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Wladimir Putin müsste frohlocken: US-Soldat sorgt für Ärger in Ukraine


Auf Mine getreten
US-Regierung kauft Elitesoldaten frei – der sorgt für einen Eklat

Von t-online, cc

Aktualisiert am 28.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Der ehemalige US-Soldat Trevor Reed musste 2020 seinem Prozess vor einem Gericht in Moskau aus einem Käfig beiwohnen.Vergrößern des Bildes
Der ehemalige US-Soldat Trevor Reed musste 2020 seinem Prozess vor einem Gericht in Moskau aus einem Käfig beiwohnen. (Quelle: REUTERS/Tatyana Makeyeva)
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Trevor Reed wurde vom russischen Regime als Geisel gehalten. Dann gelang es der US-Regierung, ihn freizukaufen. Doch nun sorgt der Ex-Marinesoldat für Ärger.

Nahezu drei Jahre saß Trevor Reed in russischer Haft. 2019 war der ehemalige US-Elitesoldat in Moskau festgenommen worden, weil er angeblich Widerstand gegen einen Polizisten geleistet haben soll. Ein Gericht verurteilte ihn in einem von Beobachtern als Schauprozess gewerteten Verfahren zu neun Jahren Gefängnis, die er in verschiedenen Straflagern verbrachte. Im April 2022 kam er schließlich vorzeitig frei.

Seine Freilassung hatte einen hohen Preis. Erkauft wurde sie von der US-Regierung im Rahmen eines Tauschhandels: Die USA entließen im Gegenzug einen in US-Haft sitzenden russischen Drogenhändler namens Konstantin Jaroschenko. Der Pilot und Inhaber einer Fluggesellschaft in Rostow-am-Don war wegen Kokainhandels im großen Stil in den USA zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.

Das Putin-Regime presste Jaroschenko mithilfe Reeds ebenso frei, wie es wenig später den berüchtigten russischen Waffenhändler Wiktor But freipresste. But, Spitzname "Händler des Todes", war im Juli 2022 gegen die US-amerikanische Basketballspielerin Brittany Griner ausgetauscht worden.

In der Regel kehren die Freigelassenen in ihre Heimat zurück und tauchen erst einmal für eine Weile ab. Sie verschwinden von der Bildfläche, erholen sich von den Strapazen ihrer Haft und versuchen, in ein normales Leben zurückzukehren. Nicht so Trevor Reed. Wie das amerikanische Nachrichtenportal "The Messenger" nun berichtet, soll der Marine-Veteran bei einem Kampfeinsatz in der Ukraine schwer verwundet worden sein.

"Neue Ära der Geiseldiplomatie"

Demnach sei Reed bereits vor zwei Wochen an der Front auf eine Mine getreten und habe sich schwere Splitterverletzungen zugezogen. Er sei dann zunächst in einer Klinik in Kiew behandelt und später in ein Militärkrankenhaus im deutschen Landstuhl bei Ramstein gebracht worden sein. Zuvor hatte er sich mit den ukrainischen Behörden überworfen und die US-Botschaft in Kiew eingeschaltet und um diplomatischen Beistand gebeten.

Laut "The Messenger" sollen US-Verantwortliche, die mit dem Fall betraut sind, alles andere als begeistert über Reeds Kampfeinsatz in der Ukraine sein. Sein Verhalten könnte der Verhandlungsposition der US-Regierung im Bemühen, weitere US-Bürger aus russischen Gefängnissen zu befreien, erheblichen Schaden zufügen.

Die Geiseldiplomatie des Kreml funktioniert laut Experten nach einem einfachen Prinzip: Amerikaner, die in Russland leben oder sich dort aufhalten, werden unter fadenscheinigen Vorwänden festgenommen, verurteilt und irgendwann gegen straffällig gewordene Russen oder russische Spione in den USA ausgetauscht. "Wir befinden uns in einer neuen Ära der Geiseldiplomatie", sagte der US-Unterhändler Bill Richardson dem "Spiegel" zu dieser Praxis, die insbesondere von autoritären Regimen wie Russland, China oder zuletzt auch dem Iran angewandt wird.

So sitzen derzeit etwa der "Wall Street Journal"-Korrespondent Evan Gershkovich als auch der ehemalige Marinesoldat Paul Whelan in russischer Haft. Beide werden wegen Spionagevorwürfen von den russischen Behörden festgehalten. Beide beteuern ihre Unschuld.

US-Regierung distanziert sich von Reed

Insbesondere Whelans Fall sorgt in den USA seit dessen Verhaftung im Jahr 2018 immer wieder für Aufsehen. So gelang es wechselnden US-Regierungen bislang nicht, den 53-Jährigen freizubekommen. Whelans Familie und Anwälte werfen der US-Administration daher Versagen in ihrem Versuch vor, den zu 16 Jahren Haft verurteilten Sicherheitsexperten zu befreien. Reeds Kampfeinsatz in der Ukraine könnte die russische Seite nun ausnutzen, um auf die vermeintliche Gefahr hinzuweisen, die von inhaftierten US-Bürgern wie Whelan und Gershkovich für das Land ausgeht.

So war die US-Regierung auch gleich bemüht, sich von Reed zu distanzieren. Demnach stehe dessen Tour an die Front "in keiner Weise im Zusammenhang mit irgendwelchen Aktivitäten der US-Regierung", wie US-Außenamtsspreche Vedant Patel beteuerte.

"Da hat jemand auf eigene Faust etwas unternommen, und das sollte auch genauso behandelt werden und darf keinen Einfluss auf die Verhandlungen haben, die wir in den Fällen Whelan und Gershkovich führen", sagte Patel vor Journalisten in Washington. Die Biden-Administration scheint also sichtlich bemüht, Reeds Ukraineaufenthalt – er besaß laut "The Messenger" einen regulären Vertrag mit der ukrainischen Armee, für die er als ausländischer Freiwilliger kämpfte – als Alleingang darzustellen.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte, die Regierung habe US-Bürger "außerordentlich deutlich" davor gewarnt, "in die Ukraine zu reisen, geschweige denn, sich an Kämpfen zu beteiligen". Dem Weißen Haus lägen keine Zahlen dazu vor, wie viele US-Bürger sich freiwillig zum Kampf an der Seite der ukrainischen Streitkräfte entschlossen hätten.

Verwendete Quellen
  • washingtonpost.com: "Russia wanted Viktor Bout back, badly. The question is: Why?" (englisch)
  • themesenger.com: "Freed in Russia Prisoner Swap, US Marine Injured Fighting in Ukraine" (englisch)
  • spiegel.de: ""Wir befinden uns in einer neuen Ära der Geiseldiplomatie"" (kostenpflichtig)
  • spyspace.com: "The Puzzling Story of Accused Russian 'Spy' Paul Whelan" (englisch)
  • nationalpost.com: "Who is Konstantin Yaroshenko, the man freed in a prisoner swap between Russia and U.S.?" (englisch)
  • tass.com: "The case of Konstantin Yaroshenko: How and why the US imprisoned a Russian pilot" (englisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.
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