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Russischer Militärblogger kritisiert Putin – "Werden Krieg verlieren"


Scharfe Kritik an Putin
"Mit dieser Führung werden wir den Krieg verlieren"

Von t-online, cc

Aktualisiert am 23.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Russlands autokratischer Machthaber Wladimir Putin bei einer Videokonferenz im Kreml.Vergrößern des Bildes
Russlands autokratischer Machthaber Wladimir Putin bei einer Videokonferenz im Kreml. (Quelle: IMAGO/Gavriil Grigorov)

Jewgeni Prigoschins Hasstiraden werden immer drastischer. Doch Putin nimmt er bislang aus. Nun schaltet sich ein weiterer Kritiker ein – und der zielt nach ganz oben.

Seitdem Jewgeni Prigoschin mit seinen Wagner-Söldnern Mitte Mai die Einnahme von Bachmut gelungen ist, werden seine Tiraden gegen den Kreml und die russische Militärführung immer heftiger. Kaum ein Tag vergeht, an dem der Oligarch und Putin-Günstling seinen Unmut mit der Generalität kundtut. Meist in Videos oder Sprachnachrichten, die er über den Telegram-Account der Concord Management and Consulting Group ins Netz stellt. Jener Firma, die auch das Catering im Kreml betreibt, was Prigoschin den Beinamen "Putins Koch" einbrachte.

Nun warf der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner der militärischen Führungselite in Moskau nicht nur vor, die Menschen in Russland über die tatsächliche Situation an der Front im Unklaren zu lassen. Prigoschin sprach sogar davon, dass Moskau das Volk belüge, insbesondere was den Verlauf der ukrainischen Gegenoffensive angeht.

"Sie führen das russische Volk in die Irre", sagte der 62-Jährige in einer Nachricht vom Mittwoch. "Große Gebiete sind an den Feind abgegeben worden". Mit "sie" meint Prigoschin dabei die Militärführung im Allgemeinen und seinen Intimfeind, Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu, im Besonderen.

Eine Eskalationsstufe weiter geht der russische Militärblogger Igor Girkin alias "Strelkov" mit seiner Kritik. Der ehemalige Geheimdienst-Offizier und verurteilte Kriegsverbrecher sagte in einem Videostatement auf Twitter: "Unser Oberkommandierender wird diesen Krieg auf keinen Fall gewinnen." Der Oberkommandierende ist in dem Fall Wladimir Putin.

Interessant ist, dass Girkin das Wort "Krieg" verwendet und nicht "militärische Spezialoperation", wie der völkerrechtswidrige Angriffskrieg im russischen Propaganda-Jargon offiziell genannt wird. Normalerweise muss, wer in Russland den Krieg als solchen benennt, mit drastischen Strafen rechnen.

Weiter holt Girkin zum finalen Schlag gegen Putin aus: "Welchen Sieg auch immer unsere Armee noch erreicht, mit dieser Führung, die wir gerade erleben, werden wir den Krieg verlieren."

"All dies wird vor allen total versteckt"

Kiew hatte Anfang Juni eine Gegenoffensive im Süden und Osten der Ukraine gestartet, um im vergangenen Jahr verlorene Gebiete zurückzuerobern. Russlands autokratischer Machthaber Wladimir Putin hatte zuletzt wiederholt behauptet, dass die ukrainische Offensive fehlschlage und die Vorstöße der eigenen Truppen nach Plan verlaufen.

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Prigoschin will mit dieser Darstellung offenbar aufräumen. Er beschuldigte das Verteidigungsministerium, nicht die Wahrheit zu sagen. Eine Reihe von Dörfern, darunter Pjatychatky, seien verloren gegangen, sagte er und verwies abermals auf fehlende Waffen und Munition. Seinen Angaben zufolge haben ukrainische Truppen auch schon versucht, den Fluss Dnipro zu überqueren, eine natürliche Barriere an der Front.

"All dies wird vor allen total versteckt", sagte der 62-Jährige. "Eines Tages wird Russland aufwachen, nur um zu entdecken, dass auch die Krim an die Ukraine übergeben wurde", mahnte er.

Kiew hat bisher kleine Gebietsgewinne gemeldet und seit Beginn der Offensive nach eigenen Angaben acht Siedlungen zurückerobert.

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Schließlich stellt Prigoschin eine provokante Frage

Prigoschin echauffierte sich auch über ein Treffen, das Verteidigungsminister Schoigu mit Vertretern der russischen Marine abgehalten hatte. Dabei soll es darum gegangen sein, eine Parade zu Ehren der Marine durchzuführen. "Um eine solche Parade abzuhalten, müsstet ihr die 'Moskau' erst mal vom Grund des Schwarzen Meeres holen, die ihr mitsamt ihrer Soldaten verloren habt, ihr Bastarde!", wütete der Wagner-Chef.

Die Ukraine hatte im vergangenen April den Raketenkreuzer "Moskwa" mit Schiffsabwehrraketen des Typs Neptun versenkt. Die "Moskwa" war eines der Flaggschiffe von Putins Schwarzmeerflotte, ihr Untergang ein schwerer Rückschlag für das Kreml-Regime.

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Schließlich stellt Prigoschin in der Sprachnachricht eine provokante Frage: "Was ist denn der Preis für diese Spezialoperation? Der Preis ist die totale Zerstörung der Armee. Und wofür? Damit irgendein Schmock sich einen Marschallstern an die Brust heften kann und unangreifbar wird? Damit er sich selbst als Fresko in der Kirche neben dem Verteidigungsministerium bewundern kann?".

Laut des ukrainischen Regierungsberaters Anton Geraschenko ist es in den vergangenen Tagen zu einem Treffen zwischen Prigoschin und Putin gekommen. Dabei soll der Machthaber im Kreml dem Wagner-Chef gesagt haben, dass er sich Verteidigungsminister Schoigu unterzuordnen habe. Eine Bestätigung für das Treffen oder dessen mögliche Inhalte gibt es bislang nicht.

Verwendete Quellen
  • newsweek.com: "Putin Is 'Not Going To Win This War,' Warns Igor Girkin" (englisch)
  • Telegram-Kanal der Concord-Group
  • rferl.org. "The Rise Of Prigozhin: 'Putin's Chef' Steps Further Into The Limelight" (englisch)
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