Eingesetzt im Ukraine-Krieg Deutscher Unternehmer lieferte Teile für russische Drohnen
Die Orlan-10-Drohne gehört zu den verheerendsten Waffen im Arsenal der russischen Armee. In ihr stecken wohl auch Bauteile aus Deutschland.
Die Bundesanwaltschaft hat Haftbefehl gegen einen deutsch-russischen Geschäftsmann wegen Verstößen gegen die bestehenden Sanktionen erlassen. "Der Beschuldigte ist dringend verdächtig, mehrfach gewerbsmäßig gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen zu haben", teilte die Karlsruher Anklagebehörde am Dienstag mit Verweis auf bestehende Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland mit. Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs habe dem Beschuldigten am Montag den Haftbefehl verkündet und Untersuchungshaft angeordnet.
Der Beschuldigte Waldemar W. ist den Angaben zufolge Geschäftsführer zweier von ihm im Saarland gegründeter Unternehmen für den internationalen Handel mit Elektronikbauteilen. Von Januar 2020 bis März 2023 soll er in 26 Fällen Elektronikbauteile an ein Unternehmen in Russland geliefert haben, das mit der Produktion von militärischem Material und Zubehör befasst ist. Dazu gehöre die von den russischen Streitkräften in der Ukraine eingesetzte Orlan-10-Drohne. Die von W. gelieferten Bauteile seien Bestandteil dieses Drohnentyps.
Schon früher Vorwürfe gegen deutsche Firmen
Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 sei Waldemar W. dazu übergegangen, "die Waren mithilfe vorgeschobener Empfänger in Drittstaaten unter anderem über Dubai und Litauen nach Russland zu transportieren", teilte die Bundesanwaltschaft weiter mit. Der Gesamtwert der rechtswidrig ausgeführten Bauteile beläuft sich demnach auf etwa 715.000 Euro.
Der Haftbefehl des Bundesgerichtshofs ersetzt den Angaben zufolge einen Haftbefehl des Amtsgerichts Mannheim vom 8. März 2023, auf dessen Grundlage sich der Beschuldigte bereits seit dem 9. März 2023 in Untersuchungshaft befand. Wegen der besonderen Bedeutung des Falls habe die Bundesanwaltschaft den Fall nun übernommen.
Es ist nicht der erste Fall, bei dem deutschen Bauteile in russischen Waffensystem auftauchen. Erst vergangene Woche wurde der ehemalige Chef einer Firma in Baden-Württemberg verhaftet, ihm wird vorgeworfen Maschinen zur Herstellung von Scharfschützengewehren an Russland geliefert zuhaben. Lesen Sie hier mehr.
Auch das Orlan-10-System taucht nicht zum ersten Mal in Verbindung mit deutschen Firmen auf. So gab es schon im Juni 2023 eine Recherche des "Spiegels" und des britischen "Institut Airwars", welche zeigt, dass womöglich Produkte deutscher Firmen wie Würth und Infineon zur Herstellung der russischen Drohnen genutzt wurden – wahrscheinlich aber ohne Wissen der Firmen.
- Nachrichtenagentur Reuters
- spiegel.de "Deutsche Firma soll Russland Teile für Drohnen geliefert haben"