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"Die Männer der Emden": ARD zeigt Odyssee mit viel Herzschmerz


Erster Weltkrieg
"Die Männer der Emden" und ihre unglaubliche Odyssee

dpa, t-online, mab

16.04.2014Lesedauer: 3 Min.
Schlagkraft, Niedergang und Mythos: Das Schicksal der 1914 zerstörten "SMS Emden" und ihrer Besatzung wirkt bis heute nachVergrößern des Bildes
Schlagkraft, Niedergang und Mythos: Das Schicksal der 1914 zerstörten "SMS Emden" und ihrer Besatzung wirkt bis heute nach (Quelle: dpa-bilder)

Sie ist weniger bekannt als "Bismarck", "Gorch Fock" oder das "Traumschiff", aber die dramatische und wahre Geschichte der "SMS Emden" und ihrer Besatzung ist Grund genug, ihr zum hundertjährigen Gedenken des Ersten Weltkriegs Raum zu geben. Die ARD setzt das am Karfreitag um: eindrucksvoll und spannend, aber auch überladen durch eine fiktive Liebesgeschichte, welche die historische Aufklärung in den Hintergrund drängt.

Der TV-Regisseur und Drehbuchautor Berengar Pfahl erzählt die authentische Geschichte des deutschen Marinekreuzers "Emden" aufwendig produziert auf seine Weise. Der Mythos wirkt ohnehin bis heute fort, und die Ausgangslage in "Die Männer der Emden" stimmt mit den Fakten überein.

Des Kaisers maritimer Stolz

Das Schiff, dessen Einsatzgebiet überwiegend im Fernen Osten lag, ist 1914 Teil des Handelskriegs im Indischen Ozean: ein Aspekt, der die Bezeichnung Weltkrieg nach geographischer Definition rechtfertigt. Zwar musste das britische Empire nicht um seine Weltmachtstellung zittern, die es vor allem auf seine Seeherrschaft stützte. Doch die deutschen Ambitionen waren lästig - das galt auch für die Kaperfahrt der "Emden".

Sie war zuvor im chinesischen Tsingtau stationiert, ein damals deutscher Stützpunkt. Rund zwei Dutzend feindliche Handels- und Kriegsschiffe konnten eines der erfolgreichsten Schiffe der Kaiserlichen Marine aufbringen oder versenken, ehe es am 9. November 1914 dem australischen Kreuzer "Sydney" in einem Gefecht nahe der Kokosinseln unterlag und schließlich zerstört wurde.

Teile des Wracks liegen heute noch vor den Kokosinseln, und in der Bundesmarine spielt die deutsche Fregatte "Emden" heute ebenfalls eine Rolle: Sie vertreibt im Rahmen einer internationalen Friedens- und Anti-Terror-Aktion Piraten vor der Küste Somalias.

Fast durch ganz Asien

Der Großteil der über 300 Mann starken Besatzung der "SMS Emden" gerät 1914 in Gefangenschaft, darunter Kommandant Karl von Müller, Dutzende sind gefallen. 50 Besatzungsmitglieder befanden sich während der Schlacht jedoch unter Führung des Ersten Offiziers Hellmuth von Mücke (gespielt von Sebastian Blomberg) an Land.

Sie schlugen sich auf einer abenteuerlichen, monatelangen Odyssee durch Asien über tausende Kilometer feindlichen Gebiets bis nach Deutschland durch und wurden dort dann als Helden gefeiert.

Spagat zwischen Fakten und Fiktion

"Die Männer der Emden" ist eine gefällige, mitunter harmlose Melange aus historisch verbürgtem Weltkriegsdrama und Herzschmerz für die Einschaltquote. Prominente Schauspieler wie Felicitas Woll, Ken Duken oder Oliver Korittke bereichern einen historischen Abenteuerfilm, der den Spagat zwischen Fakten und Fiktion wagt.

Neben Figuren wie dem eifersüchtigen Offizier Schulau (Jan Hendrik Stahlberg) und dem loyalen Maat Kluthe (Oliver Korittke) schmückt die ARD vor allem die fiktive Liebesgeschichte zwischen dem Offizier Karl Overbeck (Ken Duken) und der jungen Adelstochter Marie von Plettenberg (Felicitas Woll) aus.

Nach Kriegsausbruch muss Marie mit ihrer Familie aus dem japanisch besetzten Tsingtau fliehen. Erst Monate später werden sich die Verlobten wiedersehen - in einem Deutschland, das - den Kriegswirren ausgesetzt - in einem kompletten Umbruch begriffen ist.

Mit Schoner und Kamelen

Mindestens bis dahin wird den Fernsehzuschauern ein kurzweiliges Abenteuer geboten, das sich anders als im berühmten Drama "Soweit die Füße tragen" darstellt und doch daran erinnert. Dort geht es um einen deutschen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg allein russischer Gefangenschaft entkommt. Hier gehören eine stürmische Fahrt auf einem abgetakelten Dreimast-Schoner sowie eine Wüstendurchquerung auf Kamelen mit feindlichen Beduinen hinter jedem Sandhügel zur spektakulären Flucht.

Dazu erklingt reichlich deutsches Liedgut mit Akkordeon: "Die Wacht am Rhein" unter Palmen. Aber auch das wirkt authentisch. Wichtige historische Aspekte wie der Hurra-Patriotismus vieler junger Soldaten, der bereits früh grassierende Antisemitismus oder das Erstarken der Sozialdemokratie spielen eine Rolle, werden aber nur angedeutet.

In der Wüste darf sich Overbeck noch kurz in die schießwütige Übersetzerin Selima (Sibel Kekilli) verlieben, bevor er in eine Heimat zurückkehrt, die ihm aber fremd geworden ist. Das spätwilhelminische Deutschland, in dem der Kaiser eigentlich nicht mehr der entscheidende Machtfaktor ist, stellt der Film in einer eindringlichen Szene mit einem greisen General, gespielt von Peter Sodann, schlüssig dar.

Knapp 1500 historische Kostüme

Stolz wird im Presseheft auch der logistische Aufwand hervorgehoben, darunter "65 Kamele mit historischem Rüstzeug" oder "1403 Kostüme verpackt in 108 tropenfeste Kisten". An Requisiten, exotischen Schauplätzen und Flugmeilen hat die ARD-Filmtochter Degeto nicht gespart.

Als Zweiteiler produziert, zeigt das Erste das gesamte Werk um 20.15 und um 21.45 Uhr en bloc. Da "Ben Hur" und zahlreiche biblische Klassiker noch weit mehr Zeit in Anspruch nehmen, mag der historisch interessierte Zuschauer Gefallen an dem Film finden: je nach eigener Präferenz im Vertrauen darauf, oder auf die Gefahr hin, dass die Liebe noch schwerer wiegt.

Eine kürzere Fassung des Films war im vergangenen Jahr in den deutschen Kinos zu sehen. Die dreistündige TV-Version ist laut ARD-Programmdirektor Volker Herres aber ein "dramaturgisch und erzählerisch praktisch völlig neuer Film".

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