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Ehemaliger ukrainischer Botschafter: Habe "viele Fehler" gemacht


"Wäre zumindest klug"
Ex-Botschafter Melnyk macht erstaunlichen Vorschlag

Von dpa, cc

Aktualisiert am 23.02.2024Lesedauer: 2 Min.
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk dient seinem Land jetzt in Brasilien (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk (Archivbild): Er dient seinem Land jetzt in Brasilien. (Quelle: Reto Klar / Funke Foto Services)

Als Ex-Botschafter der Ukraine in Berlin rief Andrij Melnyk häufig Irritationen hervor. Nun blickt Melnyk zurück – und macht einen erstaunlichen Vorschlag.

Der frühere Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, hat "viele Fehler" während seiner Tätigkeit in Berlin eingeräumt. Er zeigte sich aber stolz, die Berliner Politik nach der russischen Invasion in der Ukraine vor zwei Jahren "aus ihrer Lethargie" geholt zu haben, wie Melnyk dem Berliner "Tagesspiegel" sagte.

Der heutige Botschafter in Brasilien sagte: "Ich wurde oft als Verrückter dargestellt, der immer etwas Unverschämtes fordert." Doch sei es ihm gelungen, Diskussionen anzustoßen, sagte Melnyk. "Es liegen Welten zwischen der Hilfe, die wir heute erhalten und der zu Kriegsbeginn. Darauf bin ich stolz."

Melnyk: "War in emotionalem Ausnahmezustand"

Melynk war von 2015 bis 2022 ukrainischer Botschafter in Deutschland. In der deutschen Öffentlichkeit wurde er durch seine verbalen Ausfälle unter anderem gegenüber Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekannt.

Zu seinen Fehlern sagte Melnyk: "Ich hätte meine Rolle vielleicht ab und zu weniger leidenschaftlich ausfüllen können, um manche Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen." Er sei in "einer Art emotionalem Ausnahmezustand" gewesen. "Ich wollte so viele Deutsche wie möglich erreichen, um den Druck auf die Regierung zu erhöhen. Aber ich hatte keine Zeit, lange nachzudenken." Dass er Scholz einmal eine "beleidigte Leberwurst" genannt habe, sei "grenzwertig" gewesen, räumte er ein.

"Mein Gradmesser ist, was am Ende herauskommt", fügte Melnyk hinzu. "Wer weiß, wie die Unterstützung Deutschlands heute ohne mein undiplomatisches Auftreten aussehen würde." Fakt sei aber, dass die Deutschen heute die zweitgrößten Unterstützer der Ukraine seien. "Dafür werden die Ukrainer ihnen für immer dankbar sein."

"Es ist unmöglich, einen Deal zu schmieden"

Auf die Frage nach möglichen Verhandlungen sagte Melnyk: "Nach meiner persönlichen Überzeugung wäre es zumindest klug, wenn unsere Verbündeten diskret in Moskau ausloten könnten, ob echte Kompromissbereitschaft besteht." Sondierungsgespräche zu führen, heiße ja nicht, dass man seine Interessen aufgebe.

Der Vorschlag mag erstaunen. Galt Melnyk während seiner Zeit in Deutschland und auch nach seiner Abberufung aus Berlin doch stets als entschiedener Gegner von Friedensgesprächen mit dem russischen Regime. Noch im vergangenen Jahr sagte er im Gespräch mit dem "Morgenmagazin", Putin sei nur mit Waffen zu Verhandlungen zu zwingen. Nun scheint der Diplomat seine Haltung überdacht zu haben.

"Es geht nicht um faule Kompromisse oder darum, auf der Weltbühne eine falsche Ruhe wiederherzustellen, sondern darum, nichts unversucht zu lassen", sagte Melnyk nun dem "Tagesspiegel". "Die Russen haben alles getan, um Vertrauen zu zerstören. Aus Sicht der Ukraine ist es unmöglich, einen Deal zu schmieden." Dennoch sollten Partner ihre Diplomatie einsetzen, so der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland.

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