Leoparden für die Ukraine Deutschland liefert Panzer – doch die sind für die Front ungeeignet
Der deutsche Kampfpanzer Leopard gilt als Geheimwaffe im Ukraine-Krieg. Ein älteres Modell liefert Deutschland auch. Das könnte jedoch für den Fronteinsatz ungeeignet sein.
Die ersten Kampfpanzer des Typs Leopard 1A5 sind in der vergangenen Woche offenbar in der Ukraine angekommen. Nach der Lieferung von Leopard-Panzern der Nachfolgereihe 2 erhält die Ukraine damit also auch jene Ausführungen, deren Entwicklung schon etwas länger zurückliegt. Doch offenbar soll es Probleme mit dem Kampfpanzer geben, wie ein Medienbericht nun nahelegt.
Laut dem Magazin "Forbes" ist die Panzerung des Leopard 1 nicht für den Einsatz an vorderster Front geeignet. Alles, was über den Beschuss mit einem schweren Maschinengewehr hinausgeht, würde den Besatzungen der Leopard-1-Panzer demnach zum Verhängnis werden. Die ukrainischen Truppen sollen daher nun vor dem Dilemma stehen, welche Brigaden sie mit den deutschen Panzern ausstatten.
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Der Leopard 1 wurde erstmals Mitte der 1960er-Jahre gebaut und erfuhr in den 1980er-Jahren eine Aktualisierung. 1984 wurde die Produktion der Reihe eingestellt, aber bestehende Panzer wurden weiter aktualisiert. So erhielt der Leopard 1 ab 1980 ein modernes Feuerleitsystem, um so Geschosse genauer abzufeuern und eine Nachtsichtausstattung, 1987 kam eine verbesserte Panzerung hinzu.
Einsatz nicht unmittelbar an der Front?
Die Bundeswehr stellte den Leopard 1 im Jahr 2003 außer Dienst. Dennoch schlummerten in Deutschland und Dänemark immer noch Altbestände in den Depots, die an die Ukraine gehen sollten. Insgesamt wollen Deutschland und Dänemark mindestens je 100 Stück des Leopard 1A5 zur Verfügung stellen. Bis Ende 2024, so der Zeitplan, soll die Lieferung abgeschlossen sein.
Wie sinnvoll die Waffensysteme im blutigen Abnutzungskrieg gegen die russischen Besatzer sind, ist allerdings fraglich. Schon die hohen Verluste des von Frankreich gelieferten Schützenpanzers AMX-10RC haben die ukrainischen Streitkräfte offenbar an der Wirkmächtigkeit der westlichen Waffe zweifeln lassen. Auch der AMX-10RC verfügt über eine vergleichsweise dünne Panzerung, die seine Insassen nur unzureichend vor russischen Minen und anderem Beschuss schützt. Ein Bataillons-Kommandeur sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Panzer seien wegen ihrer dünnen Panzerung "nicht geeignet" für den Einsatz an der Front.
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Der Leopard 1 besitzt eine Bugpanzerung mit einer Dicke von 70 Millimetern. Geschosse russischer Panzer der aktuellen Generation können diese leicht durchschlagen. Zum Vergleich: Panzer der Folgegeneration Leopard 2 sind je nach Modell an gleicher Stelle mit Panzerung von 350 bis 620 Millimetern versehen.
Die Seitenwände des Leopard 1 sind sogar nur 35 Millimeter dick. Gefechtsturm und Wanne des Leopard 1 bieten im heutigen Kampfgeschehen also kaum Schutz. Stattdessen punktet der Panzer mit hoher Beweglichkeit und Feuerkraft.
Es könnte also sein, dass die Leopard 1A5 im Rahmen der aktuell stattfindenden Gegenoffensive gar nicht an vorderster Front eingesetzt werden, sondern vielmehr im tiefen Gelände, also einige Kilometer hinter der eigentlichen Kampflinie.
- forbes.com: "Ukraine Just Got Its First 10 Leopard 1A5 Tanks. Now It Needs To Figure Out How To Use Them." (englisch, kostenpflichtig)
- bulgarianmilitary.com: "First of 100 Leopard 1 tanks have already been delivered to Ukraine" (englisch)
- vdi-nachrichten.com: "Wie der Leopard 1 gegen russische Kampfpanzer bestehen kann"
- forbes.com: "The Ukrainian Marine Corps’ AMX-10RC Recon Vehicles Didn’t Last Long in A Frontal Assault On Russian Defenses" (englisch, kostenpflichtig)