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Aachen: RWTH-Experte äußert sich über das Erdbeben in Myanmar und Thailand


Erdbeben in Südostasien
RWTH-Experte: "Für ein Warnsystem bleibt keine Zeit"

Von t-online, kk

29.03.2025Lesedauer: 2 Min.
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Truppen suchen in den Ruinen nach Überlebenden (Archivbild): Das Erdbeben in Südostasien forderte am Freitag mehr als 1.600 Tote. (Quelle: IMAGO/Matrix Images / Cory Wright)
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Ein Beben der Stärke 7,7 hat Myanmar erschüttert. Warum Warnsysteme versagen und welche Folgen die Katastrophe für die Region hat, erklärt ein Experte der RWTH Aachen.

Ein schweres Erdbeben hat am Freitag Myanmar und Thailand erschüttert. Die Erde bebte mit einer Magnitude von 7,7. Laut Professor Klaus Reicherter von der RWTH Aachen ist eine Frühwarnung in solchen Fällen nahezu unmöglich. "Für ein Warnsystem bleibt keine Zeit", sagt der Geowissenschaftler.

Die Menschen in Myanmar wurden ohne Vorwarnung vom Erdbeben überrascht. Professor Reicherter, der das Forschungsgebiet Neotektonik und Georisiken an der RWTH Aachen leitet, erklärt, warum. Die Wellen eines Bebens bewegten sich mit etwa sechs Kilometern pro Sekunde. Bei dieser Geschwindigkeit könne es in der Nähe des Epizentrums keine rechtzeitige Warnung geben.

Frühwarnsysteme setzen auf Vorzeichen – doch die gebe es bei Erdbeben kaum, so Reicherter. Nur selten werde ein Beben von spürbaren Vorbeben angekündigt. Selbst wenn es sie gebe, lasse sich weder der genaue Ort noch die Stärke vorhersagen. Reicherter führt aus: In der Vergangenheit seien immense Datenmengen analysiert worden, um mögliche Signale zu identifizieren. Doch: "Wenn man aber drei Monate rechnen muss, um ein bestimmtes Signal zu filtern, taugt das natürlich nicht als Warnsystem."

Grenzen der Technik: Können KI und Supercomputer helfen?

Ob KI oder Supercomputer helfen könnten, das zu ändern? "Wenn eindeutige Indikatoren gefunden werden: Ja. Das wäre der Durchbruch", so Reicherter. Zwar seien verschiedenste Möglichkeiten untersucht worden – von Tierverhalten bis zu akustischen Mikrobrüchen im Gestein. Doch: "Die Welt rauscht und rumpelt so stark, dass es noch nicht möglich ist, diese Signale vernünftig zu filtern und eindeutig zu interpretieren." Selbst an der berüchtigten St.-Andreas-Verwerfung in Kalifornien sei kein Erfolg erzielt worden.

Der Erdbebenforscher bilanziert ernüchternd: "Was die Vorwarnung vor einem Beben angeht, sind wir in der Erdbebenforschung seit Charles Richter um 1930 noch nicht viel weiter."

Die Ursache in Myanmar: Plattenverschiebung

Was bleibt, ist Vorsorge. "Ordentlich bauen", empfiehlt Reicherter. Die Ingenieurwissenschaften seien weiter als die Geowissenschaften: "Man kann die Menschen schützen, indem Gebäude erdbebensicher gebaut werden." Das koste zwar viel Geld, sei aber effektiver Schutz.

Zum Zeitpunkt des Interviews mit dem RWTH-Professor war klar: Die Sagaing-Verwerfung in Myanmar wurde aktiviert. Dort treffen die indisch-australische und die eurasische Platte aufeinander. "Das ist die Verschluckungszone, dort taucht die indisch-australische Platte unter die eurasische ab", erläutert Reicherter. Um den Erdmantel herum müsse es immer Ausgleichsbewegungen geben. In Myanmar geschieht das entlang der 1.200 Kilometer langen Verwerfungslinie.

Die Lage bleibt kritsch: Nachbeben werden zur Gefahr

Eine Magnitude von 7,7 bedeutet laut Reicherter rund 35-mal mehr Energie als ein Beben der Stärke 6,5, wie es in Deutschland maximal zu erwarten sei. Entsprechend lange habe das Schütteln angedauert. "Die Erde hat sich minutenlang bewegt."

Auch nach dem Hauptbeben bleibt die Lage kritisch. Reicherter sagt: "Lange, das kann bis zu einem Jahr dauern." Die ersten Nachbeben habe es kurz nach dem Hauptbeben gegeben. "Es wird nicht reichen, mal zwei Nächte draußen zu bleiben", warnt der Experte. Beschädigte Gebäude könnten bei kleineren Nachbeben einstürzen. Besonders in dicht besiedelten Städten wie Mandalay und Bangkok sei die Überprüfung der Gebäude nun eine Mammutaufgabe.

Verwendete Quellen
  • Mitteilung der RWTH vom 29. März: Interview mit RWTH-Professor Klaus Reicherter (per E-Mail)
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