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Ukraine-Krieg in der Nacht | Russen melden Angriff auf Flotte bei Sewastopol


Attacke mit Drohnenboot
Russen melden Angriff auf Flotte bei Sewastopol

Von dpa, reuters, aj

Aktualisiert am 24.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Nächtliche Attacke: So soll die Ukraine Stellungen nahe Sewastopol angegriffen haben. (Quelle: t-online)

Der ukrainische Außenminister stellt Russland an den Pranger. Während in der Ukraine weitergekämpft wird, dankt Selenskyj seinen Soldaten für deren Einsatz. Die News im Überblick.

Die russische Schwarzmeerflotte hat dem städtischen Gouverneur zufolge am Montagmorgen einen Drohnenangriff auf die Krim-Hafenstadt Sewastopol abgewehrt. "Nach neuesten Informationen wurde eine Überwasserdrohne zerstört ... Die zweite explodierte von selbst", schrieb der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Stadt, Michail Raswoschajew, auf seinem Telegramkanal. "Jetzt ist die Stadt ruhig." Es seien keine Schäden gemeldet worden, fügte er hinzu. Sewastopol ist der Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Der Hafen war bereits mehrfach Ziel ukrainischer Drohnenangriffe.

Der ukrainische Außenminister hat Russland derweil mit deutlichen Worten an den Pranger gestellt: Moskau hat aus Sicht von Dmytro Kuleba neben dem Frieden in seinem Land und in ganz Europa die bis zum Kriegsbeginn herrschende Stabilität der Weltordnung zunichtegemacht. "Es hat die Grundprinzipien der Menschheit zerstört, indem es unsägliche Gräueltaten verübt hat", schrieb Kuleba gestern in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung "Die Welt". Es könne keinen wirklichen Frieden geben, wenn Moskau nicht für alle Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werde.

Kuleba: Nur echter Frieden bringt Ruhe

Die Hoffnungen auf ein 21. Jahrhundert im Zeichen des Friedens hätten sich durch das Vorgehen zerschlagen. "Stattdessen hat Russland uns in ein langes, von kolonialen Eroberungen geprägtes 19. Jahrhundert zurückgeworfen", schrieb Kuleba. "Dieser Krieg hat gezeigt, dass die Sicherheit in der Region unteilbar ist. Eine Bedrohung für einen ist eine Bedrohung für alle." Die Zukunft der euroatlantischen Sicherheit werde "auf dem Schlachtfeld in der Ukraine entschieden".

Kuleba erteilte Rufen nach schnellen Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew eine klare Absage. "Sollten wir jetzt einen Fehler begehen und uns dafür entscheiden, (Russlands Präsident Wladimir) Putin für seine Aggression in irgendeiner Form zu belohnen, anstatt ihn als Lehre für alle anderen Möchtegern-Aggressoren zu besiegen, wird die Zukunft der Ukraine, Europas und der ganzen Welt gefährdet." Dauerhafter Frieden könne nur durch die Wiederherstellung der international anerkannten Grenze der Ukraine erreicht werden.

"Echter Frieden bedeutet eine Welt, die unter der Herrschaft des Völkerrechts vereint ist", so Kuleba. Aus den Lehren der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts sei klar erkennbar, "dass die Welt einen echten Frieden braucht und kein Appeasement".

Selenskyj dankt ukrainischen Soldaten

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte den Soldaten des Landes für ihren Einsatz und Kampfeswillen. In seiner allabendlichen Videoansprache zählte er gestern eine Reihe von Einheiten auf, die sich in den Kämpfen der vergangenen Tage und Wochen besonders hervorgetan hätten. "Danke für Ihre Widerstandsfähigkeit, für die Verteidigung Ihrer Stellungen und damit für den Schutz der Ukraine", sagte Selenskyj. "Es ist wichtig, dies in jeder Stadt, in jedem Dorf zu verstehen, überall dort, wo es jetzt mehr oder weniger ruhig ist."

Überall dort, "wo heute nur ein ruhiger, sonniger Frühlingstag war", müssten die von den Frontkämpfern erbrachten Opfer gewürdigt werden. "Jeder Tag dieser Ruhe in den rückwärtigen Gebieten wird von unseren Soldaten in erbitterten Kämpfen an der Front gewonnen, in täglichen Kämpfen", sagte Selenskyj. Sein Appell an die Bevölkerung: "Helfen Sie unseren Soldaten immer, wenn sie es brauchen, unterstützen Sie den Staat und die Verteidigung, so gut Sie können."

Kiew: Russische Militärs nehmen wieder Wuhledar ins Visier

Russische Truppen machen sich nach Darstellung ukrainischer Militärs erneut zum Sturm auf die Stadt Wuhledar bereit. Der Ort im Südwesten der Oblast Donezk sei in den vergangenen Tagen wiederholt unter schweren Beschuss geraten, sagte gestern der regionale Militärsprecher Olexij Dmitraschkowski im ukrainischen Staatsfernsehen. Allein am Samstag sei die Stadt sechsmal von der russischen Luftwaffe angegriffen worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

"Der Feind verfolgt eine Taktik der verbrannten Erde", so Dmitraschkowski. "Damit soll sichergestellt werden, dass unsere Verteidiger keine Positionen finden, um sich zu verteidigen."

Eine mit Panzern verstärkte russische Eliteeinheit mit Marine-Infanteristen hatte erhebliche Verluste hinnehmen müssen, als sie in einer dreiwöchigen Offensive im Februar versuchte, das Gebiet um Wuhledar einzunehmen.

Kiew: Schwere Kämpfe um Bachmut und Awdijiwka gehen weiter

Russische Truppen führten gestern nach ukrainischen Angaben zahlreiche Angriffe gegen die Städte Awdijiwka und Bachmut im Osten der Ukraine. Insgesamt seien dort rund 45 Angriffe unter Verlusten für den Gegner abgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Abend mit. Auch aus Marjinka wurden mehrere russische Angriffe gemeldet.

Russische Militärs berichteten dagegen von wiederholten ukrainischen Artillerieangriffen auf Donezk. Die Großstadt im Donbass sei gestern mindestens fünfmal aus Raketenwerfern beschossen worden, meldete die russische Staatsagentur Tass. Über die Auswirkungen dieser Angriffe wurden keine Angaben gemacht. Artillerieangriffe wurden auch aus der ukrainisch kontrollierten Region Cherson im Süden des Landes gemeldet. Dort seien 35 Ortschaften beschossen worden, teilte der Generalstab in Kiew mit. Die Frontlinien blieben demnach unverändert.

Schweizer Botschafter verteidigt Nein zur Weitergabe von Munition

Der Schweizer Botschafter in Berlin, Paul René Seger, verteidigte derweil die Entscheidung der Regierung in Bern, die Weitergabe von Munition aus Schweizer Produktion an die Ukraine zu verweigern. Die Schweiz habe sich dazu entschlossen, auf die Anwendung militärischer Gewalt zu verzichten, sagte er der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). "Das heißt auch, dass wir keine Kriege unterstützen." Er verwies auf das Neutralitätsgebot, das in der Schweiz allergrößte Bedeutung habe. "Das ist bei uns ein Teil der DNA." Es sei vergleichbar mit dem Passus zum Wiedervereinigungsgebot im deutschen Grundgesetz.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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