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Ukraine-Krieg: Polnische Kämpfer wohl an Angriff auf Belgorod beteiligt


"Es war uns eine Ehre"
Polnische Kämpfer wohl an Angriff auf Belgorod beteiligt

Von t-online, dm

Aktualisiert am 04.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Freiwillige polnische Kämpfer in einem gepanzerten Fahrzeug: "Grüße an unsere Freunde vom Russischen Korps"Vergrößern des Bildes
Freiwillige polnische Kämpfer in einem gepanzerten Fahrzeug: "Grüße an unsere Freunde vom Russischen Korps". (Quelle: Polski Korpus Ochotniczy/Telegram)
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Kämpfen Bürger eines Nato-Staates auf russischem Boden? Das behauptet eine polnische Freiwilligeneinheit. Ihr Fachgebiet: "Aufklärung und Sabotage".

Es wäre der erste Fall westlicher Kämpfer auf russischem Boden seit Putins Invasion in die Ukraine: An den Angriffen auf die Grenzregion Belgorod in Westrussland Ende Mai waren offenbar auch Mitglieder des polnischen Freiwilligenkorps (PDK) beteiligt. Das bestätigt die Gruppe am Sonntag auf ihrer Telegram-Seite.

"Alle fragen uns: Haben wir an der Operation auf dem Territorium der Region Belgorod teilgenommen? Die Antwort ist eindeutig: natürlich!"

Zum Beweis postete die Gruppe mehrere Fotos und Videos ("ein paar Aufnahmen von der Reise"): Ein Video zeigt die Kämpfer mit verpixelten Gesichtern und PDK-Aufnähern in einem gepanzerten Fahrzeug; in einem anderen stehen die Kämpfer neben einem Panzer, der eine ukrainische Flagge hisst. Dass die Einheit tatsächlich in Kampfhandlungen mit russischen Truppen verwickelt war, legt eine weitere Aufnahme nahe, in der ein Verwundeter weggetragen wird.

Angriffe auf Belgorod häufen sich

Vor knapp zwei Wochen hatten russische Milizen mehrere Orte in Belgorod angegriffen und die "Volksrepublik Belgorod" ausgerufen. Zu der Aktion bekannt hatten sich die Legion für die Freiheit Russlands und das Russische Freiwilligenkorps (RDK), die laut eigenen Aussagen das Putin-Regime stürzen wollen. Die russische Armee brauchte über einen Tag, um zu reagieren und die Kämpfer auf ukrainisches Territorium zurückzudrängen.

Seitdem häufen sich die Angriffe von Einheiten, die von ukrainischem Boden aus operieren und schlecht bewachte russische Grenzposten in Belgorod ausnutzen. An welcher Operation die Polen genau beteiligt waren und wann, wolle man aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlichen, so die PDK. Die Aufnahmen seien "zeitlich verzögert". Die Videos legen jedoch nahe, dass es sich um den ersten Angriff auf Belgorod am 22. Mai handelt, bei dem die RDK federführend war.

Enge Abstimmung zwischen Polen und Russen

Die Beteiligung der Polen an dem Angriff war laut eigenen Angaben eng mit den russischen Kämpfern der RDK abgestimmt. "Grüße an unsere Freunde vom Russischen Korps [RDK] für die großartige Vorbereitung auf die Operation", so die PDK in ihrer Stellungnahme. Ein weiteres Video zeigt die Kämpfer mit einem offenbar erbeuteten russischen Schützenpanzer BTR, der noch das russische Kriegssymbol "Z" trägt, aber die Flagge der RDK hisst.

Wie das polnische Medium "Onet" berichtet, wurde die PDK im Februar in Kiew mithilfe der ukrainischen Armee gegründet. Die Einheit sollte nicht in die ukrainische Internationale Legion integriert werden, in der ausländische Freiwillige üblicherweise kämpfen. Stattdessen wurde die PDK als "Spezialeinheit" konzipiert, zuständig für "Aufklärung und Sabotage" und dem ukrainischen Verteidigungsministerium direkt unterstellt.

Die PDK soll demnach dem RDK nachempfunden sein, wo strenge Regeln gelten und etwa Alkohol- und Drogenmissbrauch als Fahnenflucht bestraft werde. Organisiert werde die Einheit laut "Onet" von einem polnischen Staatsbürger.

"Das sind keine Nato-Truppen"

Dass Bürger eines Nato-Staates auf russischem Territorium kämpfen, ist eine neue Entwicklung im Ukraine-Krieg – und birgt politischen Sprengstoff. Der Westen hat immer betont, keine eigenen Truppen in die Ukraine zu schicken. Das ist auch hier nicht der Fall: Die Kämpfer des PDK sind zwar polnische Staatsbürger, aber fest in die ukrainischen Streitkräfte integriert und damit keine Truppen der Nato.

Das sieht auch der Journalist und Militärexperte Thomas Wiegold so: "Wenn ausländische Staatsbürger für die ukrainische Armee kämpfen, sind das keine Nato-Truppen. Ob das Polen oder Amerikaner sind, spielt dabei keine Rolle." Schon gar nicht handelten die freiwilligen Kämpfer im Auftrag der Nato, so Wiegold. "Die ukrainische Militärführung entscheidet selbst, wie sie ihre Truppen einsetzt."

Für die russische Propaganda gefundenes Fressen

Dennoch ist der Einsatz polnischer Freiwilliger auf russischem Boden heikel. Die Nato will eine direkte Konfrontation zwischen Russland und der Nato unbedingt vermeiden. Die Losung heißt daher: Der Westen unterstützt die Ukraine, ohne Kriegspartei zu werden. Bürger eines Nato-Staates, die auf russischem Boden operieren, könnten diese Trennlinie jedoch verwischen.

Zudem wurde für die Angriffe auf Belgorod offenbar auch westliches Gerät benutzt: Auf Videos zeigen sich RDK und PDK mit gepanzerten Fahrzeugen vom Typ HMMWV. Die USA hatten der Ukraine zuvor Dutzende solche Waffensysteme geliefert. Für die russische Propaganda, die sich bereits im Krieg gegen den Westen wähnt, dürften die polnischen Freiwilligen vermutlich als weiterer Beleg für die angeblich direkte Nato-Beteiligung an dem Krieg dienen.

Verwendete Quellen
  • wiadomosci.onet.pl: "Polska jednostka specjalna w Ukrainie ma już grupy bojowe, emblemat i patrona. Wzoruje się na Huzarach Śmierci" (polnisch)
  • Telegram-Account PDK
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