Peak in zwei, drei Wochen Ärzte rechnen mit mehr Intensivpatienten bis in den Januar
Berlin (dpa) - Die deutschen Intensivmediziner gehen für die kommenden Wochen von einer weiteren Zunahme der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen aus.
"Wir rechnen mit dem Peak in den nächsten zwei bis drei Wochen", sagte Christian Karagiannidis von den Kliniken Köln am Dienstag auf einer Pressekonferenz der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Er rechne im Januar mit "um die 6000" gleichzeitigen Intensivpatienten. Es gebe zunehmend Sorge, dass es wirklich eng werde - nicht nur in Sachsen, sondern auch in anderen Regionen.
Am Dienstag wurden laut Divi-Tagesregister 5216 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt. "Neben der hohen Zahl an Patienten sind wir damit konfrontiert, dass wir weniger Personal zur Verfügung haben", sagte Karagiannidis weiter. Daher sei es wichtig, das Personal auf Intensivstationen schnellstmöglich zu impfen
Steffen Weber-Carstens von der Berliner Charité betonte bei der Konferenz, es gebe momentan keine Triage in Kliniken. Triage bedeutet, dass Ärzte bei knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen. "Auch in Sachsen haben wir zurzeit keine Triage-Situation", sagte er. Allerdings seien bislang bereits 40 Covid-Patienten überregional verlegt worden, hieß es auf der Pressekonferenz. Solche strategischen Verlegungen in weniger belastete Regionen sind momentan ein wichtiger Punkt, um Triage-Situationen zu verhindern. Karagiannidis betonte, jeder Patient werde ein Bett bekommen, "aber nicht unbedingt im Wunschkrankenhaus".
Divi-Präsident Uwe Janssens appellierte an die Politik, eine gesetzliche Grundlage für eine Triage zu schaffen, um den Ärzten Rechtssicherheit zu geben. "Durch die Corona-Pandemie ist ein Brennglas auf diese Situation gerichtet worden." Die Situation auf den Intensivstationen ist auch deshalb schwierig, weil Covid-19-Patienten dort sehr lange bleiben. Bei invasiver Beatmung betrage die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 18 Tage, sagte Stefan Kluge vom Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE).
"Es wird ein sehr hartes Weihnachtsfest werden, auch für die Pflegekräfte", sagte Divi-Präsident Janssens. Er hatte zuvor schon an die Bürger appelliert, an Weihnachten auf Treffen im größeren Kreis zu verzichten. "Wir würden uns wünschen, dass die Menschen sich dieses Jahr auf sich selber zurückbesinnen, ein ganz ruhiges Weihnachtsfest im aller-, allerengsten Familienkreis feiern."