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Raketenangriff in Kramatorsk: 14-jährige Zwillinge getötet


14-jährige Zwillinge getötet
"Das Herz von zwei Engeln hörte auf zu schlagen"

Von t-online, cc

Aktualisiert am 29.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Anna und Yuliya Aksenchenko wären im September 15 Jahre alt geworden. "Wir werden nicht vergeben!" schrieb der Kramatorsker Stadtrat zu dem Bild der Mädchen.Vergrößern des Bildes
Anna und Yuliya Aksenchenko wären im September 15 Jahre alt geworden. "Wir werden nicht vergeben!" schrieb der Kramatorsker Stadtrat zu dem Bild der Mädchen. (Quelle: Facebook/Kramatorsk City Council)
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Bei dem tödlichen Angriff auf ein Restaurant im ukrainischen Kramatorsk starben auch zwei Schwestern. Russlands Begründung für den Beschuss klingt merkwürdig.

Ein ganzer Häuserblock in Trümmern, Einsatzkräfte, die Menschen aus dem Schutt ziehen, blutverschmierte Gesichter und schockierte Anwohner, die sich weinend in den Armen liegen. Es waren entsetzliche Szenen, die sich am Dienstagabend im ostukrainischen Kramatorsk abgespielt haben. Dort war in einem belebten Viertel eine russische S-300 Iskander Rakete eingeschlagen und hatte unter anderem ein Restaurant getroffen, das zu der Zeit gut besucht war.

Laut ukrainischen Behördenangaben starben bei dem Angriff gegen 19.30 Uhr Ortszeit elf Menschen, 61 wurden verletzt und schweben zum Teil noch in Lebensgefahr. Unter den Toten waren ein 17-jähriges Mädchen und zwei 14-jährige Zwillinge namens Anna und Yuliya Aksenchenko. Ein Foto der beiden, das vom Stadtrat von Kramatorsk veröffentlicht wurde, geht nun um die Welt.

"Russische Raketen haben dafür gesorgt, dass das Herz von zwei Engeln zu schlagen aufhörte", schrieb die Behörde dazu. Das Foto zeigt die Schwestern, wie sie ein selbst gemaltes Bild ihrer Schule in die Kamera halten. Darauf steht auf Russisch zu lesen: "Schule Nummer 24, Klasse 8B - 60 Jahre!"

Die Schule Nummer 24 ist eine öffentliche Schule in Kramatorsk, sie liegt in unmittelbarer Nähe zu der Pizzeria, in der die Mädchen saßen. Ebenso wie die Schule Nummer 25, die sich gleich hinter dem belebten Restaurant befindet. Außerdem gibt es in direkter Nachbarschaft einen Supermarkt, ein Burgerrestaurant und eine Bar. Warum schlug in dieses von Zivilisten bewohnte Viertel die tödliche Iskander-Rakete ein?

Ukrainische Ermittlungsbehörden nehmen russischen Agenten fest

Wie so oft bei Angriffen auf zivile Einrichtungen in den vergangenen Monaten, behauptete die russische Generalität, sie habe lediglich militärische Ziele ins Visier genommen. "Angriffe werden nur auf solche Objekte ausgeführt, die in der ein oder anderen Weise in Verbindung mit militärischer Infrastruktur stehen", verlautete Kremlsprecher Dimitri Peskow.

Wie die Pizzeria RIA Lounge in Verbindung mit militärischer Infrastruktur gestanden haben mag, erklärte Peskow nicht. Das Lokal gilt als beliebter Treffpunkt für Jugendliche, aber auch für internationale Entwicklungshelfer und Journalisten. Zum Zeitpunkt des Angriffs saßen auch der kolumbianische Friedensvermittler Sergio Jamarillo Caro und die bekannte ukrainische Schriftstellerin Victoria Amelina in dem Restaurant. Caro blieb unverletzt, Amelina konnte zwar aus den Trümmern geborgen werden, schwebt aber in Lebensgefahr.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Verantwortlichen für den Raketenschlag zur Rechenschaft zu ziehen und vor Gericht zu stellen. Unterdessen nahmen ukrainische Behörden einen Verdächtigen fest. Bei dem Mann soll es sich um einen russischen Agenten handeln, der nur Stunden vor der Attacke auf die RIA Lounge in dem Lokal gesichtet wurde. Er soll den russischen Behörden Fotos von dem Restaurant geschickt haben.

Kramatorsk schon einmal Schauplatz eines tödlichen Angriffs

Eine weitere Iskander-Rakete schlug am Dienstag ungefähr zur gleichen Zeit in der wenige Kilometer entfernten Ortschaft Bilenke ein und verletzte fünf Menschen.

Im April des vergangenen Jahres war Kramatorsk schon einmal Schauplatz eines tödlichen Angriffs geworden. Damals tötete eine russische Totschka-Rakete 63 Menschen, die am Bahnhof der Stadt auf ihre Abreise warteten, darunter neun Kinder. Mehr als hundert wurden verletzt.

Besonders perfide: Die Totschka-Rakete war mit der nach internationalem Recht verbotenen Clustermunition bestückt, die über den Wartenden am Bahnhof 50 kleine Sprengkörper mit Granatsplittern freigab. Das Ergebnis war ein regelrechtes Blutbad. Später fanden die ukrainischen Ermittlungsbehörden den Torso der Rakete in der Nähe des Bahnhofsgebäudes. Darauf hatten russische Soldaten geschrieben: "Rache für die Kinder."

Verwendete Quellen
  • bbc.com: "Kramatorsk: Alleged Russian spy to be charged over deadly strike" (englisch)
  • news.com: "Twin sisters, 14, are killed after Russian missile hits pizza restaurant in Ukraine" (englisch)
  • Twitter-Profil der "Kramatorsk Post"
  • hrw.org: "Death at the Station" (englisch)
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