Gas- und Ölheizungen müssen weg Was der neue Wärmeplan für Hauseigentümer bedeutet
Ein neuer Wärmeplan empfiehlt Eigentümern von mehr als dreiviertel aller beheizten Gebäude in Aachen, ihre Heizsysteme umzustellen. Alles, was Eigentümer und Mieter jetzt wissen müssen.
Mehr als drei Viertel aller beheizten Gebäude in Aachen sind aktuell noch auf fossile Brennstoffe angewiesen. Doch damit die Stadt Aachen bis 2045 die angestrebte Klimaneutralität erreichen kann, müsste sich das bald ändern.
Wie das möglich ist, wen die Änderungen betreffen, wer zu welchem Zeitpunkt umsatteln muss, und was sonst noch auf dem Weg zur Klimaneutralität passieren muss, geht aus dem 169-Seiten-langen, kommunalen Wärmeplan hervor, der für die Stadt Aachen jetzt vorliegt.
Warum brauchen wir in Aachen überhaupt einen Wärmeplan?
Die aktuelle Art, Gebäude zu heizen und Warmwasser zu erzeugen, hat einige Nachteile. Zum einen entsteht beim Heizen mit Gas, Öl oder Kohle viel CO₂. Das beschleunigt den Klimawandel und begünstigt Extremwettereignisse. Zum anderen ist das Vorkommen von Gas und Öl nicht unendlich.
Die Ressourcen sind knapp, und je knapper sie werden, desto teurer werden sie auch. Viele dieser Brennstoffe kommen zudem aus anderen Ländern und ihr Import bringt Deutschland in eine politische Situation der Unsicherheit und Abhängigkeit.
Aus diesem Grund hat die Bundesregierung das Wärmeplanungsgesetz (WPG) und das Gebäudeenergiegesetz (GEG) erstellt, das zum einen die Kommunen verpflichtet (WPG), bis 2026 einen Plan zu erstellen, wie sie die Wärmeversorgung vor Ort künftig klimafreundlich gestalten wollen. Und zum anderen Hauseigentümer in die Pflicht nimmt, ab dem 1. Juli 2026 nur Heizsysteme einzubauen, die zu mindestens 65 Prozent auf klimafreundliche Energien setzen. Der Entwurf eines Wärmeplans für Aachen liegt jetzt schon vor.
Was ist der Status Quo?
In Aachen gibt es etwa 45.000 beheizte Gebäude. Die meisten davon nutzen Gasheizungen (68 Prozent). 9 Prozent der Haushalte in Aachen heizen mit Erdöl. Weitere 9 Prozent nutzen Stromheizungen, Holz oder andere Lösungen. Bisher sind erst etwa 14 Prozent aller Gebäude ans Fernwärmenetz angeschlossen.
2022, im Bezugsjahr der Analyse, betrug der gesamte Wärmebedarf in Aachen etwa 2.400 Gigawattstunden. Zum Vergleich: Ein normaler Haushalt in Deutschland verbraucht für Strom etwa 4.500 Kilowattstunden (kWh). Das bedeutet, dass die Energie, die in Aachen für Heizung und warmes Wasser aufgewendet wird, so groß ist, wie der Stromverbrauch von 500.000 Haushalten im Jahr. Dabei entstehen jedes Jahr etwa 679.000 Tonnen CO₂.
Was ist das Ziel und wie soll es erreicht werden?
Das Ziel des Wärmeplans ist die vollständige Umstellung der Wärmeversorgung. Keine fossilen Brennstoffe sollen mehr genutzt werden. Die derzeitigen CO₂-Emissionen sollen bis 2045 von 679.000 Tonnen um 97 Prozent, also auf 20.370 Tonnen pro Jahr gesenkt werden.
Zudem soll der Anteil der Häuser, die per Fernwärme geheizt werden, von 14 Prozent auf 40 Prozent steigen. Das bedeutet, dass noch viele neue Leitungen gebaut werden müssen, da nicht alle Gebiete gleich gut an das Fernwärmenetz angegliedert sind. In Gebieten ohne Fernwärme sollen vor allem Wärmepumpen eingesetzt werden. Laut kommunalem Wärmeplan sollen 30.000 Wärmepumpen eingesetzt werden. Zum Vergleich: Derzeit gibt es 1.300.
Zudem soll stärker auf erneuerbare Energien gesetzt werden. Abwärme aus Fabriken und Müllverbrennungsanlagen, Erdwärme und Solarthermie sollen stärker genutzt werden. Das Potenzial erneuerbarer Energiequellen in Aachen reiche laut Entwurf aus, um den gesamten zukünftigen Wärmebedarf zu decken.
Zudem soll künftig auch weniger Energie durch schlecht isolierte Wände und Fenster verloren gehen. Laut Plan könnte der Energieverbrauch durch Gebäudesanierungen und bessere Dämmungen um 22 Prozent gesenkt werden.
Und wer soll das alles bezahlen?
Bund, Land und Stadt: Etwa vier Milliarden Euro soll die Umstellung die Stadt über einen Zeitraum von 20 Jahren kosten. Für den gesamten Ausbau stellt der Bund Förderungen bereit, zum Beispiel die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) und die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Diese sollen einen Teil der Kosten für den Ausbau von Fernwärmenetzen, für energieeffiziente Gebäudesanierungen und die Installation klimafreundlicher Heizungen wie Wärmepumpen übernehmen.
Zudem soll auch das Land Nordrhein-Westfalen zusätzliche Fördermittel bereitstellen. Die Stadt Aachen übernimmt die Kosten für Planung und Koordinierung, dazu gehören etwa Machbarkeitsstudien. Auch für die Modernisierung von öffentlichen Gebäuden werden städtische Gelder eingesetzt.
Hauseigentümer und Mieter: Eigentümer von Wohngebäuden sind zwar nicht laut kommunalem Wärmeplan (dieser gibt nur Empfehlungen für die jeweilige Versorgungsart pro Standort), wohl aber laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) selbst in der Verantwortung, ihre Heizungen zu modernisieren, wenn diese alt oder ineffizient sind. Für Neubauten gilt die 65-Prozent-Regelung bereits seit Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Januar 2024. Für bestehende Gebäude wurde die Verpflichtung der 65-Prozent-Regelung auf den 1. Juli 2016 verschoben. Es gibt allerdings laut GEG auch Ausnahmefälle: für denkmalgeschützte Gebäude etwa sind die Anforderungen abgeschwächt.
Eigentümer müssen nicht nur für den Heizungstausch, sondern auch für die Wärmedämmung oder andere Effizienzmaßnahmen selbst Geld in die Hand nehmen. Die Kosten können variieren, von ein paar Tausend Euro für neue Fenster bis hin zu 25.000 Euro für eine neue Wärmepumpe. Doch auch hier gibt es Fördermittel, die oft 30 bis 50 Prozent der Kosten abdecken können. Vermieter können zudem einen Teil der Investitionskosten über die Miete umlegen, etwa wenn die Heizungsanlage modernisiert wird. Die Ersparnisse bei den Heizkosten könnten diese Belastung für Mieter aber laut Entwurf teilweise ausgleichen.
Wo können sich Hauseigentümer beraten lassen?
Welche Investition an welchem Standort zu welcher Zeit sinnvoll ist, ob Fernwärme kommt, ob Effizienzmaßnahmen nötig sind, oder ob es doch die Wärmepumpe sein muss, können Hauseigentümer individuell erfahren. Am Montag, 2. Dezember, um 18 Uhr, plant die Aachener Stadtverwaltung eine Informationsveranstaltung im Eurogress. Um schriftliche Anmeldung wird gebeten, allerdings wird es hier auch eine Live-Übertragung geben. Zudem können der gemeinnützige Verein "Altbau plus" und die Verbraucherzentrale Hilfestellung bieten.
- Kommunaler Wärmeplan (im Ratsinformationssystem einsehbar)
- Gebäudeenergigesetz (GEG)