"Neue Wege der Unterstützung" Bericht: Nato-Land erwägt Soldaten in der Ukraine
Nach Frankreich und Kanada kommen auch aus Tschechien Stimmen, die eigene Soldaten in der Ukraine nicht ausschließen. Kämpfen sollen sie aber nicht.
Der tschechische Präsident Petr Pavel scheint der Option, Soldaten in die Ukraine zu schicken, nicht grundsätzlich abgeneigt zu sein. Er sei dafür, nach neuen Wegen zur Unterstützung der Ukraine zu suchen, einschließlich einer möglichen Entsendung von Truppen für ein "nicht kämpferisches Engagement", berichteten tschechische Medien am Dienstag.
Die Erklärung wurde nach Angaben der tschechischen Nachrichtenwebsite "Novinky" während Pavels gemeinsamer Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron abgegeben. Pavel habe gesagt, es mache keinen Unterschied, ob ukrainische Soldaten ihr Training in Tschechien oder in der Ukraine erhielten.
Seitens der tschechischen Regierung gab es bislang keine offizielle Stellungnahme zu den Berichten. Pavel habe sich für eine Fortsetzung der Diskussion über die mögliche Präsenz westlicher Soldaten in der Ukraine ausgesprochen und die Partnerländer aufgefordert, "uns nicht dort einzuschränken, wo wir es nicht müssen", zitiert ihn "Novinky".
Frankreich und Kanada schließen Truppen nicht aus
Vergangene Woche hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Aufsehen erregt, als er die Option ins Spiel brachte, Soldaten seines Landes in der Ukraine einzusetzen. Bei seinem Besuch in Tschechien wiederholte er seinen Vorschlag. Nach einem Treffen mit seinem tschechischen Amtskollegen Pavel sagte er zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: "Ist das unser Krieg oder nicht? Können wir wegschauen in dem Glauben, dass wir den Dingen ihren Lauf lassen können? Ich glaube nicht. Und deshalb habe ich einen strategischen Schub gefordert, und ich stehe voll dahinter."
Vor vier Tagen legte Kanadas Verteidigungsminister Bill Blair nach: Er könne sich unter gewissen Bedingungen Soldaten in der Ukraine vorstellen, wenn auch weitab der Front und nicht im direkten Kampfeinsatz, berichtete der "Toronto Star".
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte hingegen erklärt, dass es mit ihm keine deutschen Bodentruppen in der Ukraine geben werde. "Um es klipp und klar zu sagen: Als deutscher Bundeskanzler werde ich keine Soldaten unserer Bundeswehr in die Ukraine entsenden", sagte er in einer Videobotschaft. "Das gilt. Darauf können sich unsere Soldatinnen und Soldaten verlassen. Und darauf können Sie sich verlassen." Allerdings obliegt die Entsendung von deutschen Soldaten nicht dem Bundeskanzler – eine solche Entscheidung kann nur der Bundestag fällen.
Eines seiner Argumente, warum die Taurus-Raketen nicht geliefert werden, beruht darauf, dass nach seiner Auffassung dann deutsche Soldaten in der Ukraine die Waffen bedienen müssten. Mehrere Fachleute bezweifeln dies jedoch.
USA: Selenskyj hat nicht um Truppen gebeten
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach Angaben der USA bislang allerdings nicht nach westlichen Bodentruppen gefragt. Selenskyj habe "nie darum gebeten, dass ausländische Truppen für sein Land kämpfen", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, am Dienstag in Washington.
Auch die USA haben Bodentruppen eine Absage erteilt. "Es werden keine US-Bodentruppen in der Ukraine eingesetzt", sagte Kirby. Mit Blick auf Selenskyj fügte er hinzu: "Er bittet um Mittel und Fähigkeiten."
- kyivindependent.com: "Czech president reportedly calls to continue discussion on sending Western troops to Ukraine" (englisch)
- novinky.cz: "Přítomnost vojáků na Ukrajině? Neomezujme se tam, kde nemusíme, řekl Pavel" (tschechisch)
- thestar.com: "Under the right conditions, Canada open to sending noncombat troops to Ukraine, Defence Minister Bill Blair says" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa