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Ukraine-Krieg: Pentagon sieht "signifikante" Fortschritte bei Gegenoffensive


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Überraschende Töne aus den USA
Pentagon sieht "beachtlichen" Durchbruch der Ukraine


08.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Kämpfe an der Front: Ukrainische Truppen haben offenbar Erfolge bei Bachmut. (Quelle: Glomex)
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Der militärische Nachrichtendienst der USA schätzt die ukrainische Gegenoffensive überraschend optimistisch ein. Vor Kurzem hieß es aus Washington noch, der Großangriff werde scheitern.

Wortmeldungen von US-Geheimdiensten sind zuletzt auf wenig Begeisterung in der Ukraine gestoßen. Die Gegenoffensive komme nicht voran, berichten Medien seit Wochen unter Berufung auf unterschiedliche, nicht näher genannte US-Nachrichtendienste. Zuletzt hieß es, man rechne nicht damit, dass die Ukraine die Stadt Melitopol im Süden des Landes und damit das Schlüsselziel der Offensive erreichen werde.

Allerdings scheinen sich die US-Dienste bezüglich ihrer Prognose nicht ganz einig zu sein. Denn nun meldete sich der Leiter der Analyseabteilung des militärischen Nachrichtendienstes (DIA) öffentlich zu Wort – und äußerte sich dabei überraschend optimistisch. Das DIA untersteht dem US-Verteidigungsministerium, dem Pentagon, und ist die Dachorganisation der Nachrichtendienste der fünf Teilstreitkräfte der US-Armee.

"Ziemlich beachtlich"

Die jüngsten Erfolge der Ukraine seien "signifikant", sagte Trent Maul der US-Zeitung "Economist". "Hätten wir dieses Gespräch vor zwei Wochen geführt, wäre ich etwas pessimistischer gewesen." Grund dafür ist der Durchbruch der ukrainischen Truppen in Robotyne, einem Ort in der Region Saporischschja im Süden des Landes. Dort hatte die Ukraine seit Anfang Juni Angriffswellen um Angriffswellen nach vorne geschickt, ohne entscheidend voranzukommen. Erst Ende August konnte sie den Ort einnehmen.

Nachdem die ukrainische Armee die erste russische Hauptverteidigungslinie überwunden hat, greift sie derzeit die zweite an. "Ihr Durchbruch zum zweiten Verteidigungsgürtel ist tatsächlich ziemlich beachtlich", sagt Maul. Der Chefanalyst des militärischen Geheimdienstes sieht eine realistische Möglichkeit, dass die Ukraine die verbliebenen zwei Verteidigungslinien bis zum Ende des Jahres durchbrechen könne. "Realistische Möglichkeit" stehe laut "Economist" im Fachjargon für 40 bis 50 Prozent Wahrscheinlichkeit.

Der "Economist" weist in seinem Bericht allerdings daraufhin, dass die Meinungen dazu auseinandergehen. Andere US-Beamte vertreten die Ansicht, dass sich die Ukraine militärisch an der zweiten Verteidigungslinie verausgaben – und danach nicht weiter kommen wird. "Wenn man sich das Schlachtfeld in fünf Jahren ansieht, könnte es im Großen und Ganzen ähnlich aussehen", sagte ein hochrangiger amerikanischer Geheimdienstmitarbeiter dem "Economist".

Personalschwächen bei Russland

DIA-Analyst Maul weist darauf hin, dass die dritte russische Verteidigungslinie nicht zu unterschätzen sei. Ukrainische Generäle hätten mitgeteilt, dass Russland 80 Prozent seiner Kapazitäten in die erste und zweite Linie gesteckt hätte. Laut Maul befände sich ein Großteil der russischen Verstärkung an der dritten Linie.

Doch auch bei Russland sieht er Schwächen. So seien sowohl der russische General Sergej Surowikin und der mutmaßlich bei einem Flugzeugabsturz umgekommene Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin nicht mehr am Krieg beteiligt. Der mittlerweile entlassene Surowikin gilt als Architekt der stark befestigten Verteidigungslinien ("Surowikin-Linien" genannt), Prigoschin hatte mit seiner Wagner-Gruppe die wenigen russischen Erfolge in den vergangenen Monaten erzielt.

Zwei entscheidende Faktoren

Der Kritik an der ukrainischen Strategie kann sich Maul nur bedingt anschließen. US-Regierungsbeamte hatten in den vergangenen Wochen öffentlich angeprangert, dass die Ukraine erfahrene Einheiten rund um die Stadt Bachmut an der Ostfront einsetze statt für die Gegenoffensive im Süden. "Man kann darüber diskutieren, ob die Ukrainer die Art der Taktik angewandt haben, von der man sich aggressivere Erfolge in kürzerer Zeit erhofft hätte", sagt Maul dazu.

Die entscheidenden Faktoren sieht er jedoch an anderer Stelle: In den Munitionsvorräten für die Artillerie, die derzeit begrenzt sind, und in dem Wetter, das zum Herbst hin feuchter wird. Das mache die Lage für die Ukraine "sehr schwierig".

Verwendete Quellen
  • economist.com: "How the Pentagon assesses Ukraine’s progress" (englisch)
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