Warnung vor Fukushima-Szenario "Einen Schritt vor dem Blackout"
Die russischen Besatzer sollen das Atomkraftwerk in Saporischschja unzureichend warten. Die Ukraine fürchtet einen atomaren Unfall.
Das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja stellt eine wachsende Bedrohung dar. Nach Angaben des ukrainischen Energieministers Herman Haluschtschenko ist die Gefahr eines atomaren Unfalls sehr groß.
Als Begründung gab der Politiker in einem Interview mit der "Wirtschaftswoche" an, dass die russischen Besatzer das größte Kernkraftwerk des Landes nicht ausreichend warten und kontrollieren. Es habe bereits acht Stromausfälle gegeben. Hinzu kommt, dass durch die andauernden Kämpfe in der Region Leitungen beschädigt wurden.
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"Wir waren bereits einen Schritt vor dem Blackout, das ist nur ein Schritt bis zum Fukushima-Szenario", erklärte Haluschtschenko. Die Lage sei auch deshalb schwierig, weil Russland Soldaten im Werk stationiert habe. Die Umgebung sei vermint, das habe auch die internationale Atombehörde bestätigt.
IAEA berichtet von Explosionen am Kühlteich
Bei der jüngsten Rotation der Mitarbeiter der IAEA berichtete das Team, dass es in der vergangenen Woche an mehreren Tagen Explosionen gehört habe, auch in der Nähe des Kraftwerks. Sie bestätigten dem Kraftwerk, dass am 11. Juni eine der Minen in der Nähe des Kühlteichs des KKW explodierte. Bei der Explosion gab es weder Sachschäden noch Verletzte, und die Ursache der Explosion wurde dem IAEA-Team nicht mitgeteilt, hieß es im Bericht der Organisation.
"Diese jüngste Explosion in unmittelbarer Nähe des Kraftwerks ist äußerst besorgniserregend und verschlimmert die ohnehin schon prekäre Situation", sagte Rafael Mariano Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation und appellierte: "Die nukleare Sicherheit und die Sicherung des Kraftwerks Saporischschja dürfen nicht gefährdet werden."
Der ukrainische Energieminister Haluschtschenko warnt aber nicht nur vor einem Unfall in Saporischschja. Die Energieversorgung für die Ukraine sei gefährdet, der nächste Winter könnte der "schwierigste in der Geschichte des Landes" sein. Man müsse mehr Energie produzieren, gleichzeitig nehme Putin immer wieder die Energieinfrastruktur ins Visier. Haluschtschenko hofft, dass die G7-Länder und Europa die eingefrorenen Vermögen Russlands freigeben. "Russland muss komplett für die Schäden bezahlen, die es in der Ukraine angerichtet hat", so der Energieminister.
- wirtschaftswoche.de: "Ukrainischer Energieminister warnt vor dem Atom-GAU"
- iaea.org: "Update 232 – IAEA Director General Statement on Situation in Ukraine" (englisch)