Leopard-2-Panzer Melnyk kritisiert "fragwürdige Salamitaktik" der Bundesregierung
Bei der Lieferung deutscher Kampfpanzern an die Ukraine gibt es noch immer keine Einigung. Ex-Botschafter Melnyk spricht von einer "Riesenenttäuschung".
Nach dem Treffen der Ukraine-Unterstützer auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Ramstein hat der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk die Bundesregierung für ihre Blockadehaltung bei der Lieferung von Kampfpanzern kritisiert. "Es ist eine Riesenenttäuschung, dass Deutschland sich beim Thema Leopard wegduckte", sagte der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland der "Welt am Sonntag". "Dass man jetzt immer noch abwägen will, ist nichts anderes als eine Blamage."
Berlin vergeude wertvolle Zeit mit einer "fragwürdigen Salamitaktik" bei der Waffenhilfe für die von Russland angegriffene Ukraine, kritisierte der Regierungsvertreter. Beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe hatten am Freitag die Vertreter von 50 Unterstützer-Nationen der Ukraine auf dem US-Stützpunkt Ramstein beraten. Sie konnten sich dabei nicht auf die Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine einigen.
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"Was sollte man bitteschön prüfen?"
Der neue Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte am Freitag im rheinland-pfälzischen Ramstein, er habe eine Prüfung der Bestände von Leopard-Kampfpanzern für eine eventuelle Lieferung in die Ukraine veranlasst. Hinsichtlich einer tatsächlichen Lieferung gebe es bei den Ukraine-Unterstützerstaaten aber weiter "kein einheitliches Meinungsbild".
"Was sollte man bitteschön prüfen?", fragte Melnyk im Gespräch mit den Sendern RTL und ntv. Bereits Anfang März 2022 sei der Ukraine klar gewesen, wie viele Panzer die Bundeswehr sowie die deutsche Rüstungsindustrie der Ukraine liefern könnten. "Ich rufe daher den Verteidigungsminister auf, diese Prüfung in den nächsten Tagen sehr zügig abzuschließen, um die Lieferung von deutschen Kampfpanzern endlich zu ermöglichen." Die Ukraine brauche "ein gewaltiges Panzer-Bündnis", um Menschenleben in der Ukraine zu retten.
- Nachrichtenagentur AFP