Ex-US-Botschafter in Russland "Putin wird sich nicht von diesem desaströsen Krieg erholen"
Der Ex-US-Botschafter für Russland, Michael McFaul, ist überzeugt, dass Putin um eine drohende Kriegsniederlage wisse. Dafür gebe es mehrere Anzeichen.
Für den ehemaligen US-Botschafter für Russland, Michael McFaul, steht fest, dass Wladimir Putin sich bewusst sei, dass er den Krieg in der Ukraine verlieren werde. Das schreibt McFaul in einem Meinungsbeitrag in der Tageszeitung "Washington Post". In seiner Analyse führt er unter anderem die Tatsache an, dass Putin kürzlich die militärische Spitze umgebaut und den russischen Oberbefehlshaber Sergej Surowikin durch Waleri Gerassimow ausgetauscht hat. "Kriegsführer wechseln Befehlshaber, wenn sie verlieren, nicht, wenn sie gewinnen", schreibt McFaul dazu.
Ein weiteres Anzeichen dafür, dass Putin sich seines Versagens bewusst sei: die Absage seiner jährlichen Pressekonferenz. Der russische Machthaber habe sich nicht einmal getraut, Fragen von loyalen und beeinflussten Medienvertretern zu beantworten. Zudem würden Putins Propagandisten deprimiert klingen und öffentlich darüber lamentieren, dass Russlands "militärische Spezialoperation" keines der eigentlichen Ziele erreicht habe.
Frühjahrsoffensive ändert nichts an bisherigen Verlusten
Putins vermutlicher Plan, den Verlusten von 2022 mit einer großen Offensive im Frühjahr etwas entgegenzusetzen, hält McFaul nicht für realistisch. Selbst vereinzelte Erfolge würden nichts daran ändern, dass Putins einstige Reputation als allmächtiger und alles wissender Anführer Schaden genommen habe. "Putin wird sich nicht von diesem desaströsen Krieg in der Ukraine erholen", schreibt Mc Faul.
Der russische Machthaber werde wahrscheinlich nicht gestürzt werden, schreibt Mc Faul, es sei jedoch eindeutig, dass Putins beste Tage hinter ihm lägen. Er habe sich mit der Ukraine übernommen und dieser Krieg könnte den Anfang vom Ende Putins markieren. "Das Verhalten des russischen Präsidenten lässt darauf schließen, dass selbst er diese Tatsache verstanden hat", schlussfolgert McFaul in seinem Text.
- washingtonpost.com: "Opinion | Are we seeing the beginning of the end of Putinism?"