Warnstreik am BER Fluggäste sauer: "Es ist zum Kotzen"
Flug-Chaos am BER: Durch einen Warnstreik bei der Gesellschaft Easyjet kam es am BER zu zahlreichen Flugausfällen und Verspätungen. Die Fluggäste waren wenig begeistert.
Fünf Stunden lang haben Beschäftigte von Easyjet am Freitagmorgen am BER die Arbeit nieder: Warnstreik am Hauptsadtairport. Insgesamt 22 Flüge fielen von 5 Uhr morgens bis 10 Uhr vormittags aus.
Einige Fluggäste traf es hart. "Es ist für mich einfach zum Kotzen", sagte zum Beispiel Hubert Graupner. Gebucht hatte er fünf Tage in Rom – doch sein Flug wurde für ihn überraschend gecancelt. "So kurzfristig dazustehen, ist furchtbar. Es gibt hier auch keinen Ansprechpartner. Und es ist alles ausgebucht. Man hatte mir angeboten, ich könnte frühestens im Herbst fliegen."
Auch Easyjet kritisierte die Warnstreiks. "Wir sind äußerst enttäuscht über diese Aktion in dieser für die Branche kritischen Zeit", teilte eine Unternehmenssprecherin mit. "Wir haben bis zuletzt gehofft, dass die Gewerkschaft die Aktion nicht durchführt und stattdessen mit Easyjet das Gespräch sucht."
Die Easyjet-Angestellten wollen mehr Geld. "Wir erwarten von dem Unternehmen ein verhandlungsfähiges Angebot", sagte Verdi-Verhandlungsführer Holger Rößler. Seit der letzten Verhandlungsrunde Mitte Mai habe sich nichts getan. Die Gewerkschaft pocht auf bessere Entlohnung – und verweist auf die Mehrbelastung durch eine "chaotische Restart-Phase" nach Corona. Zum Streik aufgerufen waren rund 450 Kabinen-Beschäftigte in Berlin.
Verdi: "Höchste Zeit, dass Crews für Mehrbelastung entlohnt werden"
Verdi will mit der Aktion ihren Forderungen in der laufenden Tarifrunde Nachdruck verleihen. Die Gewerkschaft fordert eine um mindestes fünf Prozent höhere Vergütungen sowie eine Einmalzahlung bei einer Laufzeit bis Ende dieses Jahres.
"Die exorbitant gestiegenen Preise sowie die große Mehrbelastung an Bord wegen der chaotischen Restart-Phase der ganzen Branche zeigen, dass unsere Forderungen mehr als berechtigt sind", teilte Rößler mit. "Es ist höchste Zeit, dass die Kabinen-Crews dafür entlohnt werden."
Easyjet-Warnstreik am BER: 275 Mitarbeiter sollen gehen
Easyjet galt lange als der größte Anbieter am Hauptstadtflughafen BER. Im Mai hatte die Fluggesellschaft angekündigt, ab dem Winter nur noch elf statt 18 Flugzeuge am Hauptstadtflughafen BER zu stationieren. Von den rund 800 Flugbegleitern und Piloten sollen demnach "unter Umständen" rund 275 gehen.
Hintergrund seien die "hohen und steigenden" Flughafengebühren sowie eine schwächer als erwartet ausfallende Erholung der Nachfrage nach der Corona-Krise in Deutschland. "Die vorgeschlagenen Anpassungen sind nicht auf unsere Beschäftigten und ihre Arbeit in Deutschland zurückzuführen", teilte Deutschlandchef Stephan Erler dazu mit. "Sie sind jedoch zwingend notwendig, um die gesamte Geschäftsentwicklung zu einem langfristigen Erfolg zu führen."
Bereits 2020 war die Flugzeug-Flotte bereits reduziert worden: Damals fielen 700 Stellen weg.
- Nachrichtenagentur dpa
- Reporter vor Ort
- Eigene Recherche
- rbb: Ausfälle und Verspätungen am Flughafen BER durch Easyjet-Warnstreik