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Russlands Infrastruktur angegriffen: "Gegenoffensive findet längst statt"


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Immer mehr Angriffe auf Russland
"Die Offensive findet längst statt"


Aktualisiert am 04.05.2023Lesedauer: 4 Min.
Militärexperte zum Ukraine-Krieg: "Das bringt den Wendepunkt" (Quelle: Glomex)
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Die Angriffe auf Ziele in Russland häufen sich. Mehrere Experten sehen darin den Beginn des ukrainischen Gegenschlags – doch es bestehen auch Zweifel.

Im Ukraine-Krieg gerät der Aggressor Russland immer mehr zur Zielscheibe: In der Nacht auf Mittwoch ging im Kreis Taman in der südrussischen Region Krasnodar ein Tanklager in Flammen auf – unweit eines großen Umschlagterminals für Öl, das über das Schwarze Meer verschifft wird.

Jetzt ist zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit ein Großbrand in einem Treibstofflager in Krasnodar ausgebrochen, nur rund 50 Kilometer entfernt von der Explosion zuvor in der Ortschaft Ilski. Auch hier sei das Feuer durch eine bewaffnete Drohne ausgelöst worden, so die russische Staatsagentur Tass. Getroffen wurde demnach das Tanklager einer Ölraffinerie. Hier im Newsblog erfahren Sie alles über die jüngsten Angriffe.

Die russische Führung macht die ukrainischen Streitkräfte für die Drohnenangriffe verantwortlich. Auch wenn Kiew dies zurückweist, hat die ukrainische Armee in der Vergangenheit immer wieder Ziele in russischen Grenzregionen ins Visier genommen. Nun scheinen diese Angriffe dramatisch zuzunehmen, einige Experten sehen es bereits als Vorboten der geplanten Gegenoffensive.

Mehrere Angriffe auf Russlands Infrastruktur

Auch am vergangenen Wochenende kam es bereits zu Anschlägen auf strategisch wichtige Infrastruktur Russlands: Am Wochenende wurde mit einer Drohne ein Treibstofflager auf der 2014 von Russland annektierten Krim in Brand gesetzt. Die Flammen in der Hafenstadt Sewastopol erfassten demnach zwischenzeitlich eine Fläche von etwa 1.000 Quadratmetern. Hier lesen Sie mehr zu dem Angriff in Sewastopol.

In der westrussischen Region Brjansk entgleisten kurz nacheinander zwei Güterzüge nach Explosionen. Auch in diesen Fällen war die Rede von Drohnenangriffen, die offenbar das Ziel hatten, den russischen Nachschub an die Front zu unterbrechen. Ein Großteil der russischen Kriegsmaschinerie – Panzer, Ausrüstung, Treibstoff – wird über Schienen zu den Kremltruppen in der Ukraine gebracht.

Video | Russischer Güterzug nach Explosion entgleist
Quelle: Glomex

Weiterhin ungeklärt ist zudem, wer für den Angriff von zwei Drohnen auf die Residenz des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml in Moskau verantwortlich ist. Was dafür und was dagegenspricht, dass die Ukraine hinter diesem Angriff steckt, lesen Sie hier.

Beginn der Gegenoffensive? Das spricht dafür

Die hohe Taktzahl der Angriffe in relativ kurzer Zeit heizen die Spekulationen über eine beginnende Gegenoffensive der Ukraine an. Hierfür gibt es verschiedene Indikatoren:

So sagte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow vor Kurzem, die Vorbereitungen der Ukraine für die geplante Frühjahrsoffensive seien "in der Endphase". Am Montag erläuterte er im Staatsfernsehen: "Ich glaube, dass wir ab heute auf die Zielgerade einbiegen und sagen können: Ja, alles ist bereit." Hier lesen Sie mehr dazu.

Auch Jewgeni Prigoschin, Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, sprach von einem Beginn einer Offensive. "Sie haben Soldaten und Munition ohne Ende", berichtete Prigoschin am Mittwochabend auf seinem Telegram-Kanal. "Ich gehe davon aus, dass die Offensive (der Ukrainer) begonnen hat." Vor allem "entlang der Grenzen" im Gebiet um Bachmut gebe es eine Zunahme ukrainischer Aktivitäten.

"Offensive findet längst statt"

Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) sieht hinter Prigoschins Äußerungen jedoch eher das Ziel, die russische Führung unter Druck zu setzen, und mehr militärische Unterstützung für seine Söldner zu erzielen. Die Wagner-Miliz klagt seit Monaten über Munitionsmangel, Prigoschin steht mittlerweile in einem offenen Konflikt mit der russischen Militärführung.

Auch der Militärexperte Marcus Keupp von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich geht davon aus, dass die ukrainische Offensive "längst stattfinde": Eine Offensive beginne üblicherweise mit dem Austesten von Schwachstellen beim Gegner, mit vorbereitendem Feuer wie Artillerie- und Drohnenangriffen, so Keupp am Donnerstag im Deutschlandfunk. "Ich denke, in dieser Phase sind wir im Moment."

Ausweitung des Kriegs befürchtet

Das ISW weist noch auf einen anderen Punkt hin: Mit den Gerüchten um die beginnende Ukraine-Offensive sowie mit Desinformationen zu ukrainischen Angriffen soll die russische Bevölkerung mental vorbereitet werden für eine mögliche Ausweitung des russischen Angriffskrieges. So könnte etwa auch der Drohnenangriff auf den Kreml eine "False Flag"-Operation sein, um die Russen noch stärker für den Krieg zu gewinnen, so das ISW.

Mit Blick auf die jüngsten Angriffe auf die russische Infrastruktur verweist Anton Gerashchenko, ein Berater des ukrainischen Innenministeriums, jedoch darauf, dass es durchaus ein wichtiger Bestandteil der Vorbereitung auf eine Gegenoffensive sei, die feindliche Logistik zu schwächen.

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Spekulationen über eine Gegenoffensive werden auch dadurch genährt, dass Kiew derzeit offenbar Details zur Frühjahrsoffensive zurückhält, um das Durchsickern geheimer Informationen zu verhindern. Das berichtet die US-amerikanische Zeitung "Politico" und beruft sich dabei auf zwei EU-Insider. Grund dafür dürfte das jüngste US-Datenleck sein, nach dem wochenlang geheime Dokumente über den Ukraine-Krieg im Netz kursierten. Hier lesen Sie mehr dazu.

Was die USA tatsächlich über das Kriegsgeschehen wissen, ist jedoch unklar. Zumindest schickte die US-amerikanische Botschaft in Kiew offenbar eine E-Mail an US-Amerikaner in der Ukraine und warnte darin vor einer "erhöhten Bedrohung durch Raketenangriffe" im Raum Kiew. Das geht aus einem Tweet des US-Politikstrategen Jason Jay Smart in Kiew hervor. Ob sich die E-Mail auf eine mögliche russische Reaktion auf die bald beginnende Offensive bezieht oder nicht, ist nicht bekannt.

Dass die ukrainische Gegenoffensive sehr wahrscheinlich kommen wird, scheint jedenfalls im Kreml angekommen zu sein: Der russische Vize-Außenminister Michail Galuzin warnte in einem Interview am Donnerstag Kiew und den Westen vor "unvermeidlichen traurigen Konsequenzen" der Offensive. Er versicherte, dass das russische Militär auf jedes mögliche Szenario gut vorbereitet sei.

Verwendete Quellen
  • deutschlandradio.de: "Ukraine: Wann kommt Frühjahrsoffensive? - Interview mit Marcus Keupp"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, May 3, 2023" (englisch)
  • twitter.com: Profile von @Gerashchenko_en und @officejjsmart
  • republicworld.com: "Russia Warns Kyiv, West Of Consequences In Wake Of Counteroffensive" (englisch)
  • politico.com: "Ukraine withholding counteroffensive details from allies" (englisch)
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