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Markus Lanz wagt den Wagenknecht-Faktencheck: "Das ist Quatsch"


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Russische Journalistin attackiert Linken-Politikerin
Am Ende bürgt Lanz doch für Wagenknecht – in einer Hinsicht


Aktualisiert am 22.02.2023Lesedauer: 4 Min.
Sahra WagenknechtVergrößern des Bildes
Sahra Wagenknecht: Die Linken-Politikerin will, dass mit Wladimir Putin verhandelt wird. (Quelle: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/dpa)

Sie kritisiert nach dem Biden-Besuch "Polittourismus", wirft der Ukraine Kriegsverbrechen vor: Markus Lanz versucht den Sahra-Wagenknecht-Faktencheck. Sein Fazit: "Das ist Quatsch."

"Wir müssen noch mal das ganze Bild zeichnen", stellt Markus Lanz gleich zu Beginn seiner Talkshow am Dienstagabend klar. Danach wurde es selbst für seine Verhältnisse sehr laut. Gerade hatte die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht ihr mit Alice Schwarzer initiiertes "Manifest für Frieden" und die Forderung nach Verhandlungen verteidigt. Lanz warf ihr vor, bei ihren Argumenten über angeblich vom Westen gestoppte frühe Friedensgespräche die Fakten zu verdrehen. "Das ist Quatsch", fuhr er ihr dazwischen.

Die Gäste

  • Sahra Wagenknecht, Linken-Politikerin
  • Kevin Kühnert, SPD-Generalsekretär
  • Marina Owsjannikowa, Journalistin
  • Ljudmyla Melnyk, Ukraine-Expertin

Wladimir Putins Rede zur Lage der Nation sei eine "Kriegsrede" gewesen, stellte Wagenknecht am Anfang von "Markus Lanz" klar. "Genauso gefährlich" seien aber die Signale von US-Präsident Joe Biden bei dessen Reise nach Kiew gewesen. Es mache ihr Angst, dass beide Seiten sich immer weiter hochschaukelten. "Das kann sich diese Welt, die voller Atomwaffen ist, nicht leisten", warnte die Linken-Politikerin. Sie kritisierte: "Bislang gibt es keinerlei Friedensinitiative des Westens." Als sie erwartungsgemäß auf Naftali Bennett zu sprechen kam, war das der Moment, auf den Lanz gewartet hatte.

Lanz: Faktencheck zu Wagenknecht

Wagenknecht verweist gern auf die frühen Vermittlungsbemühungen des damaligen israelischen Ministerpräsidenten. Sie will damit ihre These stützen, dass die USA und das Vereinigte Königreich einen frühen Frieden verhindert haben, die Ukraine und Russland aber kompromissbereit gewesen wären. "Ich habe geguckt, was er wirklich gesagt hat", ging Lanz dazwischen. Er warf Wagenknecht vor, bei der Darstellung ihrer Argumente "intellektuelle Bequemlichkeit" walten zu lassen.

"Sie reden von einem Friedensabkommen, er von einem Waffenstillstand. Das ist eine völlig andere Geschichte. Sie sagen 'waren da ganz nah dran', er sagt: 50 Prozent", konfrontierte Lanz Wagenknecht.

Die meinte ihrerseits, Lanz gebe die Fakten nicht korrekt wieder. "Es zeigt ja nur, es geht. Verhandlungen können funktionieren. Deshalb brauchen wir jetzt wieder Verhandlungen", bekräftigte sie. Aber die Massaker von Butscha hätten doch alles verändert, widersprach Lanz.

"Kriegsverbrechen sind ein Grund mehr, einen Krieg zu beenden", erwiderte Wagenknecht. Jeden Tag würden in der Ukraine Kriegsverbrechen begangen. Warum formuliert sie das so passiv?, wollte Lanz wissen. "Weil sie von beiden Seiten begangen werden", erklärte Wagenknecht. "Ui", meinte der Moderator. "Wie lange verlängern wir das Sterben?", fragte sie. "Nicht wir verlängern das Sterben", entgegnete er.

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Lanz weist Wagenknecht zurecht

"Ich finde diesen Krieg abscheulich, ein Verbrechen. Deshalb will ich, dass er endet", beteuerte Wagenknecht wiederholt. Sie sagte aber auch: Russland gehe es nicht primär um Territorien, sondern darum, dass die Nato keine Militärbasen in der Ukraine errichtet: "Das war immer der Kern." Die USA würden "genau so" handeln, sollte China plötzlich in Mexiko Soldaten stationieren. "Das ist die alte Nato-Geschichte, die sie gerade erzählen. Es wird dadurch nicht wahrer, dass sie es immer wieder wiederholen", meinte Lanz. Er verwies erneut auf Butscha, als Wendepunkt auch in der Bereitschaft zu Kompromissen gegenüber dem Angreifer. "Sie sagen: Da werden Frauen vergewaltigt. Nein: Russen vergewaltigen Frauen."

Wagenknecht kritisierte zudem nach dem Besuch des US-Präsidenten Joe Biden in Kiew einen "Polittourismus, wo man bewacht und beaufsichtigt" durch die Ukraine reise. Ihr Vorschlag: Die Ukraine verpflichtet sich zur Neutralität, erhält Sicherheitsgarantien und die Menschen in den umkämpften Provinzen sollen in einer von den Vereinten Nationen geschützten Abstimmung darüber entscheiden, zu welchem Land sie gehören wollen.

Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass die Menschen abstimmen möchten?, fragte Ljudmyla Melnyk vom Institut für Europäische Politik. "Sie haben kein einziges Mal das Wort 'Gerechtigkeit' in den Mund genommen", warf die gebürtige Ukrainerin Wagenknecht vor. Sollten die Menschenrechtsverbrechen einfach vergessen werden?

"Man kann mit einem Kriegsverbrecher nicht verhandeln", stellte auch Marina Owsjannikowa klar. Die russische Journalistin war kurz nach der Invasion mit einem Protestplakat in eine Nachrichtensendung im Staatsfernsehen gestürmt.

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Lanz bürgt dann doch für Wagenknecht

"Seit 2014 habe ich das Gefühl, dass Sahra Wagenknecht von Putin bezahlt wird. Mit wem wollen sie hier verhandeln? Mit einem Kriegsverbrecher, der das ukrainische Volk ausrottet und auch das russische? Sie vertreten hier Putins Narrative", übersetzte eine Dolmetscherin Owsjannikowas Angriff auf die Linken-Politikerin. "Wir kennen uns nicht gut", schränkte Lanz ein. Er lege aber dennoch diesbezüglich seine Hand für Wagenknecht ins Feuer.

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert gestand Wagenknecht in der teils sehr lautstarken Runde zu, in ihrem Manifest durchaus einige gute Gedanken darzulegen. So würden die meisten Beobachter davon ausgehen, dass der Angriffskrieg irgendwann mit Verhandlungen enden wird. "Aber sie blenden den entscheidenden Faktor aus", warf er Wagenknecht vor: "Die Ukraine selbst." Das angegriffene Land werde bei Wagenknecht und Schwarzer zu einem Objekt degradiert, das wie ein Spielstein in der internationalen Politik hin- und hergeschoben werde.

"Sie reden über mögliche Lösungen oder Vereinbarungen, der irgendwo wer aufgeschrieben hat, ohne einmal zu hinterfragen, ob eigentlich die Ukraine damit einverstanden gewesen wäre", monierte Kühnert. "Ob der demokratisch gewählte Präsident der Ukraine vor sein Volk treten kann, mit den Bildern (aus Butscha) und sagen kann: Ich glaube, dass darin ein nachhaltiger, gerechter Frieden liegt. Diesen Faktor blenden Sie einfach aus."

Verwendete Quellen
  • zdf.de: "Markus Lanz" vom 21. Februar 2023
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