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Frank-Walter Steinmeier gegen Putin: "Missbraucht Geschichte als Waffe"


"Was ein Faktum ist"
Bundespräsident greift Putin direkt an

Von t-online, cc

Aktualisiert am 20.09.2023Lesedauer: 2 Min.
Wladimir Putin und Handelsminister Denis Manturow (r.) besuchen eine Waffenmesse.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin und Handelsminister Denis Manturow (r.) besuchen eine Waffenmesse. (Quelle: Mikhail Metzel/Russian President Press Office/TASS )
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Wladimir Putin gibt sich gerne geschichtsbeflissen. Mit den Fakten nimmt er es dabei nicht so genau. Das kritisierte nun auch der Bundespräsident.

Dass Kremlherrscher Wladimir Putin ein Faible für historische Zusammenhänge hat, hat er in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen. Oder beweisen wollen. Denn häufig offenbarte Putin ein recht zweifelhaftes Geschichtsverständnis. So wird er in jüngster Zeit nicht müde, der Ukraine die Existenzberechtigung abzusprechen, ihre Führung als antisemitisch zu diffamieren und den Westen für den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg verantwortlich zu machen, den er selbst befohlen hat.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem Historiker dem russischen Autokraten nicht Falschdarstellungen der Geschichte nachweisen. Auch beim deutschen Historikertag war Russland nun ein Thema.

"Wir sehen, wie Putin Geschichte umdeutet und schon jetzt die Geschichtsbücher umschreiben lässt", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede bei der Veranstaltung in Leipzig. "Wir sehen, wie Lüge als Wahrheit ausgegeben wird und natürlich in Russland nicht ausgesprochen werden darf, was ein Faktum ist: der Krieg gegen die Ukraine. Putin missbraucht Geschichte als Waffe."

Unter dem Motto "Fragile Fakten"

Steinmeier bezog sich dabei unter anderem auf ein neues Schulbuch, das vom Kreml in Auftrag gegeben worden war und seit dem 1. September an russischen Schulen im Unterricht eingesetzt wird. Darin wird unter anderem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine aus Sicht der offiziellen russischen Propaganda als militärische Spezialoperation und Selbstverteidigungsmaßnahme Russlands dargestellt. Auch die Zeit unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin wird im russischen Schulunterricht glorifiziert, die Zahl der Opfer in der Ära des Stalinismus kleingerechnet.

Das Wissen um die Geschichte ist nach Ansicht des Bundespräsidenten jedoch unverzichtbar. "Nur mit dem Wissen um die Vergangenheit können wir die Ereignisse der Gegenwart einordnen, können wir uns eine Meinung bilden, können wir längere Linien, aber eben auch Brüche erkennen", sagte Steinmeier bei seiner Eröffnungsrede in Leipzig. Der Historikertag steht in diesem Jahr unter dem Motto "Fragile Fakten".

Die historischen Fakten sind in Zeiten von Sozialen Medien und Fake News zahlreichen Angriffen ausgesetzt. Mühevolles Quellenstudium, die Auswertung historischer Dokumente und der wissenschaftliche Diskurs werden heutzutage häufig durch gelenkte Narrative ersetzt, die sich die Mächtigen zunutze machen.

Daher müsse sich auch die Geschichtswissenschaft neu behaupten, so Steinmeier. "Wenn Vergangenheiten erfunden werden, dann ist Ihre Aufgabe, dann ist die Arbeit von Historikerinnen und Historikern umso wichtiger", sagte der Bundespräsident.

Verwendete Quellen
  • nbcnews.com: "Inside Putin's push to rewrite Russian history in favor of his war in Ukraine" (englisch)
  • washingtonpost.com: "Russia’s new history textbooks teach Putin’s alternate reality" (englisch)
  • smithsonianmag.com: "Vladimir Putin’s Rewriting of History Draws on a Long Tradition of Soviet Myth-Making" (englisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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