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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Video aufgetaucht Auftritt von Wagner-Chef: Warum tat die Ukraine nichts?
Ein Video soll den Chef der Wagner-Söldner in unmittelbarer Nähe zur Frontlinie zeigen. Im Netz wird darüber spekuliert, warum die ukrainische Armee ihn nicht ausgeschaltet hat.
Der Chef der russischen Söldnermiliz Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat ein Video ins Netz gestellt, das ihn mit schwer bewaffneten Kämpfern in nächster Nähe zur Front in der Ukraine zeigen soll. Der Söldnerchef soll demnach vor einem sowjetischen Panzerdenkmal in der ostukrainischen Stadt Bachmut stehen – wenige Hundert Meter entfernt von der nächsten ukrainischen Stellung.
"Speziell für das New York Times Magazine aus Bachmut. Exklusiv von Jewgeni Prigoschin", schreibt Prigoschin in dem entsprechenden Beitrag auf Telegram von Mittwoch. Der Wagner-Chef inszeniert sich immer wieder als Kämpfer gegen die Ukraine und spielt offenbar darauf an, dass ihm bewusst ist, dass westliche Medien seine Updates aus dem Krieg genau verfolgen. Er habe sich mit den Kämpfern getroffen und weitere Szenarien für den Kriegsverlauf bekannt gegeben, heißt es in dem Beitrag.
Wie nah sich der Söldnerchef tatsächlich an die Front herangewagt hat, ist unklar. Während Prigoschin selbst angibt, 150 bis 250 Meter von der Front in Bachmut entfernt zu stehen, geben Kriegsbeobachter eine Distanz von 580 bis 800 Meter an. "Es befindet sich auf der anderen Seite des Flusses, eine halbe Meile vom Stadtzentrum entfernt", schreibt etwa der US-Journalist Christopher Miller.
Warum ist die Ukraine nicht eingeschritten?
Der Chef einer brutalen Killertruppe so nahe an der Front – und das ukrainische Militär lässt es geschehen? Im Netz wird diese Frage vielfach diskutiert. Manche Nutzer schreiben, dass sich Prigoschin selten derart nah an die ukrainischen Streitkräfte wagt. Ukrainische Geheimdienste und die Armee hätten Kenntnis davon haben und reagieren müssen.
Beobachter bringen ins Spiel, dass die ukrainischen Verteidiger nicht aktiv geworden seien, weil Prigoschin in seiner jetzigen Funktion der Ukraine lebend mehr nütze als tot, da er seit Langem die russische Armeeführung massiv kritisiert. "Diese Spannungen könnten der Ukraine künftig mehr helfen", schreibt ein proukrainischer Twitter-Nutzer, der unter dem Namen Ewhen Chymera postet. Am Donnerstag hatte Prigoschin erneut ein Video veröffentlicht, in dem er sich über den Munitionsmangel seiner Wagner-Truppe beklagte. Dem russischen Verteidigungsministerium warf er vor, seine Anrufe zu ignorieren und die Ausweise seiner Kämpfer deaktiviert zu haben.
Doch es gibt auch andere Stimmen: Der Politologe Roman Oben wendet auf Twitter ein, dass die Wagner-Gruppe durch den Verlust ihres Anführers zersplittern könnte und womöglich weniger schlagkräftig wäre. Das könne den Kriegsverlauf im Osten der Ukraine beeinflussen, da die russische Militärführung seit einer Weile die Wagner-Einheiten als Konkurrenten sieht und versucht, sie stärker zu kontrollieren.
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Zuvor hatte sich Prigoschin bereits in der ukrainischen Kleinstadt Soledar nördlich von Bachmut öffentlichkeitswirksam inszeniert. Der Söldnerchef hatte die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt verkündet und den Sieg ausschließlich für seine Kampftruppe reklamiert. Die russische Armeeführung dementierte das zunächst, räumte aber nach kurzer Zeit ein, dass Prigoschins Truppen zur Eroberung beigetragen hätten. Mehr zur Eroberung von Soledar lesen Sie hier.
Bachmut wieder besonders schwer umkämpft
Währenddessen tobt die Schlacht um Bachmut weiter. Seit fast neun Monaten versucht die russische Armee, die Stadt zu erobern, nun könnte das bald tatsächlich eintreten. Die Wagner-Truppen stehen bereits im östlichen Teil Bachmuts. Durch Korridore dringe man nun in Richtung des Stadtteils Sobachiwka im Süden und in Richtung des Buntmetallwerks im Norden der Stadt vor, behauptete die Gruppe am Mittwoch. Beobachtern zufolge soll der Ort von russischen Kräften eingekesselt werden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte zuletzt, die Ukraine werde Bachmut nicht aufgeben, und versprach, weitere Verstärkung in die Stadt zu schicken. Kiew fürchtet, dass die russische Armee durch eine Eroberung von Bachmut weiter in das Gebiet Donezk vorrücken und dieses komplett unter Kontrolle bekommen könnte.
- Twitter: @ChristopherJM, @ChrisO_wiki, @wartranslated, @EChymera, (alle englisch), @JulianRoepcke
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