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Selenskyj weckt in Washington Erinnerungen an Churchill


Parallele zum Zweiten Weltkrieg
Selenskyj weckt in Washington Erinnerungen an Churchill

Von afp, t-online
Aktualisiert am 22.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Präsident der Ukraine in Washington - KongressVergrößern des Bildes
Wolodymyr Selenskyj vor dem US-Kongress: "Wir werden uns nie ergeben." (Quelle: Carolyn Kaster/AP/dpa/dpa-bilder)
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81 Jahre liegen zwischen den Reden der beiden Regierungschefs vor dem US-Kongress. Dennoch zeigen sich einige Parallelen.

Zwei Anführer eines angegriffenen Landes auf der Suche nach Unterstützung der Vereinigten Staaten: Die Washington-Reise Wolodymyr Selenskyjs erinnert an jene Winston Churchills im Jahr 1941. "Die Ukraine wird sich niemals ergeben", verkündete der ukrainische Präsident am Mittwoch vor dem jubelnden US-Kongress. Seine Wortwahl lässt an die des britischen Kriegspremiers denken: "Wir werden uns nie ergeben", sagte Churchill am 4. Juni 1940 in einer der berühmtesten Reden der Geschichte vor dem britischen Unterhaus.

Anderthalb Jahre später, am 26. Dezember 1941, sprach Churchill dann vor dem US-Kongress. Viele Politiker und Journalisten in den USA verwiesen auf die Parallelen zwischen dem Besuch Selenskyjs kurz vor Weihnachten und dem Churchills vor 81 Jahren. Die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton lobte auf Twitter den "Churchill'schen Mut" des ukrainischen Staatschefs und fügte hinzu: "Unsere Botschaft muss die gleiche sein wie damals: Wir sind an eurer Seite."

Auch Nancy Pelosi, die Sprecherin des Repräsentantenhauses, erinnerte bei Selenskyjs Begrüßung an die Rede, die der britische Premierminister dort gehalten hatte. Der habe damals gesagt, "dass wir die edelste Arbeit der Welt tun, indem wir nicht nur Häuser verteidigen, sondern die Sache der Freiheit in allen Ländern. Genau das tut das ukrainische Volk", bekräftigte sie.

Wichtiger Unterschied: Churchill blieb deutlich länger

Doch der Vergleich zwischen dem Ukrainer und dem Briten hat auch Grenzen: Churchill hielt sich auf Einladung des damaligen Präsidenten Franklin D. Roosevelt zwischen Ende Dezember 1941 und Anfang Januar 1942 drei Wochen lang in den USA auf. Historiker berichten, der lange Besuch habe an den Nerven von First Lady Eleanor Roosevelt gezerrt, der die langen nächtlichen Gespräche der beiden Männer bei Brandy und Zigarren missfielen.

Das Personal war überrascht von dem Gast, der gern in Pyjama und Seidenbademantel durchs Weiße Haus lief, Sherry vor dem Frühstück trank und Champagner zum Mittagessen.

2022 sind solche Szenen undenkbar. Nicht nur, weil das Reisen schneller geht, sondern auch, weil sich der diplomatische Austausch stark verändert hat und vor allem unter ungleich strengeren Sicherheitsbedingungen abläuft. Der ukrainische Präsident blieb nur wenige Stunden in Washington, besprach sich, gekleidet in ein militärgrünes Sweatshirt, im Oval Office mit US-Präsident Joe Biden, bevor die beiden vor die Presse traten. Eine Analyse des Staatsbesuchs lesen Sie hier.

Ein entscheidender Unterschied

Churchill überquerte, trotz der Gefahr durch deutsche U-Boote, den Atlantik mit dem Schiff. Auch Selenskyjs Flug war nicht ganz ungefährlich, weshalb die Reise im Geheimen vorbereitet und ganz kurzfristig angekündigt wurde.

In Washington hätte sich der ukrainische Staatschef auch Churchills Worte zu Nazi-Deutschland und seinen Verbündeten zu eigen machen können: "Wir stehen gewaltigen Mächten gegenüber. Sie sind verbissen, sie sind skrupellos", sagte der Premier vor den US-Abgeordneten damals.

Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Als Churchill nach Washington reiste, hatte Japan gerade den US-Stützpunkt Pearl Harbour angegriffen und die Vereinigten Staaten damit in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen. Ganz anders heute: Biden betont zwar immer wieder, dass die USA die Ukraine "so lange wie nötig" unterstützen werden. Aber der US-Präsident hat nicht vor, eigene Truppen in die Ukraine zu schicken und sein Land zur Kriegspartei gegen Russland werden zu lassen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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