenverkehr verunglückt ist, ist furchtbar. Wir sind bestürzt und in Trauer", heißt es in der Stellungnahme der "Letzten Generation", die dem Spiegel vorliegt. "Doch ist es an der Zeit, eine Grenze zu ziehen", heißt es weiter.

"Situation fiktiv aufgebauscht"

"Dass ein ganzes Mediensystem sich gegen uns wenden würde, damit haben wir nicht gerechnet." Die Gruppe kritisiert massiv, dass die Berichterstattung über sie nicht objektiv sei. "Ist es zu fassen, dass eine Medienlandschaft, die sich die Aufklärung der Gesellschaft auf die Fahnen schreibt, eine Situation in dieser Form fiktiv aufbauscht und damit demokratischen Protest in einer Krisensituation delegitimiert?", heißt es in dem Schreiben.

Es sei schockierend, dass man sich "auf die einfachsten Prinzipien in einer Demokratie – wie neutrale, faktenbasierte Berichterstattung" nicht verlassen könne. Weiter kündigt die Gruppe an, ihre Protestaktionen fortsetzen zu wollen: "Was immer uns als Menschen an öffentlicher Hetze entgegenschlagen mag, wird uns nicht davon abbringen, das einzig moralisch Richtige zu tun: In einer alles entscheidenden Krise nicht zu verharren, sondern loszugehen." Ob die Gruppe auch weiterhin Straßenblockaden plant, geht aus dem Text nicht hervor.

Der Aktivist Henning Jeschke sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Weiter heißt es in dem Tweet: "Wir wünschen den Angehörigen viel Kraft". Man lese "viele Informationen bis hin zu Unwahrheiten, die von großen Medien verbreitet werden", so die Gruppe. Sie wolle vorerst eine Stellungnahme der Berliner Feuerwehr abwarten.

Die "Letzte Generation" reagierte am Donnerstagnachmittag auf eine Anfrage von t-online zunächst nicht.

Klimaaktivisten werden nach Vorfall stark angefeindet

In den sozialen Netzwerken werden die Klimaaktivisten seit dem Vorfall verstärkt angefeindet und für den Hirntod der Frau direkt verantwortlich gemacht. Auch darauf reagierte "Letzte-Generation"-Mitglied Jeschke am Donnerstag: "Wir sollten uns an sichere Fakten halten, wie auch in der Klimakatastrophe", erklärte er. "Wir fordern die Medien auf, die Realität als solche darzustellen, ohne aufzuwiegeln."

Auf die Frage, ob der Hirntod der Frau etwas an den Protestaktionen ändere, sagte er: "Solange unsere höchsten politischen Organe unsere gemeinsame Verfassung mit Ansage brechen, da sie unsere Lebensgrundlagen zerstören, solange werden wir friedlichen Widerstand leisten."

Die Zeit sei vorbei, in der die politisch Verantwortlichen "mit schönen Worten zum 'Klimaschutz'" davonkämen, so Jeschke weiter.

Innenministerin fordert Strafverfolgung

Die Radfahrerin war vor drei Tagen von einem Betonmischer überfahren worden. Ein spezielles Bergungsfahrzeug hatte die Frau bergen sollen – es steckte jedoch in einem Stau fest, der durch eine Blockade der A100 durch Klimaschutzaktivisten entstanden war.

Die Retter mussten deshalb an der Unfallstelle improvisieren, wie die Feuerwehr betonte. Mehr dazu lesen Sie hier. Die Polizei ermittelt gegen zwei 63 und 59 Jahre alte Klimaaktivisten wegen unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise der Behinderung hilfeleistender Personen.

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach sich nach der ursprünglichen Todesnachricht der Frau für eine scharfe Verfolgung möglicher Straftaten bei Klimaprotesten aus. Zunächst hatte die Polizei fälschlicherweise mitgeteilt, dass die Frau ihren Verletzungen erlegen sei. Allerdings sei lediglich der Hirntod festgestellt worden.

"Wenn Straftaten begangen werden und andere Menschen gefährdet werden, ist jede Grenze legitimen Protests überschritten", sagte Faeser am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "All das hat mit einer demokratischen Auseinandersetzung überhaupt nichts zu tun. Die Straftäter müssen schnell und konsequent verfolgt werden."

Die SPD-Politikerin Katja Mast hat Teile der Klimaproteste als "demokratiefeindlich" bezeichnet. Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Bundestag, Katja Mast, bezog sich dabei auf erpresserische Aktionen. "Unsere Demokratie funktioniert nicht so, dass ich meine persönlichen Ziele im Namen der guten Sache mit jedem Mittel durchsetzen kann", sagte Mast dem "Spiegel".

Verwendete Quellen
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