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Berlin: Clan-Aussteigerin Latife Arab macht den Behörden Vorwürfe


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Nach Angriff
Clan-Aussteigerin macht Behörden schwere Vorwürfe


23.11.2024 - 10:54 UhrLesedauer: 3 Min.
Latife Arab, Einsatzfahrzeug der Berliner Polizei: "Es fällt ihr inzwischen sehr schwer, den Behörden zu vertrauen", sagt ihre Anwältin.Vergrößern des Bildes
Latife Arab, Einsatzfahrzeug der Berliner Polizei: "Es fällt ihr inzwischen sehr schwer, den Behörden zu vertrauen", sagt ihre Anwältin. (Quelle: Imago/Yannick von Eisenhart Rothe/Montage: t-online, awö)

Die bekannte Clan-Aussteigerin Latife Arab wurde angegriffen und schwer verletzt. Sie wähnt sich weiterhin in Gefahr und fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen.

Nach einer brutalen Attacke auf sie fühlt sich die bekannte Clan-Aussteigerin Latife Arab von den Sicherheitsbehörden im Stich gelassen. Sie widerspricht der in Medienberichten verbreiteten Darstellung, dass sie freiwillig auf Polizeischutz verzichtet habe.

Im September war Arab schwer verletzt vor dem Unfallkrankenhaus Marzahn abgelegt worden. Im Gespräch mit t-online berichtet sie, dass Verwandte sie in ein Auto gezerrt, gewürgt und in einem Waldstück auf sie eingetreten hätten. Erst auf dem Parkplatz des Krankenhauses sei sie wieder zu sich gekommen.

Latife Arab heißt eigentlich anders. Unter diesem Pseudonym veröffentlichte die 44-Jährige im März 2024 das Buch "Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan". Darin berichtet sie von ihrem Leben in einer kriminellen Großfamilie, von Unterdrückung, von Gewalt. 2009 gelang es ihr nach mehreren Versuchen, sich von ihrer Familie zu lösen. Die Männer, die sie jetzt angegriffen hätten, hätten ihr Verrat vorgeworfen, sagt Arab.

"Für mich kam es nicht infrage, meine Kinder zurückzulassen"

Nach dem Angriff stand Arab zunächst unter Polizeischutz. In einer Vernehmung habe ihr die Polizei angeboten, dass sie ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird und eine neue Identität erhält, wenn sie die Namen ihrer Angreifer nennt, sagt sie. Allerdings habe dieses Angebot nur für sie gegolten, nicht für ihre Kinder. "Für mich kam es nicht infrage, mich in Sicherheit zu bringen und meine Kinder zurückzulassen", sagt Arab. Deshalb habe sie abgelehnt und einen zweiten Vernehmungstermin abgesagt.

Arabs Anwältin, die anonym bleiben möchte, bestätigt die Aussagen ihrer Mandantin. Sie habe das LKA anschließend mehrfach kontaktiert, um über die Sicherheit von Arab zu sprechen. Das sei zunächst abgelehnt worden, das LKA habe sie "fallengelassen". Erst mehrere Wochen nach der Attacke habe das LKA die Anwältin zu einem "Sicherheitsgespräch" eingeladen. Inzwischen habe Arab sich aber auf eigene Faust einen Platz in einer Schutzeinrichtung besorgt. Ihre Mandantin sei grundsätzlich bereit, mit den Behörden zu kooperieren, sagt die Anwältin. "Aber es fällt ihr inzwischen sehr schwer, den Behörden zu vertrauen."

Wer steckte den Medien Informationen zum Angriff?

Das dürfte auch daran liegen, dass im Oktober plötzlich mehrere Medien von dem Angriff auf Latife Arab berichteten, ohne dass es eine offizielle Pressemitteilung gab. Am 11. Oktober, genau einen Monat nach dem Angriff, berichtete der "Tagesspiegel", man habe "aus Sicherheitskreisen" von der Attacke erfahren. Die "Bild" zitierte am selben Tag einen anonymen Ermittler, der sich über die "mangelnde Kooperationsbereitschaft" von Arab beschwerte. Nach dem ersten Medienbericht sei sie von einem Unbekannten angerufen und bedroht worden, sagt Arab.

Ein Pressesprecher der Berliner Polizei sagte auf Anfrage, dass man nicht wisse, wie die Informationen über den Angriff in die Öffentlichkeit gelangt seien. Ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts des Geheimnisverrats sei aber nicht eingeleitet worden, da kein konkreter Anfangsverdacht vorliege.

Behörden halten sich bedeckt

Zu den sonstigen Vorwürfen von Latife Arab ist von den Behörden nur wenig zu erfahren. Die Berliner Staatsanwaltschaft bestätigte lediglich, dass wegen des Angriffs ein Ermittlungsverfahren laufe. Frau Arab habe den Ermittlern die Namen der Angreifer bisher nicht genannt und berufe sich auf das Zeugnisverweigerungsrecht. Fragen zum Polizeischutz könne nur die Polizei beantworten.

Die Polizei teilte mit, dass mit der Betroffenen "in verschiedenen Gesprächsterminen" alle möglichen Schutzmaßnahmen besprochen worden seien. Welche Schutzmaßnahme angewendet werde, hänge von der Bewertung der Gefährdungslage "sowie insbesondere der Akzeptanz und Kooperationsbereitschaft der betroffenen Person gegenüber den geeigneten Schutzmaßnahmen" ab. Der Stand eines parallel laufenden Ermittlungsverfahrens habe darauf jedoch keinen Einfluss. Genauere Angaben zu Schutzmaßnahmen in diesem Fall könne man aus Sicherheitsgründen nicht machen.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Latife Arab
  • Telefonat mit der Anwältin von Latife Arab
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