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Ukraine | Kämpfe um Bachmut: "Sie kommen wie Zombies auf uns zugelaufen"


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Ukrainer über Wagner-Söldner
"Sie kommen wie Zombies auf uns zugelaufen"


Aktualisiert am 25.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ein ukrainischer Offizier an der Frontlinie bei Bachmut: "Sie ducken sich nicht, werfen sich nicht hin." (Quelle: Efrem Lukatsky)
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Seit Monaten versucht die russische Gruppe Wagner, Bachmut in der Region Donezk zu stürmen. Ihre Leben scheinen den Angreifern längst egal zu sein.

Bei Bachmut zeigt sich der Irrsinn des russischen Überfalls auf die Ukraine besonders deutlich. Angeführt von der Söldnertruppe Wagner versuchen die Russen seit Monaten vergeblich, die Stadt in der Region Donezk einzunehmen – obwohl sie ihre strategische Bedeutung längst verloren hat. Minimalen Geländegewinnen stehen massive Verluste der Angreifer gegenüber, doch das scheint ihnen gleichgültig.

"Mit Nachtsichtgeräten können wir sehen, wie sie wie Zombies auf uns zukommen", berichtet der ukrainische Soldat Jura dem finnischen Portal "Iltalehti". Dessen Reporterin hatte die ukrainischen Verteidiger in Soledar besucht, einem Vorort nordöstlich von Bachmut. "Sie kommen einfach in großen Gruppen auf uns zu. Wenn wir anfangen zu schießen, versuchen sie nicht einmal, in Deckung zu gehen. Sie laufen einfach wie in Zeitlupe weiter", schildert der Soldat der 93. motorisierten Infanterie-Brigade das Verhalten der Russen.

Ukrainer halten Angriffen stand

Der Soldat vermutet, dass die russischen Angreifer unter Drogeneinfluss stehen. "So verhält sich doch niemand. Sie ducken sich nicht, werfen sich nicht hin, wenn wir schießen – nichts." Problematisch für die Verteidiger sei aber die große Zahl der Angreifer, sagt Jura: "Es werden immer mehr von ihnen." Tatsächlich ist Bachmut das einzige Kampfgebiet in der Ukraine, in dem die Russen überhaupt noch in der Offensive sind.

"Sie haben den Durchbruch aus verschiedenen Richtungen versucht: von Norden her aus Isjum, dann aus der Richtung Mariupol, jetzt von Popasna her", sagte kürzlich Wadym Skibitsky, der Vizechef des ukrainischen Militärgeheimdienstes t-online. Es sei ein verlustreicher Kampf, so Skibitsky: "Aber unsere Linien halten den Angriffen stand." Im Oktober gestand selbst Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ein, dass seine Truppen kaum 200 Meter pro Tag an Bachmut herankamen. Nennenswerte Durchbrüche konnten sie auch seither nicht erzielen.

"Sie behandeln sie wie Einweg-Soldaten"

Trotzdem schicken die Befehlshaber Tag für Tag immer neue Gruppen von kaum bewaffneten oder ausgerüsteten Männern gegen die gut befestigten Stellungen der Ukrainer. Von bis zu 80 Angriffen täglich sprach der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj Anfang November, meist nur mit einfachen Fußsoldaten: "Sie behandeln sie wie Einweg-Soldaten", so der ukrainische Artillerist Wolodymyr in der "Washington Post". Die Leidtragenden auf russischer Seite sind vor allem kürzlich mobilisierte Reservisten und Häftlinge, die die Wagner-Gruppe zu Tausenden in russischen Gefängnissen rekrutiert hat.

Dabei wundern sich Militärexperten schon länger, warum sich die Russen ausgerechnet in Bachmut festgebissen haben. Im Frühsommer befand sich die russische Armee in der Region noch auf dem Vormarsch. Ende Juni musste die ukrainische Armee zuerst Sjewjerodonezk und eine Woche später die Schwesterstadt Lyssytschansk aufgeben.

Bachmut war aus russischer Perspektive der logische nächste Schritt, da von dort aus die strategisch wichtigen Städte Kramatorsk und Slowiansk in Reichweite der russischen Artillerie liegen. Die Einnahme von Bachmut wäre also entscheidend gewesen für die Eroberung der gesamten Region Donezk, dem erklärten Ziel des Kreml. Doch seitdem ist viel passiert.

Prigoschin will Triumph in Bachmut

Anfang September startete die ukrainische Armee einen überraschende Offensive im Nordosten des Landes und befreite innerhalb weniger Tage die gesamte Region Charkiw, die unmittelbar an die Region Donezk grenzt.

Mit der Befreiung von Kupiansk und Isjum, zwei wichtigen Drehkreuzen für den russischen Nachschub im Osten der Ukraine, hat Bachmut seine strategische Bedeutung für die Russen eigentlich verloren, da sie die Region Donezk ohne Isjum gar nicht verteidigen könnten. Kriegsbeobachter halten die fortgesetzten Angriffe auf Bachmut inzwischen für rein politisch motiviert: Für Wagner-Chef Prigoschin wäre die Einnahme der Stadt ein politischer Triumph.

Gestützt auf seine 2014 gegründete, eigentlich illegale Privatarmee, inszenierte sich Prigoschin zuletzt immer offensiver als unabhängige Macht in Russland. Der als "Putins Koch" bekannte frühere Cateringunternehmer redete erstmals öffentlich über seine "Firma", die Anfang des Monats auch noch ein prominentes Hochhaus in Sankt Petersburg bezog, und behauptet zudem, er habe sich in US-Wahlen eingemischt. Zuletzt machte Prigoschin Witze über ein Video, in dem Wagner-Angehörige einen rekrutierten Häftling mit einem Hammer hinrichten.

Kritik an Kremlchef Putin ist von Prigoschin nicht zu hören, er zielt im Verbund mit dem tschetschenischen Regionalfürsten Ramsan Kadyrow vor allem auf die Armeeführung, um seine eigenen Kämpfer besser aussehen zu lassen und mehr Einfluss auf die russische Kriegsführung zu bekommen.

"Putins Abhängigkeit von Prigoschins Truppen bei Bachmut erlauben es dem Wagner-Chef, die reguläre russische Armee zu kritisieren, ohne sich in Gefahr zu begeben", schreibt die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW). "Dabei verschleiert Prigoschin den Aufbau seiner unabhängigen Machtbasis mit öffentlichen Appellen an die Einheit Russlands."

Verwendete Quellen
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