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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Newsblog zum Krieg in der Ukraine "Sonst stehen die Russen bald wieder vorm Brandenburger Tor"
Schweden und Finnland wollen Kriegstüchtigkeit der Bevölkerung erhöhen. Andrij Melnyk warnt vor dem Machthunger der Russen. Alle Informationen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
- Melnyk: "Sonst stehen Russen bald wieder vor Brandenburger Tor"
- Ukraine: US-Entscheidung zu Raketen ein "game changer"
- Selenskyj reist in frontnahe Städte Pokrowsk und Kupjansk
- Russland verbietet Export von angereichertem Uran in die USA
- Schweden und Finnland bereiten Bevölkerung auf Krieg vor
- Scholz wird Entscheidung zu Taurus "nicht mehr ändern"
- FDP-Politiker fordert Einsatz deutscher Waffen in Russland
Moskau berichtet von hohen Verlusten Kiews
4.47 Uhr: Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Berechnungen des russischen Verteidigungsministeriums und der Staatsagentur Tass seit Kriegsbeginn vor exakt 1.000 Tagen über 900.000 Gefallene und Verwundete zu beklagen. Allein in diesem Jahr habe Kiew mehr Soldaten verloren als in den beiden ersten Kriegsjahren, behaupteten Tass und Ministerium. Die Gesamtverluste Kiews bisher wurden mit insgesamt 906.500 Toten und Verwundeten beziffert.
Opferzahlen in solchen Konflikten lassen sich in der Regel nicht unabhängig verifizieren. Weder Moskau noch Kiew haben bisher genaue Zahlen zu ihren jeweiligen Verlusten bekanntgegeben. Zuletzt hatte die "New York Times" unter Berufung auf Militär- und Geheimdienstquellen der USA berichtet, dass bisher bereits 57.000 ukrainische Soldaten gefallen seien. Dies entspreche etwa der Hälfte der Verluste auf russischer Seite, hieß es.
Die russischen Verluste wurden zuletzt von der Nato auf über 600.000 Tote und Verwundete beziffert. Westliche Geheimdienste sprachen von 200.000 Toten und 400.000 Verwundeten in den russischen Reihen. Eine von ukrainischer Seite veröffentlichte Auflistung russischer Verluste seit Kriegsbeginn spricht von über 722.000 getöteten oder verwundeten Russen.
Neuer russischer Angriff trifft ostukrainisches Sumy
3.21 Uhr: Bei einem russischen Drohnenangriff auf die Region Sumy im Osten der Ukraine sind am frühen Morgen mehrere Menschen zu Schaden gekommen. Eine Kampfdrohne schlug in der Ortschaft Gluchiw in einem mehrstöckigen Wohnhaus ein, mehrere Etagen stürzten durch den Explosionsdruck ein, wie örtliche Medien berichteten. Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben, hieß es ohne weitere Details. Unter den Trümmern wurden weitere Opfer vermutet.
Erst am Wochenende waren in Sumy beim Einschlag einer russischen Rakete in einem Wohnhaus zwölf Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen zwei Kinder. Über 50 Menschen wurden dabei verletzt.
Stadt und Region Sumy waren zuletzt immer öfter Ziel russischer Angriffe mit Raketen, Bomben, Artillerie und Drohnen. Durch das Gebiet verläuft die Nachschubroute für die ukrainischen Truppen, die größere Gebiete in der westrussischen Region Kursk kontrollieren.
Melnyk: "Sonst stehen Russen bald wieder vor Brandenburger Tor"
0.43 Uhr: Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, warnt die Unterstützer seines Landes vor Kriegsmüdigkeit und fordert deutlich mehr Hilfe. "Die Deutschen und alle Europäer müssten dringend handeln, um uns Ukrainern in einer anderen Größenordnung zu helfen, nicht nur aus Empathie, sondern aus eigenem Interesse", sagt Melnyk dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Sonst stehen die Russen bald wieder vor dem Brandenburger Tor."
Von einer künftigen Bundesregierung wünscht er sich, "dass Deutschland jährlich mindestens 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das wären rund 20 Milliarden Euro, für die Unterstützung der Ukraine zur Verfügung stellt. Übrigens auch für die Zeit nach dem Krieg, um die Abschreckung gegen eine erneute Aggression zu sichern".
Schulze sagt weitere Unterstützung für Ukraine zu
0.22 Uhr: Nach den massiven russischen Luftangriffen auf die Energieinfrastruktur der Ukraine sichert Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) dem Land weitere Unterstützung beim Wiederaufbau der Stromversorgung zu. "Wir unterstützen die Ukraine dabei, die Stromversorgung dezentral wiederaufzubauen, denn dann kann Russland sie nicht mehr so leicht zerstören", sagt Schulze dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Putin wolle mit der Zerstörung der Energiesysteme die Ukrainer mürbe machen und vertreiben. Gerade im Winter seien Wärme und Strom überlebenswichtig. Das vergangene Wochenende habe erneut gezeigt, dass Russland mit seinen Raketen und Drohnen vor allem auf die Energieversorgung des Landes ziele und Terror verbreiten wolle.
Montag, 18. November
Ukraine: US-Entscheidung zu Raketen ein "game changer"
23.05 Uhr: Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha sieht in der US-Erlaubnis zum Einsatz von Raketen gegen Ziele im russischen Hinterland einen möglichen "game changer". Dies könne die Dinge grundlegend verändern, sagte Sybiha am Montag in New York. "Je länger die ukrainischen Angriffe reichen, desto kürzer wird der Krieg sein." Sein Land habe "vollumfänglich das Recht, militärische Ziele auf dem Territorium Russlands anzugreifen", sagte der Außenminister, der an einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats teilnehmen wollte, die für den 1000. Tag seit Beginn des Ukraine-Krieges angesetzt worden war.
US-Präsident Joe Biden hatte der Ukraine am Sonntag grünes Licht für den Einsatz von Waffen mit größerer Reichweite gegeben, um Ziele jenseits der Grenze im russischen Hinterland angreifen zu können. Nach Informationen der "New York Times" (NYT) betrifft dies Raketen vom Typs ATACMS (Army Tactical Missile System), um die ukrainischen Kräfte in der russischen Grenzregion Kursk zu unterstützen.
Diese Raketen haben eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern und wurden konzipiert, um feindliche Truppen und Gerät weit hinter den Frontlinien bekämpfen zu können. Die ukrainische Armee war in Kursk im August einmarschiert und brachte dort mehrere hundert Quadratkilometer unter ihre Kontrolle.
London: 50.000 ukrainische Soldaten ausgebildet
19.16 Uhr: Großbritannien hat bisher rund 50.000 Soldaten aus der Ukraine seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs ausgebildet. Der morgige Tag markiere einen "blutigen Meilenstein", an dem die illegale Invasion vor 1.000 Tagen begonnen habe, sagte Verteidigungsminister John Healey im Parlament in London. Er könne bestätigen, dass mittlerweile 50.000 Menschen aus der Ukraine trainiert worden seien.
Selenskyj reist in frontnahe Städte Pokrowsk und Kupjansk
17.58 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist in die frontnahe Stadt Pokrowsk im Donezker Gebiet im Osten des Landes gereist. "Das ist ein angespannter Frontabschnitt", schrieb der Staatschef bei Telegram. Er zeichnete demnach mehrere Soldaten mit Orden aus. "Nur dank Eurer Stärke ist der Osten nicht komplett durch die Russische Föderation besetzt", sagte Selenskyj in dem zum Beitrag veröffentlichten Video. In einem weiteren Video inspizierte der Staatschef den Bau von neuen Verteidigungslinien in dem Gebiet.
Anschließend fuhr der Präsident ins benachbarte Gebiet Charkiw. In einem weiteren Videobeitrag berichtete Selenskyj von seinem Frontbesuch in Kupjansk. Russische Truppen befinden sich nur wenige Kilometer nordöstlich der Stadt. Diese war nach über einem halben Jahr russischer Besatzung Mitte September 2022 befreit worden, doch kommt die Front wieder näher. Zuletzt war vor wenigen Tagen eine kleine Kolonne russischer Panzerfahrzeuge in die Stadt eingedrungen, wurde aber dabei aufgerieben.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters